Entflammte Herzen
die ganze Gemeinde durcheinander gebracht hatte, als sie am Sonntag in der Kirche erschienen war, in der Erwartung, mit guten, anständigen Christen zusammen am Gottesdienst teilnehmen zu können? Und war John Lewis' Beerdigung nicht wirklich großartig gewesen, selbst wenn ein katholischer Priester die Messe gelesen hatte? War es nicht unfassbar, dass Mamie Sussex, die auch nicht gerade eine Heilige war, nicht ein einziges ihrer langfingrigen Bälger durch die Diphtherie verloren hatte ? Und musste man sich nicht fragen, was der Herrgott wissen mochte, was man selbst nicht wusste, wenn jemand wie Emmeline eine Fehlgeburt erlitt? Und was war mit diesem gut aussehenden Indianermischling, der in der Stadt herumspazierte und Plakate aufhängte?
Mandy klingelten die Ohren, als sie schließlich ihre Unterschrift ins Rechnungsbuch gesetzt hatte und ihre Pakete einsammelte, und all ihre guten Vorsätze, Frieden zu bewahren, waren mit einem Mal vergessen. »D ieser >gut aussehende Indianer mischling<«, entgegnete sie knapp, »ist mein Bruder, und sein Name ist Cree Lathrop. Becky ist mit Sicherheit einer der besten Menschen, der je seinen Fuß in eine Kirche gesetzt hat, und Johns Beerdigung war in der Tat ein unvergessliches Erlebnis. Wenn der Herrgott an jemandem Gefallen finden sollte, müsste es Emmeline sein. Was Mamie Sussex und ihre Kinder angeht, so versuchen sie einfach nur zurechtzukommen, was übrigens sehr viel leichter für sie sein könnte, wenn Leute wie Sie ab und zu ein gutes Wort für sie erübrigen könnten.«
Minnie war bis unter die Haarwurzeln errötet und starrte Mandy mit offenem Mund an. »Und Sie, Mandy - wie-immer- Sie-auch-heißen-mögen - Sie sind ... unverschämt!«
»McKettrick«, gab Mandy schroff zurück. »Mein Name ist McKettrick.« Dann beugte sie sich über die Theke und senkte ihre Stimme zu einem bühnenreifen Flüstern. »Und Sie haben Recht - ich bin sicher auch nicht gerade eine Heilige.«
Minnie schnaubte vor Entrüstung, als Mandy das Geschäft verließ.
Sie brachte Emmeline das Stickgarn und die Bücher, blieb noch eine Weile bei ihr und ging dann in die Hotelküche hinunter, um ein kräftiges Mittagessen für ihren Mann zusammenzustellen. Und dabei achtete sie insbesondere darauf, dass die Portionen groß genug waren für zwei, falls Harry in der Nähe war.
Doch Kade war allein, als sie sein Büro betrat, bis auf Gig natürlich, der in seiner Zelle vor sich hin brütete. Mandy erhaschte nur einen kurzen Blick auf ihn, da er auf dem Rand der Pritsche hockte und den Kopf zwischen den Händen hielt.
»Ich bringe dir etwas zu essen«, informierte sie Kade lächelnd. Er saß an seinem Schreibtisch und sah irgendwelche offiziell aussehenden Papiere durch, und als er zu ihr aufblickte, erkannte sie eine gewisse Zurückhaltung in seinem Blick, fast so, als zöge er sich innerlich von ihr zurück.
Er schenkte ihr zwar ein Lächeln, aber es war nur knapp und wirkte sogar ein wenig erzwungen, fand sie. »Das ist Heb von dir«, erwiderte er, und obwohl sie wusste, dass er sich um einen leichten Ton bemühte, traf er dennoch ganz und gar daneben. »Und ich muss zugeben, dass ich einen Bärenhunger habe.«
Sie beschäftigte sich damit, das Essen aus dem zugedeckten Korb zu nehmen, und stellte alles auf den Tisch vor ihm. »Und Harry?«
»Er ist zu Hause und hilft seiner Mutter.«
Mandy war froh, dass sie mehrere Scheiben des knusprigen Schweinebratens eingepackt hatte, den der Koch für das Abendessen vorgesehen hatte, denn Kade schien hocherfreut darüber zu sein. Dazu gab es frisch gebackene Brötchen, Kartoffelpüree, eine schöne braune Sauce und grüne Bohnen mit Speck und Zwiebeln.
Ihr Herz verkrampfte sich, als sie Kade beim Essen zusah. »John fehlt dir sicher sehr«, bemerkte sie, als sie sich einen Stuhl heranzog und sich so dicht neben ihn setzte, wie sie es am hellen Tag gerade noch für schicklich hielt.
Kade nickte. »Ich habe aber auch noch ein paar andere Sorgen«, gab er, ohne sie anzusehen, zu. Für ihn war das eine bemerkenswerte Aussage, ähnlich wie der kleine Vortrag, den er ihr neulich gehalten hatte, sie sei wie eine wilde Blume ohne allzu feste Wurzeln. Es wurmte sie, das mit den Wurzeln.
»Kann ich irgendetwas tun, um dir zu helfen?«, fragte sie.
Kade schob den halb geleerten Teller beiseite und schaute ihr in die Augen. »Ja«, antwortete er in ernstem Ton. Und dann trat plötzlich wieder ein Lächeln auf sein gut aussehendes Gesicht, ein strahlendes
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