Entflammte Herzen
Mandy schlagartig die Wahrheit zu Bewusstsein kam. Kade hatte Recht gehabt, die ganze Zeit schon - sie wusste, wo Cree sich versteckte.
Kades Blick glitt so schnell und scharf zu ihr, als hätte sie ihre Gedanken laut geäußert. »Was ist?«
Sie schluckte hart. »Diese Mission, wo ich damals die Nonnentracht gestohlen habe«, antwortete sie mit leiser Stimme. »Du weißt schon, als ich mich vor Gig versteckte. Ich ... nun ja, ich wusste, wie ich dahin gelangen konnte, weil Cree mir von dieser Mission erzählt hatte. Er verbrachte dort einmal zwei ganze Jahre - Gig war im Gefängnis, und Mama und ich lebten in einer Pension in Tucson. Die Dame, die sie führte, war sehr nett, aber sie wollte Cree kein Zimmer geben, weil er ein Apache war.«
Kade brachte sein Pferd abrupt zum Stehen. »Und?«
»Cree war gern dort. Er wollte nicht fort, als Gig entlassen wurde und hinritt, um ihn abzuholen«, fuhr sie leise und sichtlich widerstrebend fort. »Es gebe da einen Canyon in der Nähe, erzählte er, in dem er früher gern angelte und übernachtete, wenn er keinen Unterricht und keine Arbeit hatte.«
Kade wartete, mit eindringlichem Blick und ganz und gar bewegungslos.
»Da muss er sein. In diesem Canyon, meine ich.«
Etwas löste sich in Kade; Mandy spürte die Veränderung so deutlich, als hätte sie sich in ihrem eigenen Inneren vollzogen statt in seinem. »Hat er dir genau beschrieben, wo er lag?«, fragte Kade gespannt.
»Südlich der Mission«, erwiderte sie mit einem zunehmenden
Gefühl der Übelkeit. »Es gibt dort eine Quelle und einige weiße Eichen. Es war ein magischer Ort für Cree. Er sagte, dort könne er ein Apache sein.«
Kade nickte grimmig. »Ich bringe dich zur Ranch zurück, bevor ich hinreite.«
Mandys Antwort tat ihr in der Kehle weh. »Du kannst unmöglich allein dorthin reiten.« Blutige Bilder dessen, was geschehen könnte, wenn diese beiden Männer aufeinander trafen, stürmten nun mit Macht auf Mandy ein. Sie sah Kade tot am Boden liegen und dann auch Cree, und ihr war, als bräche ihr Herz ganz plötzlich in der Mitte entzwei. »Was ist, wenn er nicht allein dort ist?«
»Dann ist er eben nicht allein.« Und das war alles, was er dazu sagte.
Rafe und Jeb waren nirgendwo zu sehen, als sie die Ranch erreichten; laut Concepcion, die aus dem Haus gelaufen kam, um sie zu begrüßen, waren sie zur Circle C geritten, um Holt einen Besuch abzustatten. An Concepcions besorgter Miene erkannte Mandy jedoch, dass sie beabsichtigten, ihren Halbbruder mit dem Überfall auf Angus und den Behauptungen seiner Angreifer, sie arbeiteten für Holt, zu konfrontieren.
Mandy schloss die Augen. Gott allein wusste, was dann geschehen würde.
»Ich schicke ihnen jemand hinterher«, entschied Kade. »Sie sind auf der falschen Fährte.« Und damit ritt er auch schon auf die Scheune zu, saß dort ab und führte rasch sein Pferd hinein.
»Er will diese Banditen ganz allein aufspüren«, informierte Mandy Concepcion, als sie unter sich waren, wobei sie es jedoch bewusst vermied, Cree Lathrop, ihren Bruder, zu erwähnen. »Wenn Rafe und Jeb hierher zurückkommen, dann sag ihnen bitte, sie sollen schleunigst nachkommen und so viel Verstärkung mitbringen, wie sie nur können.«
Concepcion erblasste. »Und du?«
»Ich habe vor, Kade nachzureiten. Ich werde zwar so tun, als bliebe ich hier, aber sobald er losgeritten ist, werde ich mich sofort auf den Weg machen.«
»Das darfst du nicht, Mandy - ich lasse nicht zu, dass du so etwas Dummes tust!«
»Ich habe keine andere Wahl«, erwiderte Mandy bekümmert, während sie zusah, wie Kade ein frisches Pferd aus der Scheune führte. Über der Schulter trug er seinen Sattel und andere Ausrüstungsgegenstände, und er blickte nicht einmal in ihre Richtung, als er sich aufs Neue aufbruchsbereit machte. »Ich bin wahrscheinlich der einzige Mensch, der Kade davor bewahren kann, sich umbringen zu lassen. Bitte, Concepcion, wenn dir irgendetwas an ihm liegt, und ich weiß, dass es so ist, dann hilf mir bitte.«
In Concepcions Augen standen Tränen. »Kade, Rafe und Jeb, sie sind für mich wie Söhne, jeder Einzelne von ihnen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihnen etwas zustieße.«
»Dann hilf mir«, bat Mandy sie leise und beschrieb ihr den Canyon und den Weg dorthin, so gut sie konnte, damit Rafe und die anderen ihnen folgen konnten.
Concepcion zögerte einen Moment und nickte dann.
Mandy saß ab und führte Dickie an den Zügeln auf die Scheune zu, wobei sie
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