Entflammte Nacht
aber wie mir zu verstehen gegeben wurde, können in der Hitze des Gefechts nun einmal Unfälle passieren. Es geschah nicht mit Absicht.«
Professor Lyall traute seinen Ohren nicht. Verteidigte Lord Akeldama Lord Maccon etwa?
»Also gut. Gegen den Earl werden keine Anklagen erhoben.«
Lord Akeldama erschrak. »Damit sagte ich nicht … Das heißt, schließlich hat er auch Biffy verwandelt.«
»Ja, ja, ausgezeichnet. Ein neuer Werwolf ist stets willkommen.« Die Königin schenkte dem immer noch benommenen Biffy ein wohlwollendes Lächeln.
»Aber er gehört mir!«
Beim Tonfall des Vampirs runzelte die Königin die Stirn. »Wir halten eine solche Aufregung schwerlich für notwendig, Lord Akeldama. Sie haben noch genug andere wie ihn, ist es nicht so?«
Lord Akeldama stand einen Augenblick lang wie vor den Kopf geschlagen da, gerade lange genug, dass die Königin ihre Unterhaltung fortsetzen konnte, seine Verwirrung vollkommen ignorierend.
»Wir müssen annehmen, dass sich Lord Maccon auf die Suche nach seiner Frau gemacht hat?« Ein Nicken von Professor Lyall. »Gut, gut. Wir setzen sie natürlich in Abwesenheit wieder als Muhjah ein. Als Wir sie des Amtes enthoben, handelten Wir auf den Rat des Wesirs hin, und nun erkennen Wir, dass er damit seine eigenen geheimen Pläne vorantreiben wollte. Seit Jahrhunderten stand Walsingham der Krone mit unfehlbarem Rat zur Seite. Was könnte einen Mann nur zu solchen Maßnahmen getrieben haben?«
Um sie herum herrschte Schweigen.
»Das, Gentlemen, war keine rhetorische Frage!«
Professor Lyall räusperte sich. »Ich glaube, es könnte damit zu tun haben, dass Lady Maccon ein Kind erwartet.«
»Ach ja?«
Professor Lyall wandte sich um und starrte Lord Akeldama bedeutungsvoll an.
Die Königin von England folgte seinem Beispiel und tat es ihm gleich.
Niemand konnte Lord Akeldama nachsagen, er würde zum nervösen Herumzappeln neigen, doch unter dieser so eindringlichen Musterung wirkte er doch ein wenig unruhig.
»Nun, Lord Akeldama? Sie wissen es, nicht wahr? Andernfalls wäre nichts von alldem hier geschehen.«
»Ihr müsst wissen, Eure Majestät, dass die Aufzeichnungen der Vampire bis in die Zeit der alten Römer zurückreichen und es nur eine einzige Erwähnung eines ähnlichen Kindes gibt.«
»Fahren Sie fort.«
»Das Kind war in diesem Fall die Tochter eines Seelensaugers und eines Vampirs, nicht eines Werwolfs.«
Professor Lyall kaute auf seiner Unterlippe. Wie kam es, dass die Heuler davon nichts wussten? Sie waren die Bewahrer der Geschichte, sie hätten über alles Bescheid wissen sollen.
»Und weiter?«
»Die freundlichste Bezeichung, die wir für dieses Geschöpf hatten, war Seelenstehler.«
15
Marienkäfer eilen zur Rettung!
A lexia kämpfte verbissen. Es war eine zähe Verhandlung, doch am Ende war alles, was es brauchte, die richtige Art Logik, um den kleinen Wissenschaftler zu überzeugen.
»Ich langweile mich.«
»Das kümmert mich nun wirklich nicht, weibliches Exemplar.«
»Es ist mein Erbe, mit dem Sie sich da befassen, ist Ihnen das bewusst?«
»Ja, und?«
»Ich glaube, ich könnte etwas entdecken, das Sie und die Templer übersehen haben.«
Keine Antwort.
»Ich kann Latein lesen.«
Er drückte auf ihren Bauch.
»Wissen Sie, ich habe eine wirklich gute Bildung«, sagte sie.
»Für eine Frau?«
»Für eine Seelenlose. Ich bin anders. Ich könnte etwas erkennen, das Sie übersehen.«
Der kleine Wissenschaftler zog ein Hörrohr aus seiner Tasche und horchte aufmerksam ihren Bauch ab.
»Ich habe ein ausgezeichnetes Forschungstalent«, behauptete Alexia.
»Würde Sie das zum Schweigen bringen?«
Eifrig nickte sie.
»Ich werde sehen, was ich tun kann.«
Später an diesem Tag kamen zwei nervöse junge Templer und brachten einige antik aussehende Schriftrollen und einen Eimer mit Bleitäfelchen in ihre Zelle. Offenbar hatten sie den Befehl, auf dieser Gegenstände aufzupassen, denn anstatt wieder zu gehen, verriegelten sie die Zellentür, dann setzten sie sich zu Alexias Entsetzen im Schneidersitz auf den Fußboden und beschäftigten sich damit, rote Kreuze auf Taschentücher zu sticken, während Alexia las. Sie fragte sich, ob es sich dabei wohl um eine Art Strafe handelte oder ob Stickerei etwas war, das die Templer zu ihrem Vergnügen taten. Das hätte erklärt, warum die gestickten roten Kreuze überall bei ihnen vorherrschten. Natürlich, Lord Akeldama hatte sie ja vor Stickereien gewarnt. Zu dumm, dass sie die Warnung erst
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