Entflammte Herzen
sie eine Unterkunft benötigen.« Mit Ausnahme der bestellten Bräute natürlich. Kade nahm sich vor, so bald wie möglich hinüberzugehen und ihre R echnung zu begleichen, solange er noch das Geld dazu hatte. So, wie die Dinge auf der Triple M lagen, konnte er von Glück sagen, wenn er nicht als Wanderarbeiter endete; als Vertreter des Gesetzes würde er jedenfalls mit Sicherheit nicht reich.
John warf ihm einen viel sagenden Blick zu. »Mamie verkauft sich«, berichtete er leise.
Kade runzelte die Stirn. »Ist das nicht gegen das Gesetz?«
»Es gibt Zeiten, da muss ein Mann auch mal wegsehen können.«
Kade hielt nicht viel davon, vor irgendetwas die Augen zu verschließen, aber er schätzte und respektierte John Lewis mehr als irgendeinen anderen Menschen, den er kannte, außer seinem eigenen Pa natürlich, und wenn dies Johns Arbeitsweise war, dann musste sie auch etwas Gutes haben. Und mit dieser Überlegung stand er auf. »Kann ich noch irgendetwas für dich tun, John?«, erkundigte er sich, während er verlegen den Hut in seinen Händen drehte.
Die Worte schienen durch den Raum zu hallen und von den Wänden abzuprallen, und Johns langes, nachdenkliches Schweigen verstärkte diesen Eindruck sogar noch. »Ich habe eine Tochter, Kade«, bekannte er. »Als ich das letzte Mal von ihr hörte, war sie unten in Tombstone und unterrichtete an einer Schule. Ich weiß nicht, aber vielleicht könntest du mir ja den Gefallen tun, sie herzuholen.«
Kade hörte auf, an seinem Hut herumzuhantieren. Es war etwas ganz Natürliches, dass ein Mann sein Kind sehen wollte, dachte er, aber irgendetwas an der Art, wie John die Bitte formuliert hatte, versetzte ihn dermaßen in Unruhe, dass sich ihm die Nackenhaare sträubten. »Sicher«, versprach er rau.
»Ich hätte natürlich auch Becky d ru m bitten können, aber wir haben uns kaum je über Chloe unterhalten, und ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt noch die Kraft habe, das Thema anzuschneiden. Nicht ernsthaft jedenfalls.«
Kade schloss für einen Moment die Augen. »Du brauchst mir nur zu sagen, wo ich sie erreichen kann. Alles andere erledige ich.«
John nahm einen Zettel aus einem Buch, den er offenbar als Lesezeichen benutzt hatte, und griff nach dem Bleistiftstummel auf dem Tischchen neben seinem Sessel. Er notierte den Namen und die Adresse seiner Tochter und hielt Kade den Zettel hin. Sein Blick war geradezu schmerzhaft offen. »Schreib ihr, dass sie sich beeilen soll.«
»John...«
»Schick ihr ein Telegramm«, unterbrach der alte Mann ihn ernst. »Ein Brief würde zu lange brauchen.« Damit wandte er das Gesicht ab und starrte aus dem Fenster, und Kade wusste, dass das Gespräch - und vielleicht noch sehr viel mehr als das - damit beendet war.
Auf der Treppe begegnete er Becky, die ein Tablett mit Essen für John in ihren Händen trug und ihm ein etwas unsicheres Lächeln schenkte.
»Sie bedeuten ihm sehr viel, deine Besuche«, informierte sie ihn leise. »Dass du kommst, um ihn um R at zu fragen und so weiter.«
Kade öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Es gab nichts mehr zu sagen, und genau wie sein Vater hasste er es, Worte zu vergeuden, denn das waren, wie Bargeld oder Wasser zu verschwenden, beides Dinge, die im Hochland sehr gefragt waren.
»Ich weiß«, flüsterte Becky, und ihr Blick war sehr bekümmert, obwohl sie sich auffallend um Tapferkeit bemühte. »Ich weiß.«
Kade schaffte es zu nicken. »Was wirst du tun?«, fragte er dann nach einem langen Schweigen.
Tränen glitzerten in Beckys dunklen Wimpern. »Das Einzige, was ich tun kann. Weitermachen.«
Er dachte darüber nach, nickte wieder und stieg den Rest der Treppe hinunter.
Er begegnete weder Mandy noch Emmeline, als er durch die Halle ging, worüber Kade sehr enttäuscht war, Weil es ihm in diesem Augenblick ein großer Trost gewesen wäre, wenigstens eine dieser beiden Frauen zu sehen.
Vom Hotel aus begab er sich auf direktem Weg zum Telegrafenamt, um eine Nachricht an Miss Chloe Wakefield in Tombstone aufzugeben.
K omm en Sie, so schnell Sie können, nach Indian Rock. John Lewis schwer erkrankt. Kade McKettrick, Marshal
Kapitel 26
E in Tanzabend?«, wiederholte Emmeline und wechselte einen Blick mit Mandy, bevor sie sich wieder ihrer Mutter zuwandte. »Das kann doch nicht dein Ernst sein. John ist...«
Becky Harding-Fairmont machte ein entschlossenes Gesicht. Sie war eine zierliche und nicht sehr große Frau, aber in diesem Moment wirkte sie größer als die
Weitere Kostenlose Bücher