Entflammte Herzen
einem Felsen und zuzuschlagen, wenn man es am allerwenigsten erwartet.«
Kade rückte seinen Hut zurecht. »Vielleicht blufft er ja nur hinsichtlich der Anzahl seiner Bandenmitglieder - ich habe nie einen größeren Schwätzer kennen gelernt als diesen Curry.«
»Er ist zu feige, um allein zu arbeiten, und liebt es, Menschen herumzukommandieren«, antwortete Mandy mit ruhiger Überzeugung und einer stummen Warnung in den Augen, als ihre Blicke sich endlich wieder begegneten. Kade hätte ebenso gut in einer Pfütze stehen und auf einen Blitzstrahl pinkeln können, wie in diese Augen zu sehen. Die Wirkung war genauso verheerend. »Sie sind so real wie Sie und ich. Ganz gewöhnliche Cowboys höchstwahrscheinlich. Wanderarbeiter. Und einige von ihnen sind vermutlich auch mit Mr. Cavanaghs Herde in die Stadt gekommen.«
»Curiy behauptet, sie würden versuchen, ihn aus dem Gefängnis zu befreien.«
Mandy fröstelte, obwohl eine relativ warme Brise wehte. »Das tun sie vielleicht auch, aber bestimmt nicht, weil sie Gig besonders mögen.« Ihre Augen waren so blau, dass es Kade einen Stich ins Herz versetzte, wenn er sie ansah. »Glauben Sie mir, wer Gig Curry kennt, der hasst ihn auch. Diese Banditen haben höchstens Angst, er könnte sich gegen sie wenden und ihre Namen ausplaudern, falls Sie ihm die Daumenschrauben anlegen.«
Sie scheint sich ja bestens mit der Arbeitsweise einer Bande auszukennen, dachte Kade. Und vielleicht wäre es das Beste, wenn er so schnell wie möglich in Erfahrung brachte, warum sie so gut über diese Dinge unterrichtet war.
Kapitel 25
D in kalter Schauer lief Kade über den Rücken, als er fünf Minuten später und nach der Begegnung mit Mandy immer noch sehr nachdenklich, John Lewis in seinem Zimmer im Hotel aufsuchte. Obwohl der alte Mann in einem Sessel am Fenster saß, sah seine Brust erschreckend eingefallen aus, seine Lippen waren blau, und seine Wangenknochen standen deutlich unter seiner bleichen Haut hervor.
»Hallo, Kade«, grüßte er. »Wie ich hörte, hast du einen Verbrecher gefasst. Aber ich weiß nicht so recht, ob ich deine Vorgehensweise in dieser Sache billigen kann. Diesem Mädchen hätte dabei etwas passieren können.«
Kade legte seinen Hut auf die Kommode, ging zu John hinüber und zog sich einen Stuhl zu ihm heran. »Er redet nicht. Außer um sich übers Essen zu beschweren natürlich.«
Lewis lachte rau und schüttelte den hageren Kopf. Sein Haar schien jetzt noch dünner und grauer als zuvor zu sein, genau wie seine Haut. »Das Essen war noch nie besonders gut«, räumte er ein. »Hier im Hotel ist es besser, aber der Doc meinte, die Sussex' kämen nicht zurecht ohne das Geld, das Mamie von der Stadt für das Gefangenenessen erhält, und darum habe ich das Geschäft nicht Becky übergeben.«
Die Erwähnung der Witwe Sussex erinnerte Kade an ihren Jungen. »Da ist noch ein zweites Abzeichen in deinem Büro«, bemerkte er. »Ich würde es gern dem kleinen Harry anstecken. Er war mir eine große Hilfe.«
»Gute Idee. Dann hat der Kleine wenigstens was, worauf er stolz sein kann. Diese Kinder streunen herum, seit sie nach Indian Bock gekommen sind, aber ich mag sie dennoch sehr.« John unterbrach sich und rang sichtlich nach Atem. »Es ist gut, wenn die Schule endlich aufmacht. Da nn haben diese kleinen Schlinge wenigstens einen Ort, wo sie hingehen können, wenn ihre Ma sie wieder fortscheucht. Zumindest vormittags.«
Kade seufzte. Er wusste nicht viel über die Sussex' oder ihre Situation, vor allem deshalb wohl, weil er nie sonderlich darauf geachtet hatte. Was ihm jetzt, da er ebenfalls in der Stadt lebte, als ein großer Fehler erschien. »Was ist mit Mamie Sussex' Ehemann?«, fragte er John Lewis.
John zog seine Decke etwas höher, doch selbst diese geringe Anstrengung schien ihn schon zu ermüden. Bevor Kade die Treppe hinaufgestiegen war, hatte er sich fest vorgenommen, nicht länger zu bleiben als ein paar Minuten; doch selbst das war offenbar schon zu lange. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt je einen hatte«, antwortete der Marshal . »Mamie erschien hier eines Tages vor ein paar Jahren, mit diesen kreischenden Kindern auf der Ladefläche eines altersschwachen Pferdewagens, und bequatschte den Bankier, ihr dieses Haus dort drüben gegen eine bloße Hoffnung und ein Versprechen zu verkaufen.«
»Wovon leben sie denn dann?«, wollte Kade stirnrunzelnd wissen. »Die meisten Leute scheinen doch hier im >Arizona Hotel< abzusteigen, wenn
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