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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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beobachtet hatte. Also hatte sie das fiese Grinsen auch gesehen. Perfekt. Ich finde wirklich, dass wir uns öfter die Zeit nehmen sollten, kleine Momente des Triumphs wie diesen mehr zu genießen.
    Nell machte eine große Show daraus, die Tür hinter sich zu schließen und auf diese Weise zu betonen, dass sie gehendurfte, während ich von der Lehrerin gegrillt wurde.
    Als die Tür endlich zu war, sagte ich zu Anne: »Ich habe ihren dämlichen Stein nicht zerbröselt. « Ich verschränkte wieder die Arme vor der Brust. So sehr ich hoffte, nicht für immer auf der dunklen Seite zu stehen, fürchtete ich doch, dass Anne mir genau das an den Kopf werfen und mir sagen würde, dass ich mich nie ändern und deswegen ebenso gut von hier verschwinden könnte.
    Aber stattdessen sagte sie: »Hältst du es für möglich, dass es Nell war, die die dunklen Verwünschungen in deinem Zimmer hinterlassen hat?«
    Ich war so überrascht, dass ich etwa eine Minute brauchte, um ihre Frage zu verarbeiten. »Ich weiß nicht«, erwiderte ich zögerlich. »Ich dachte eigentlich, sie hätte nicht die Fähigkeiten dazu, aber ich kann das nicht wirklich beurteilen.
    Ich dachte auch nicht, dass sie mich so sehr hasst. Aber allmählich kommen mir Zweifel.«
    »Warum sollte sie dich hassen?« Annes blaue Augen blickten freundlich und neugierig.

    »Eigentlich weiß ich das nicht«, sagte ich verlegen. »Wenn überhaupt, geht es dabei um Reyn - sie ist verrückt nach ihmund er nimmt es nicht zur Kenntnis. Eigentlich sollte sie auch bemerkt haben, dass Reyn und ich einander aus dem Weggehen. Also, wenn das der Grund ist, verschwendet sie nur ihre Zeit.
    »Hm.« Anne strich sich das feine dunkle Haar aus der Stirn und sah mich nachdenklich an.
    »Aber ihren Stein habe ich nicht zerbröselt«, fügte ich hinzu. »Ich habe nicht auf die alte Weise Magie ausgeübt.« »Ja, ich weiß«, sagte sie. »Das war sie selbst. Im Grunde hat sich ihr Stein geweigert, eine Verbindung zu ihr aufzubauen.« Ich blinzelte. »Was? Deswegen hat er sich selbst zerstört?« »Allerdings. Obwohl ich eigentlich das Gefühl hatte, dass es der richtige für sie war«, sagte Anne. »Das ist interessant. Wie fühlte sich deine Kraft an?«
    Ich wollte nicht angeben oder wild herumschwärmen. »Es hat sich echt gut angefühlt. Sehr stark. Es war nicht dunkel oder unheimlich, nichts, vor dem ich mich zurückziehen wollte. Ich habe die Worte gehört, die ich gesungen habe, und ich fand, dass sie ... stark geklungen haben. Und wunderschön.« So viel zum Thema nicht Angeben.
    »Das stimmt auch. Sie waren unglaublich stark. Und unglaublich schön. Das ist dein Vermächtnis.« Sie musterte mich, als wollte sie sich mein Gesicht einprägen. Das machte mich nervös und so steckte ich meinen Mondstein in die Tasche und ging zu meiner Jacke.
    Draußen war es so dunkel wie unter einem schwarzen Mantel und Schneeflocken trieben durch die Luft.
    »Was empfindest du für deinen Stein?«
    Ich schaute nach unten und fummelte an dem blöden Zwei-WegeReißverschluss meiner Daunenjacke herum. Wermacht denn schon seinen Reißverschluss von unten auf?
    Niemand! Dann sah ich doch in Annes Augen. Ausnahmsweise rutschte mir nichts Sarkastisches oder Freches heraus.
    »Ich ... ich liebe ihn«, stieß ich hervor und fand es sofort peinlich, so viel preiszugeben. »Ich liebe ihn. Er gehört mir. Er ist ... ist ... «
    »Ein Teil von dir «, sagte Anne ruhig.
    »Ja«, murmelte ich und gab den Kampf mit dem Reißverschluss auf.
    »Es ist der perfekte Stein für dich«, erklärte Anne, während sie im Raum Ordnung machte und dann ihren Mantel anzog.»Du wirst interessante Magie damit praktizieren. Darauf freue ich mich schon.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Erinnerst du dich, wo du das Lied gelernt hast, das du gesungen hast?«, fragte sie und schloss hinter uns die Tür.Nebeneinander gingen wir den Flur hinunter. Es war schon spät, meine Lider waren schwer und ich war emotional erschöpft. »Nein«, sagte ich und hielt meine Jacke zu, als wir in die kalte Nachtluft hinaustraten. Die Dunkelheit umfing unsund verlieh unserem Gespräch eine gewisse Intimität. Plötzlich kam die Wahrheit wie von selbst aus meinem Mund.
    Sehr ungewöhnlich. »Vorhin fühlte es sich an, als käme der Gesang aus dem Boden, sozusagen aus der Erde «, sprudelteich los. »Ich hatte das Gefühl, als wäre ich nur der Übermittler von etwas, das bereits existiert und

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