Entflammte Herzen
das sie sich aus seinem Schrank genommen hatte, über der Brust zusammen und beeilte sich, es zuzuknöpfen.
»Ich dachte, du schläfst in den Unterkünften der Cowboys oder so«, bemerkte sie, als das Schweigen langsam unerträglich war und Kade ganz offensichtlich nicht die Absicht hatte, es zu brechen. Oh, nein. Der Herr Marshal war viel zu stur, um derartige Zugeständnisse zu machen.
»Und ich dachte, du würdest aus dem Fenster steigen und dich in die Berge aufmachen«, gab er zurück, in einem Ton, der auch nicht sehr viel mehr verriet als sein Gesicht.
Mandy straffte die Schultern, weil ihr nur zu gut bewusst war, dass sie schnellstens zum Klosetthäuschen hinausmusste, sie zugleich aber auch verdammt sein wollte, wenn sie Kade auch nur für einen Moment lang merken ließ, wie peinlich ihr das war. Denn es war ihr peinlich, sehr sogar.
»Na ja, ich schätze, dann haben wir uns wohl beide geirrt«, murmelte sie.
Wieder ließ er seinen Blick über sie gleiten, langsam, kritisch und ohne eine Spur von Freundlichkeit. »Und solltest du versucht sein, dich jetzt fortzustehlen, vergiss es lieber.«
Sie spürte, wie sie errötete, und schob ärgerlich das Kinn vor. »Ich würde nirgendwohin gehen ohne mein Gewehr.«
Das entlockte ihm ein Lächeln, doch es war absolut kein freundliches. »Mein Fehler.«
Sie bewegte sich behutsam auf die Hintertür zu. Wenn Kade auf einen Streit aus war, würde er eben einfach noch ein Weilchen warten müssen; sie hatte etwas sehr Privates zu erledigen, das leider keinen Aufschub duldete. »Ich glaube, von denen machst du eine ganze Menge«, konterte sie und bemühte sich, herablassend zu klingen. »Fehler, meine ich.«
»Mehr als genug.« Er erhob sich. »Was glaubst du eigentlich, wo du hingehst?«
Er würde die Sache also nicht auf sich beruhen lassen, dieser Esel. Sie kniff die Beine zusammen. »Das geht dich nichts an.«
Er lachte und schien nun endlich zu begreifen, was ihr so zu schaffen machte. »Du musst auf die Toilette.«
Mandy stürzte aus der Tür, merkte aber schon sehr bald, dass Kade dicht hinter ihr geblieben war. »Bleib, wo du bist!«, rief sie, während sie auf einen wie ein Klosetthäuschen geformten Schatten etwa hundert Meter vom Haus entfernt zueilte.
»Von wegen. Ich habe nicht vor, dich auch nur eine Minute aus den Augen zu lassen.« Verflixt noch mal, er war aber auch wirklich stur! »Einmal war Emmeline hier draußen«, fügte er hinzu, während er zusehends näher kam, »und stand plötzlich vor einer Klapperschlange. Und das auch noch am helllichten Tag. Wer weiß, was dir da im Dunkeln alles begegnen könnte!«
Sie hatte die Außentoilette inzwischen erreicht, riss die Tür auf, stürzte hinein und verschwendete kostbare Zeit damit, den Riegel vorzuschieben. »Ich bin kein Stadtmensch«, entgegnete sie und tänzelte nervös, während sie mit den Knöpfen vorn an ihrer Hose kämpfte. »Klapperschlangen jagen mir keine Angst ein. Im Übrigen kommen sie nachts auch nicht heraus - dazu ist es ihnen viel zu kalt.« Von diesem Punkt an redete sie nur noch weiter, um zu vermeiden, dass er sie Wasser lassen hörte. »Nicht, dass ich etwas gegen Emmeline sagen würde«, plapperte sie weiter. »Es ist nicht ihre Schuld, dass sie eine McKettrick ist. Sie war sehr nett zu mir, ganz im Gegensatz zu einigen anderen Leuten, die ich dir nennen könnte.«
Und nun lachte er auch noch, verdammt! Sie konnte ihn förmlich vor sich sehen, wie er, die Arme vor der Brust verschränkt, dort draußen vor dem Häuschen stand. Der König der Berge, für den es nichts gab, was er nicht zu wissen glaubte. Verflixt noch mal, er war der lästigste und ärgerlichste Mann, dem sie je das Unglück hatte zu begegnen!
»Ich dachte, sie sei schwierig, bis ich deine Bekanntschaft gemacht habe.« Wie das Pech es wollte, musste er ausgerechnet jetzt einen seiner seltenen gesprächigen Momente haben. »Aber verglichen mit dir ist meine Schwägerin eine Heilige.«
Wenn irgendeine Situation je Dreistigkeit erforderte, dann diese, dachte Mandy, während sie die Tür entriegelte und sie dann mit einer solchen Wucht aufstieß, dass sie gegen die Außenwand knallte.
»Wenn du so eine hohe Meinung von Emmeline hast, warum hast du dann nicht sie geheiratet?«
»Oh, das hätte ich ja gern«, erwiderte Kade, der genauso dastand, wie sie ihn sich vorgestellt hatte, mitten auf dem Pfad vor der Toilette, »aber als sie herkam, dachten wir alle, sie wäre bereits an Rafe gebunden.«
Das
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