Entflammte Herzen
besonders sicher wäre. Ich zumindest wäre spätestens in fünf Minuten draußen.«
»Du kommst vielleicht sogar noch schneller hinein, wenn du nicht aufpasst.« Im Schutz der Decke, die sie bis unter das Kinn gezogen hatte, beugte Mandy sich über den Rand des Bettes und tastete nach ihrem Kleid und ihrer Unterwäsche. Dann zog sie beides schnell unter der Decke an. »Ich kann es fast nicht glauben, dass du so leichtsinnig warst, hierher zu kommen, wenn du wusstest, dass Gig und seine Bande sich hier in der Gegend herumtreiben.«
»Das wusste ich, ja«, gab Cree zu, und Mandy war sich sicher, dass er dabei überlegen grinste, sogar noch bevor sie die Lampe auf dem Sekretär anzündete, um sein Gesicht sehen zu können.
Dann blieb sie, die Hände in den Hüften, vor ihm stehen. »Keine Ausflüchte mehr, Cree. Ich will mehr über Mama erfahren.«
Er stand auf und schlenderte sporenklirrend zum Fenster hinüber, wo er vorsichtig die Vorhänge beiseite zog, um einen Blick hinauszuwerfen. Viel würde er jedoch nicht sehen, überlegte Mandy, da die Main Street auf der anderen Seite des Gebäudes lag. »Es geht ihr schlecht«, berichtete Cree, ohne sich zu seiner Schwester umzusehen.
»Wo ist sie?«, fragte Mandy. Ein Teil von ihr horchte auf Kades Schritte auf dem Gang und wünschte sich seine Rückkehr herbei, während ein anderer Teil von ihr mit aller Macht versuchte, ihn noch ein wenig fern zu halten. »Gig behauptete, sie wäre in einem Krankenhaus, aber das nehme ich ihm nicht ab. Das könnte er sich gar nicht leisten.«
»Sie ist in der Nähe von Phoenix«, meinte Cree und wandte sich ihr nun endlich wieder zu. »Ein Rancher und seine Frau haben sie aufgenommen und pflegen sie. Natürlich erst, nachdem ich ihnen einen Beutel mexikanischer Silbermünzen überreicht hatte.«
Mandy schloss die Augen. »Sag mir, dass es gute Menschen sind«, bat sie.
»Es gibt schlechterem erwiderte Cree schulterzuckend. »Ich habe angekündigt, regelmäßig nach ihr zu schauen, und ihnen erklärt, dass ich erwarte, sie dann wohlauf und guter Dinge vorzufinden.«
Und da war es, das Geräusch, das beide erwartet und gefürchtet hatten: Kade kam draußen über den Gang zur Tür und steckte seinen Schlüssel in das Schloss.
So schnell, wie nur Cree im Stande war, sich zu bewegen, erreichte er das Fenster und schlüpfte durch die Öffnung, als besäße er nicht mehr Substanz als dünner Rauch. Mandy, die verblüfft dastand und ins Leere starrte, war beinahe versucht zu glauben, ihn überhaupt nicht gesehen und diese Begegnung nur geträumt zu haben.
Und dann trat Kade ein, schüttelte den Kopf und lächelte ein wenig, als er sah, dass sie schon aufgestanden und fertig angezogen war.
Er nahm seinen Hut ab, warf ihn auf den Sessel, in dem Cree kurz zuvor gesessen hatte, und blickte sich im Zimmer um. Für die Dauer eines Herzschlags schien es fast, als hätte er den Geruch des anderen Mannes wahrgenommen, so wie ein wildes
Tier eine fremde Witterung in seinem Territorium aufnehmen würde.
»Wo warst du?«, erkundigte sich Mandy, weil sie aus Gründen, die sie selbst nicht ganz verstand, Kade nichts von Crees Besuch erzählen wollte, zumindest vorläufig noch nicht.
Er zog verwundert eine Augenbraue hoch. »Drüben im Gefängnis, wo denn sonst? Ich dachte, ich sollte Jeb und die Soldaten wenigstens für kurze Zeit von ihrer Aufgabe entbinden.« Sein Blick glitt wieder über Mandys Kleid, und erst als sie selbst an sich hinuntersah, bemerkte sie; dass es nicht richtig zugeknöpft war. »Wolltest du irgendwohin?«
Verwundert erkannte sie, dass sie Kade nicht anlügen konnte, doch genauso wenig konnte sie ihm vom Besuch ihres Bruders erzählen. »Nein«, murmelte sie daher nur und verzichtete auf weitere Erklärungen.
Kade seufzte, streifte seine Stiefel ab und begann sein Hemd zu öffnen. »Ich brauche unbedingt ein bisschen Schlaf. Gott weiß, dass es binnen kurzem schon wieder heller Tag sein wird.«
Wie gelähmt verfolgte Mandy, wie ihr Mann sich bis auf die Haut entkleidete und sich ins Bett legte. Dann lehnte er sich, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt, an die Kissen und musterte Mandy stirnrunzelnd, als wäre sie ihm ein Rätsel.
»Was ist los?«, fragte er, als sie immer noch schwieg.
Sie schüttelte den Kopf und nestelte mit nervösen Fingern an den Knöpfen ihres Kleides. »Ich mache mir nur Sorgen um meine Mutter.« Dixie war krank, und Cree hatte sie der Obhut Fremder überlassen und für ihren Unterhalt
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