Entflammte Herzen
zu beherbergen!«, staunte die andere. »Das gehört sich einfach nicht, selbst wenn er wirklich erns tl ich krank ist.«
Kade, der schon seinen Hut vor den Damen hatte ziehen wollen, besann sich eines Besseren. »Meine Damen«, grüßte er nur mit einem knappen Nicken und einer Spur von Ironie.
Aber sie beachteten ihn nicht einmal. »Lass dir eins gesagt sein, Bertha«, erklärte die hässlichere der beiden. »Becky Fairmont hat eine bewegte Vergangenheit!«
»Was immer diese Frau uns auch verheimlicht«, entgegnete ihre Freundin streng, »es wird irgendwann schon noch ans Licht kommen.«
Kade schüttelte den Kopf, kratzte sich unter seinem Hut am Kopf und trat ins Freie. Die kleine Pinto-Stute, die Mandy am Tag zuvor geritten hatte, stand mit hängenden Zügeln geduldig vor dem Pferdepfosten. Nachdem Kade sie losgebunden hatte, rollte er das Seil zu einer losen Schlinge auf und hängte es über den Sattelknauf. Das braune Päckchen mit dem Kattunkleid lugte aus einer der beiden Satteltaschen hervor.
An den Zügeln führte er die Stute die Straße hinunter und gab sich dabei die größte Mühe, die gutmütigen Spötteleien zu überhören, die ihm zugerufen wurden und allesamt etwas mit seiner Niederlage und Mandys Sieg in ihrem gestrigen Rennen zu tun hatten. Wahrscheinlich würde er noch lange warten müssen, bis endlich Gras über die Sache gewachsen war. Und das war nichts im Vergleich zu dem Kampf, der in ihm tobte.
Vor dem Hotel verhielt er seinen Schritt, blieb einfach mitten auf der Straße stehen und wünschte sich mit aller Macht, Mandy möge in diesem Augenblick aus dem Hotel herauskommen. Es war geradezu beängstigend, wie heftig er sich wünschte, sie zu sehen - ganz zu schweigen davon, sie in seine Arme zu nehmen, sie zu berühren und zu küssen ...
Sie musste schon auf ihn gewartet haben, denn sie trat tatsächlich sofort aus dem Haus. Er hatte geglaubt, auf ihren Anblick vorbereitet zu sein, doch als er sie sah, verschlug es ihm beinahe den Atem.
Sie hatte die Nonnentracht abgelegt und trug nun ein blaues Kleid, das er das eine oder andere Mal an Emmeline gesehen hatte, und hatte ihr Haar zu einer weichen Lockenfrisur aufgesteckt. Sie hätte ohne weiteres für eine Dame durchgehen können, obwohl es keineswegs ihre damenhafte Seite war, die Kade an Mandy reizte. Es war etwas völlig anderes, etwas Wildes, Ursprüngliches, für das es keinen Namen gab.
»Ich sehe, Sie sind ein Mann, der seine Wettschulden begleicht«, stellte sie fest und besaß immerhin den Anstand, nicht zu lächeln, obwohl in ihren blaugrünen Augen auf jeden Fall ein Anflug von Genugtuung zu erkennen war. Ihrer neu gewonnenen Macht über ihn schien sie sich jedoch nicht einmal bewusst zu sein, worüber Kade denn auch ungemein erleichtert war.
»Selbstverständlich«, erklärte er in ganz normalem Ton und zog wie ein perfekter Gentleman den Hut vor ihr. Dann holte er das braune Päckchen aus der Satteltasche und überreichte es ihr zusammen mit dem Gewehr. Vielleicht zitterten seine Hände dabei ein wenig, aber er zog es vor, sich einzureden, er bildete sich das nur ein.
Mandy nahm beides an, legte das Päckchen aber auf die Bank rechts vom Hoteleingang, um das Gewehr zu bewundern, das sie gekonnt in beiden Händen hielt. Nachdem sie es aufgeklappt hatte, um sicherzugehen, dass die Waffe nicht geladen war, legte sie einen Finger um den Abzug und ließ das schwere Teil geschickt ein paarmal kreisen, bevor sie es an ihrer rechten Hüfte anhielt, mit einer Genauigkeit, zu der Kade wohl kaum in der Lage wäre, wie er sich eingestand.
Er starrte sie mit offenem Mund an.
Mandy lächelte und lehnte das Gewehr vorsichtig an die Bank. »Danke«, sagte sie,
»Ich schätze, Sie haben es aufgegeben, sich als Nonne zu verkleiden«, bemerkte er und kam sich auf der Stelle ausgesprochen töricht vor, weil das ja schließlich auch nichts Neues war.
Sie betrachtete die kleine Pinto-Stute. »Sie haben da ein gutes Pferd.«
Er reichte ihr die Zügel. Und tief in seinem Innersten bot er ihr sehr viel mehr als das an, obwohl er nicht einmal darüber nachzudenken wagte, was genau es war.
Mandy starrte ihn verwundert an, und eine leise Böte stieg in ihre Wangen.
»Sie gehört Ihnen, wenn Sie sie haben wollen«, verkündete er wie ein Kind, das im Begriff ist, ein selbst gebasteltes Geschenk zu überreichen.
»Mir?«, vergewisserte sich Mandy hoffnungsvoll, misstrauisch und hochmütig zugleich. »Das gehörte doch gar nicht zu unserer
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