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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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viel zu klein waren, als dass sich ein Mensch hätte hindurchzwängen können.
    Jeder der beiden Werwölfe nahm sich einen der Bolzen vor und begann, ihn so schnell wie möglich abzuschrauben. Schon bald sorgte der Luftdruck in der Kugel dafür, dass sich die obere Hälfte von der unteren löste. Luft entwich, und Wasser strömte hinein, um deren Platz einzunehmen.
    Aus den Augenwinkeln sah Professor Lyall Biffys panischen Gesichtsausdruck, die blauen Augen über dem eine Woche alten Bart weit aufgerissen. Er konnte nichts tun, um ihnen bei seiner Befreiung zu helfen. Er hielt den Kopf aus dem hereinströmenden Wasser, so weit oben wie möglich und das Gesicht zur Atemröhre gerichtet.
    Als die beiden Bolzen gelöst waren, stemmten sich die beiden Werwölfe gegen die Hälften und rissen die Kugel mit aufschreienden Muskeln regelrecht entzwei. Metall wurde zerfetzt, Glas zerbarst, und Wasser füllte die kleine Kammer.
    Selbst über dieses Chaos hinweg hörte Professor Lyall mehrere Geräusche, die nicht dazugehörten, und wenige Augenblicke später sah er aus dem Augenwinkel, wie der Earl aus der Kugel schoss und dabei wild um sich schlug. Doch Lyalls Aufmerksamkeit galt weiterhin in erster Linie Biffy. Heftig stieß er sich mit beiden Beinen vom Rand der Kugel ab, packte die Drohne um die Taille und schoss mit einem weiteren gewaltigen Stoß seiner Beine nach oben, auf die Oberfläche zu.
    Heftig nach Luft ringend tauchte er auf, Biffy eng an sich gepresst. Der junge Mann hing alarmierend schlaff in seinem Arm, und Professor Lyall konnte an nichts anderes denken, als ihn so schnell wie möglich ans Ufer zu bringen. Jedes Quäntchen seiner Werwolfskraft ausschöpfend erreichte er in Rekordzeit die Westminsterseite der Themse und zerrte die Drohne hoch auf die untersten Stufen einer schmutzigen, steinernen Treppe.
    Professor Lyall war kein Arzt, aber er war überzeugt davon, dass es für Biffy im Augenblick am besten war, wenn er das Wasser aus seinen Lungen bekam und Luft hinein. Also stand der Werwolf auf und hielt den jungen Mann kopfüber hängend an den Füßen hoch, wobei er ihn über den seitlichen Treppenrand baumeln lassen musste, denn Biffy war größer als er, und den reglosen Menschen heftig schüttelte.
    Während er dies tat, warf Professor Lyall einen Blick zur Mitte des Flusses. Der Mond war noch beinahe voll und stand hoch genug, dass Lyall mit seinen Werwolfsaugen alles deutlich ausmachen konnte. Sein Alpha lieferte sich mit drei Angreifern einen heftigen Kampf, wobei jede Menge Wasser aufgewühlt wurde und Schreien und Knurren erklangen. Lord Maccon hatte seine Anubis-Gestalt angenommen, mit dem Kopf eines Wolfes, aber dem Körper eines Menschen. Das erlaubte ihm, Wasser zu treten und seine Gegner dennoch in typischer Werwolfmanier anzugehen. Seine Gegner waren menschlich, und obwohl sie sich mit Silberdolchen bewaffnet hatten, waren sie Lord Maccon weit unterlegen.
    Professor Lyall richtete seine Aufmerksamkeit wieder Biffy zu. Da sich die Schüttelei als wirkungslos erwies, legte er den jungen Mann vorsichtig auf einer höher gelegenen Stufe ab und beugte sich über ihn.
    Er war völlig ratlos. Werwölfe atmeten zwar, jedoch weder so tief noch so häufig wie die Sterblichen. Darum war er sich nicht sicher, ob seine Idee überhaupt funktionieren konnte. Dennoch beugte er sich heftig errötend – schließlich waren er und Biffy sich erst ein paar Mal flüchtig begegnet – über den jungen Mann und presste seinen Mund fest auf den des anderen. Mit seinem nächsten Atemzug ließ er Luft in die Lungen des Besinnungslosen strömen. Nichts geschah. Er versuchte es noch einmal. Und noch einmal.
    Ein lauter Schrei ließ ihn aufblicken, wobei er jedoch seine Bemühungen, das Leben des jungen Biffy zu retten, nicht unterbrach. Die Gestalt eines Mannes – offenbar eines Gentleman, denn er trug Frack und Zylinder – rannte schneller, als es menschenmöglich war, über die Brücke. Dann stoppte besagte Gestalt, zog in einer unglaublich schnellen und geschmeidigen Bewegung eine Pistole und feuerte in die aufgewühlte Masse der Kämpfenden unter ihr.
    Professor Lyalls Beschützerinstinkt wallte auf. Er hatte keinen Zweifel daran, dass der Vampir – denn um einen solchen musste es sich bei dem Gentleman handeln – mit Silberkugeln auf seinen Alpha schoss. Verzweifelt ließ er die Luft aus seinen Lungen in die des Bewusstlosen strömen, in der unwahrscheinlichen Hoffnung, Biffy auf diese Weise

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