Entflammte Herzen
es Pa zu, der es geschickt auffing, zwischen die Lippen steckte, darauf biss und es dann an einem Ort versteckte, an den Mandy nicht einmal denken wollte.
»Ich erinnere mich, dass da so 'n Typ war, der echt gut mit 'nem Messer umgehen konnte«, berichtete er schulterzuckend. »Ich schätze mal, dass er es war, der Davy so sauber seinen Skalp genommen hat. Ich hab dem Jungen tausend Mal gesagt, er solle sich nicht mit Dieben und Mördern rumtreiben, aber er wollte ja nicht auf mich hören, der Schwachkopf. Er wusste ja immer alles besser als sein alter Herr. Nun sieht man ja, wohin es ihn gebracht hat!«
Bittere Galle war in Mandys Magen aufgestiegen, als der Alte von dem Messer sprach, und sie konnte nicht umhin, sich auch an Angus' Worte zu erinnern, der gesagt hatte, einer seiner Angreifer sei ein Indianer gewesen. Zufall, beruhigte sie sich. Es gibt viele Indianer hier, und Cree ist nicht der Einzige, der mit einem Messer umgehen kann.
»Wie können Sie das wissen, Pa?«, fragte Kade leichthin. »Sie haben die Leiche schließlich nie gesehen, nicht wahr? Mein Bruder Holt und ich haben Davy begraben, ohne ihn auch nur aus seiner Decke auszuwickeln, weil wir dachten, es sei taktvoller, Ihnen die grausigen Einzelheiten seines Todes zu ersparen.«
Pa räusperte sich und spuckte aus, und wieder drohte Mandys Magen zu rebellieren. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich hab ich das von Avery gehört.«
»Avery war auch nicht dabei«, fuhr Kade unerbittlich fort. »Holts Männer hatten ihn vorher schon zur Circle C gebracht, und soweit ich weiß, hat er sie seither nicht wieder verlassen. Wer hat Ihnen erzählt, dass Ihr Sohn skalpiert wurde?«
Der Alte hüpfte von einem Fuß auf den anderen, als wäre der Boden unter seinen Füßen plötzlich glühend heiß geworden. »Der Injun«, brummte er schließlich, als ihm endlich klar zu werden schien, dass Kade nicht daran dachte nachzugeben. »Er sagte, sein Name sei Jim Dandy.«
Mandy umklammerte mit beiden Händen das Sattelhorn, überzeugt, dass sie vom Pferd fallen würde, wenn sie sich nicht eisern festhielt. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Kade ihr einen Blick zuwarf, der schärf genug war, um sie bis ins Innerste zu verletzen.
»Dieser Jim Dandy«, hakte Kade behutsam nach, »hat er Ihnen tatsächlich erzählt, er habe Ihren Sohn skalpiert?«
Pa senkte den Blick, schluckte sichtlich und nickte dann. »Davy und auch noch ein paar andere Leute. Er meinte, wenn ich jemandem was davon erzähle, würde er mir das Gleiche antun, auch wenn ich nicht mal mehr genügend Haare habe.«
Leder knarrte, als Kade sich wieder in den Sattel schwang. Diesmal packte er die Zügel fester, obwohl Mandy beobachtet hatte, dass er sie für gewöhnlich locker in den Händen hielt. »Wann war das ?«
»Am Tag, nachdem Sie und Ihr Bruder Davy begraben hatten.«
»Haben Sie ihn seitdem noch mal gesehen ?«
Pa dachte einen Moment darüber nach. »Gott bewahre, nein«, erwiderte er schließlich. »Und ich hoffe auch, ihm nie wieder zu begegnen.«
Kade rückte seinen Hut zurecht, was ein Zeichen dafür war, dass er langsam unruhig wurde und sich aufbruchbereit machte. »Falls Sie Angst haben, hier zu bleiben, können Sie zur Triple M gehen und bei uns unterkommen, solange Sie wollen. Ave r y natürlich auch, falls er zurückkommt.«
Pa gab ein lautes, schnaufendes Geräusch von sich. »Ich könnte mir vorstellen, dass er auf der Circle C bleiben will. Er ist immer froh, wenn er einen festen Lohn bekommt, und es stört ihn überhaupt nicht, Ställe auszumisten oder so. Und ich selbst, ich kann nicht weg von hier. Meine Frau ist hier begraben, bei diesem Eichengehölz dort unten, und ich habe ihr vor langer Zeit geschworen, niemals von hier wegzugehen und sie allein zu lassen.« Er hielt inne und schien nachzudenken. »Und sollte dieser Jim Dandy noch mal hier erscheinen, schieße ich ihn einfach aus dem Sattel, sobald ich ihn auch nur erblicke.«
»Nein!«, hörte Mandy sich rufen.
Kades Blick richtete sich sogleich auf sie, und dieser Blick war scharf wie die Klinge einer Axt, wenn sie herunterkam. Dann tippte er sich grüßend an den Hut, wendete sein Pferd und beugte sich vor, um auch die Zügel von Mandys Wallach zu ergreifen, und führte sie und das Pferd wieder auf den Pfad zurück, auf dem sie eben erst gekommen waren.
»Ich werde deinen Bruder finden und ihn hinter Gitter bringen, Amanda Rose«, sagte er.
Kapitel 64
S ie waren kaum mehr als ein paar Meilen geritten, als
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