Entflammte Herzen
mit Geld gezahlt, das er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gestohlen hatte. Was, wenn das Gesetz ihm nun schon auf den Fersen war?
»Erzähl mir von ihr«, bat Kade und beobachtete sie, als sie ans Bett trat, ihr Kleid auszog und, noch immer in ihren langen Unterhosen und ihrem Hemd, zu ihm unter die Decken schlüpfte.
Mandy machte es sich so bequem wie möglich und stellte mit Bestürzung fest, dass sie den Tränen nahe war. Sie war versucht, Kade von Cree statt ihrer Mutter zu erzählen, doch irgendeine vage Ahnung hielt sie davon ab. »Ihr Name ist Dixie. Sie ist hübsch und hat ein sanftes, liebenswürdiges Wesen«, begann sie leise und spürte, dass ihre Unruhe ein wenig nachließ, seit Kade wieder bei ihr war. »Früher hat sie die ganze Zeit gesungen, außer wenn es mal wieder Ärger zwischen ihr und Gig gegeben hatte. Aber heute ist sie ziemlich schwach und kränklich.«
Kade schob einen Arm unter Mandys Schultern und zog sie an sich. »Du würdest sie sicher gern wiedersehen, oder?«
Sie nickte und blinzelte, um ihre Tränen zurückzuhalten.
»Wenn dies alles hier vorbei ist, bringe ich dich zu ihr.«
Mandy richtete sich auf einen Ellbogen auf. »Ich könnte auch allein zu ihr.«
»Nein«, schlug Kade rundweg ab. »Das wäre zu gefährlich.«
»Wirst du ein despotischer, seine Frau ständig herumkommandierender Ehemann sein?«, gab sie mit einem leisen Lächeln zurück und schmiegte sich in seinen Arm, der ihr im Moment der einzig sichere Ort auf Erden zu sein schien.
Er lachte. »Ich fürchte, ja.« Und dann drehte er sich auf die Seite und küsste Mandy, wobei er zielstrebig die Knöpfe ihres Hemdes öffnete, und schon war in ihrem Kopf kein Platz mehr für Gedanken an irgendjemand anderen als ihn.
Kapitel 54
K ade fand es passend, dass der T ag von Johns Begräbnis bit terkalt anbrach. Ein scharfer, rauer Wind wehte von Norden, der die Bäume schüttelte, an denen gerade erst das Laub zu sprießen begonnen hatte.
Um zwei Uhr nachmittags wurde der Trauergottesdienst gehalten, und die Hälfte der Bevölkerung von Indian Rock drängte sich in der kleinen Kirche, um Pater Herrera vor Johns Sarg predigen zu hören. Gefasst und seltsam abgeklärt, saß Becky in der ersten Reihe, mit der noch etwas schwachen, aber schon wieder sehr viel besser aussehenden Emmeline an ihrer Seite, und lauschte so angestrengt, als nähme sie jedes einzelne der Worte in sich auf, um sie in den tiefsten Winkeln ihres Herzens einzuschließen.
Mandy hielt Kades Hand und drückte sie hin und wieder, und auch er war froh und dankbar, sie bei sich zu haben. Auf seiner anderen Seite saß sein Vater, und dafür war er ebenfalls dankbar.
Kade, Rafe und Jeb sowie Holt, der alte Angus und Doc Boylen hatten sich bereit erklärt, den Sarg zu tragen. Als alles gesagt war, was es zu sagen gab, trugen die sechs Männer den schlichten Kiefernholzsarg langsam durch die kleine Kirche auf die Straße, wo der Wind Kade sofort den Hut vom Kopf riss und ihn wie ein Wagenrad über die Straße rollte, bis der junge Harry ihm nachsetzte und ihn zurückbrachte.
Der Friedhof lag am Stadtrand, in beträchtlicher Entfernung von der Kirche, aber der Sarg war so leicht, als wäre er völlig leer. Unter den Ästen einer stattlichen Eiche war ein Grab ausgehoben worden, ein dunkles Loch, das in der aufgeworfenen Erde gähnte.
Kade biss sich auf die Lippe und erinnerte sich - wie zweifellos auch seine Brüder - an ein anderes Begräbnis. Als ihre Mutter gestorben war, waren sie noch Knaben gewesen und hatten fassungslos und wie betäubt an ihrem Grab gestanden. Angus, der ganz und gar gebrochen war durch den Verlust, war ihnen kaum eine Hilfe gewesen, was Kade ihm jedoch nie verübelt hatte. Er war höchstens beeindruckt gewesen, dass ein Mann wie Angus stark genug sein konnte, um sich vollkommen von seiner Trauer überwältigen zu lassen. Ein Wanderprediger hatte an jenem bitterkalten Tag das Gebet gesprochen, und dann hatten sie Georgia McKettrick hoch oben auf einem Hügelkamm über der Triple M zur letzten Ruhe gebettet.
Angus ging immer noch sehr oft dorthin, obwohl er kaum jemals darüber sprach. Kade hingegen war nur noch ein einziges Mal an Georgias Grab gewesen. An dem Tag nach dem Begräbnis war er noch ein Mal allein zu ihr hinaufgegangen, um ihr zu sagen, wie Leid ihm alles tat. Wie sehr er es bereute, nicht daheim gewesen zu sein, um das entlaufene Vieh zusammenzutreiben. Sie hätte sicherlich bequem in ihrem
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