Entflammte Herzen
Kandidatinnen nahm er nur noch recht verschwommen wahr, und als sie sicji endlich alle vorgestellt hatten und aufhörten zu plappern, konnte Kade an nichts anderes mehr denken als daran, möglichst bald in den »Bloody Basin Saloon« zu gehen und seine Müdigkeit und seinen Verdruss mit ein paar großzügig bemessenen Whiskeys hinunterzuspülen. Vielleicht wäre er sogar auf der Stelle ohnmächtig geworden, vor den Augen seiner Brüder und der Hälfte der Rancharbeiter der Triple M, wenn in diesem Moment nicht Becky Fairmont hereingekommen wäre und sich nun einen Weg durch die Frauen bahnte, wie der Herr die Wasser des Roten Meers geteilt hatte, um die Israeliten passieren zu lassen.
Als Emmelines Mutter und Haupteigentümerin des » Hotels Arizona«, besaß Becky eine nicht zu unterschätzende Macht, und obwohl die bestellten Bräute nicht allzu glücklich darüber schienen, traten sie, wenn auch nicht ganz ohne Murren, zurück.
»Kade McKettrick«, bemerkte Becky mit Entschiedenheit, als sie sich bei ihm unterhakte und ihn auf die Tür zur Eingangshalle zusteuerte. »Du bist genau der Mann, den ich sehen wollte.«
Die Bräute hinter ihnen begannen laut zu protestieren, und auch die Cowboys hatten auf seine Kosten etwas zu lachen, doch Kade wäre dem Teufel selbst hinausgefolgt, um all diesen heiratslustigen Frauen zu entkommen.
Er atmete jedoch erst auf, als Becky und er sich hinter geschlossenen Türen in ihrem Büro hinter der Rezeption befanden. Die frühere Bordellwirtin, die noch immer elegante Reisekleidung und einen schicken Hut mit einer langen Feder trug, ging geradewegs zu einer Anrichte und schenkte einen doppelten Whiskey für sie beide ein.
Kade stürzte seinen in einem Zug hinunter, und dann ließ er sich in den Sessel fallen, den Becky ihm zugeschoben hatte, dachte an die bestellten Bräute und überlegte, ob er nicht besser irgendetwas Schweres vor die Tür schieben sollte.
»Ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten«, verkündete Becky, während sie an ihrem Whiskey nippte und es sich hinter ihrem Schreibtisch bequem machte. Sie war dunkelhaarig und noch immer eine schöne Frau, aber sie war auch zart und sehr zerbrechlich. Wie Kades Vater, Angus, hatte sie ein schwaches Herz, was sie jedoch keineswegs dazu veranlasste, ein wenig kürzer zu treten.
»Und was soll das für ein Vorschlag sein?«, fragte Kade nach einem hoffnungslosen Blick auf die Whiskeykaraffe auf der anderen Seite des Raums. Diese Leute von der Happy-Home-Heiratsagentur in Kansas City waren etwas zu übereifrig mit der Erledigung von Bestellungen, fand er. Er hatte vielleicht zwei oder möglicherweise sogar drei Bräute bestellt, da er manchmal etwas zerstreut war, aber sechs?
»John Lewis und ich möchten heiraten und dann auf eine richtige Hochzeitsreise gehen«, informierte Becky ihn. »Das Problem ist nur, dass diese Stadt hochgehen wird wie ein chinesisches Feuerwerk wegen der Probleme zwischen der Triple M und der Circle C, und das nur unter anderem. John sagt, er könnte sie nicht unbeaufsichtigt lassen. Was meinst du, hättest du keine Lust, dir für eine Zeit lang seine Plakette anzustecken und dich Marshal McKettrick zu nennen?«
Kapitel 4
D a es nicht Kades Art war, wichtige Entscheidungen ganz spontan zu treffen, gab er Becky nicht sofort eine Antwort. Sie tranken beide noch einen Whiskey, und er zerbrach sich den ganzen Abend und den größten Teil der Nacht den Kopf über ihr Angebot.
Doch so gründlich er auch darüber nachdachte, am nächsten Morgen war er noch immer nicht zu einem Entschluss gekommen. Auf der einen Seite gehörte er zur Triple M, wie Kiesel zu einem Bachbett gehörten, und das war ihm auch durchaus bewusst. Auf der anderen Seite jedoch interessierte er sich sehr für das Gesetz und studierte es praktisch schon, solange er zurückdenken konnte, und die Möglichkeit, etwas von diesem Wissen in die Praxis umzusetzen, reizte ihn schon sehr.
Er nahm sein Frühstück mit Becky und John im Speisesaal ein und versprach ihnen, so schnell wie möglich einen Entschluss zu fassen.
Der Ritt zur Ranch war anstrengend, und als Kade und Jeb endlich den Bach überquerten und zum Haus hinaufritten, saß Angus auf der vorderen Veranda, als hätte er sie schon erwartet. Der alte Mann sah vertrocknet, grau und seltsam eingefallen aus. Er saß in einem Schaukelstuhl, mit einer Decke über seinen Beinen, aber seine blauen Augen funkelten, als er seine Söhne näher kommen sah. Es war die pure
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