Entflammte Herzen
seine Söhne heirateten und Väter wurden, und vielleicht nicht einmal unbedingt in dieser Reihenfolge. Rafe lag ganz vorne im Rennen um die Ranch, da er die Ehefrau (wenn nicht sogar das Kind) schon hatte, aber ob sie gewannen oder verloren - Kade sah keine Möglichkeit für sich und Jeb, dem Dekret ihres Vaters überhaupt noch zu entkommen. O ja. Der alte Herr würde schon dafür sorgen, dass auch sie heirateten und eine Familie gründeten. Andernfalls würde auf der Triple M der Teufel los sein.
»Sechs bestellte Bräute< warten in Indian Rock auf seine Entscheidung«, berichtete Jeb mit diesem spöttischen Grinsen, das er schon die ganze Zeit zur Schau trug. Kade hätte es ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen, doch Concepcion hatte ihn mit den zwei Ecken des Tischtuchs, die sie hinter seinem Nacken zusammengebunden hatte, regelrecht gefesselt, und zudem war sie mit einer Schere bewaffnet. »Und dann ist da auch noch dieser Posten, der ihm angeboten wurde.«
»Sechs Bräute?«, wiederholte Angus, der immer noch bei den vielen Bräuten war, und machte ein so entgeistertes Gesicht, dass Kade nicht hätte entscheiden können, ob er erfreut oder entsetzt war. »Was, zum Donnerwetter, könnte ein einzelner Mann schon mit sechs Frauen wollen?«
Jebs Grinsen wurde gewinnender. Er hatte sich mit diesem Grinsen eine Menge Prügel erspart - und sich sogar noch mehr damit eingehandelt. »Du scheinst wirklich langsam alt zu werden, Pa.«
Angus runzelte die Stirn, doch dann tauschte er einen raschen Blick mit Concepcion, der Kade dazu veranlasste, sich noch etwas gerader hinzusetzen. Er wäre jede Wette eingegangen, dass Jeb es nicht einmal bemerkt hatte - sein Bruder war wieder einmal viel zu beschäftigt damit, dummes Zeug zu reden -, aber Kade merkte sich den kurzen Austausch, um später noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken.
»Was ist das für ein Posten, der dir angeboten wurde?«, hakte Angus mit einem Gesicht nach, das plötzlich wie versteinert war. Seiner Ansicht nach gehörten seine Söhne auf die Triple M und nirgendwo sonst hin. Das Leben wäre vielleicht ein wenig einfacher für Kade, wenn er nicht in diesem Punkt derselben Meinung wäre. Wahrscheinlich würde er längst als Anwalt in San Francisco praktizieren oder für die Detektivagentur Pinkerton arbeiten, wenn seine Liebe zu der Ranch nicht wäre.
»Es ist möglich, dass ich John Lewis für eine Weile vertreten werde«, erklärte Kade mit einem bösen Blick auf Jeb und gab ihm mit den Augen zu verstehen, dass er ihn so bald wie möglich für seine Indiskretion zur Rechenschaft ziehen würde.
»Wenn du mich fragst, Jeb«, sagte Concepcion, als eine kurze Gesprächspause es ihr ermöglichte, auch ein paar Worte einzuwerfen, »solltest du dich lieber ebenfalls nach einer Frau umsehen, statt deinen Bruder so zu quälen.«
Jeb grinste noch breiter und zuckte mit den Schultern. »Es ist durchaus möglich«, erwiderte er glatt, »dass ich schon eine Frau gefunden habe.« Und dann hob er seine linke Hand, und Kade entdeckte in der Tat einen schlichten goldenen Ring an dem entsprechenden Finger. Wahrscheinlich hatte er ihn in der Stadt dazu benutzt, die bestellten Bräute auf Distanz zu halten.
Es wurde so still im Raum, dass Kade geschworen hätte, er sei plötzlich taub geworden, wenn nicht das leise Knacken des Feuers im Herd gewesen wäre.
Kapitel 5
W enn du eine Frau gefunden hast, wo ist sie dann, Jeb?«, brummte Angus, der als Erster seine Stimme wiedergefunden hatte. Denn einen Ring konnte sich schließlich jeder kaufen, und Jeb war bekanntermaßen gewieft genug, um zu einem solchen Trick zu greifen.
»Ja«, echote Kade. »Wo ist sie?« Er hatte weder etwas von einer Braut noch von einem Ring gesehen, seit er seinen Bruder in Tombstone aufgestöbert hatte. Aber das bedeutete nicht, dass dieser Satansbraten von einem Bruder nicht irgendwo eine Frau versteckte und vorhatte, sie ihnen im schlimmstmöglichen Augenblick zu präsentieren. Und weiß der Himmel, ob sie nicht vielleicht sogar schon schwanger war!
Jeb sann noch über seine Antwort nach und genoss es für Kades Geschmack ein bisschen zu sehr, sie auf die Folter zu spannen, als das Thema sich plötzlich ganz von selbst erledigte. Ein Wagen fuhr draußen vor, lautes Getöse erhob sich, und Concepcion hielt im Schneiden inne und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick aus dem Fenster über der Spüle zu werfen.
»Das sind Rafe und Emmeline«, verkündete sie erfreut.
Weitere Kostenlose Bücher