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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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wahrlich ein Glückstreffer.
    Ein Vampir war tot. Selbst BUR s oberstem Sundowner würde man das nicht vergeben, dazu gab es einfach zu wenige ihrer Art. Der Wesir war ein Schwärmer gewesen, ohne feste Bindung zu den Häusern, und dafür war Lyall dankbar. Doch dessen ungeachtet würde die Vampirgemeinschaft darauf bestehen, dass man ihnen diese Blutschuld bezahlte, auch wenn sich der Vampir durch sein Handeln selbst als Verräter an seiner eigenen Art entlarvt hatte, weil er die Drohne eines anderen entführt hatte. Hinzu kam seine Beziehung zum Buckingham Palace. Der Tod des Wesirs hinterließ eine Lücke, die Königin Victoria nur schwer würde füllen können. Schon während der Regierungszeit von Königin Elizabeth war er Berater der Krone gewesen. Sein Wissen über römische Kriegsführung und Versorgungsstrategien war es gewesen, dem das britische Weltreich seine ernorme Ausbreitung zu verdanken hatte. Und nun war er tot. Weil er einen Fehler begangen hatte. Weil die seelenlose Alexia Maccon von einem Werwolf schwanger geworden war und er darüber in Panik geriet. Sein Tod war ein Verlust für jeden britischen Bürger. Selbst die Werwölfe würden um ihn trauern, auf ihre Art.
    Professor Lyall, der nicht nur sehr kultiviert war, sondern sich auch entsprechend auszudrücken pflegte, sah den Drohnen nach, wie sie den toten Wesir davontrugen, und sagte: »Was für ein verdammter, fürchterlicher Schlamassel!«
    Danach erhob er sich und wartete stumm und wachsam fünf lange Stunden, während Lord Maccon in seiner Anubis-Gestalt weiterhin die sterbende Drohne verwandelte.
    Unmittelbar vor dem Morgengrauen, bevor die Sonne all seine Bemühungen zunichtemachen konnte, wurde die Hartnäckigkeit des Earls belohnt, denn Biffy schlug auf einmal die Augen auf, die gelb wie Butterblumen waren. Laut heulte er seine Qual und Verwirrung und Angst hinaus, während sich seine Gestalt veränderte, und schließlich lag er zitternd, aber heil und wohlauf da: ein wunderschöner schokoladenbrauner Wolf mit ochsenblutrotem Bauchfell.
    Lord Maccon wechselte aus der Anubis-Gestalt zurück und grinste seinen Beta breit an. »Und wieder etwas, worüber die Heuler singen werden!«
    »Was ist das nur mit Ihnen, Mylord? Können Sie nur die schwierigen Fälle verwandeln?« Professor Lyall war gegen seinen Willen beeindruckt.
    »Nun ja, jetzt ist er Ihr Schützling.« Lord Maccon stand auf und reckte sich, dass die Gelenke knackten. Überrascht richtete sich der Blick seiner goldbraunen Augen auf den immer schneller hell werdenden Horizont. »Am besten bringen wir ihn schnell in Sicherheit.«
    Professor Lyall nickte und lud sich den frischgebackenen Wolf auf die Arme. Biffy zappelte schwach, bevor er ermattend an die starke Brust des Betas sank. Die Metamorphose setzte auch den Stärksten sehr zu.
    Fieberhaft dachte Lyall nach, während er stumm die Treppe des Uferdamms emporstieg. Sie mussten schnell irgendwo in der Nähe Schutz finden. Ein frischer Welpe konnte direktes Sonnenlicht nicht ertragen, und der arme Biffy hatte für eine Nacht schon genug durchgemacht. Dann fiel ihm die Lösung des Problems ein, und er wandte sich zielstrebig nach Norden in Richtung Charing Cross Station, doch im nächsten Moment bemerkte er, dass sein Alpha ihnen nicht folgte.
    »Wo wollen Sie denn jetzt schon wieder hin, Mylord?«, rief er Lord Maccon zu, der sich rasch entfernte.
    »Ich muss ein Schiff erreichen und eine Frau finden!«, brüllte der Earl über die Schulter zurück, ohne stehen zu bleiben. »Sie kommen ab hier auch ohne mich zurecht!«
    Lyall wäre sich erschöpft übers Gesicht gefahren, hätte er eine Hand frei gehabt. »O ja, natürlich, gehen Sie nur! Ich schaffe das schon. Ich meine, es geht hier ja nur um eine Vampir-Drohne, die sich in einen Werwolf verwandelt hat, und um den toten Wesir! Ich bin sicher, dass mich der eine oder andere Alpha schon in einem schlimmeren Schlamassel zurückgelassen hat, nur kann ich mich im Augenblick beim besten Willen nicht daran erinnern!«
    »Ich bin überzeugt davon, dass Sie die Sache hinkriegen werden!«
    »Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Mylord!«
    »Tschüssi!« Lord Maccon wackelte auf höchst ärgerliche Art winkend mit den Fingern und verschwand dann um die Ecke eines Gebäudes. Vermutlich machte er sich auf den Weg in einen belebteren Teil Londons, wo die Chancen besser standen, eine Mietkutsche nach Dover zu erwischen.
    Professor Lyall entschied sich, ihn nicht daran zu erinnern, dass er immer

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