Entflammte Nacht
Werwolf, der in einen Vampir verliebt ist und eher dessen Befehlen folgt als denen des Rudels. Würde es Lord Maccon – wenn überhaupt jemandem – gelingen, eine solche Verbindung zu lösen?
»Ich glaube sogar, dass die Königin von diesem Arrangement sehr profitieren wird«, fügte Professor Lyall hinzu, womit er auf Lord Akeldamas modisches und doch ungemein effizientes Spionagenetz anspielte, ohne es wirklich zu erwähnen.
Der arme Lord Akeldama hatte keine besonders gute Nacht hinter sich. Er hatte mit einem einzigen herben Schlag sowohl seinen Geliebten als auch seine relative Anonymität verloren. »Die Wahrheit, meine Lieben, ist, dass ich nicht einmal davon überzeugt bin, dass das Kind einer Außernatürlichen und eines Werwolfs überhaupt ein Seelenstehler ist. Und wenn es einer ist, wird es dann die gleiche Art Seelenstehler sein, als wäre ein Vampir sein Vater?«
»Ist das der Grund, warum Sie vor diesem Geschöpf keine Angst haben?«
»Wie ich bereits sagte: Lady Maccon ist eine Freundin. Jedes Kind von ihr wird Vampiren gegenüber ebenso sehr oder wenig feindlich gestimmt sein wie Lady Maccon selbst. Obwohl die Art und Weise, wie wir uns gegenwärtig verhalten, sie möglicherweise gegen uns aufbringen könnte. Doch abgesehen davon liegt es nicht in meiner Natur, voreilig Ärger zu erwarten. Ich ziehe es vor, zunächst alle notwendigen Fakten in Erfahrung zu bringen. Ich würde mir das Kind gern ansehen, sobald es auf der Welt ist, und mir dann eine Meinung bilden. Diese Herangehensweise erachte ich als das Beste.«
»Und Ihr anderer Grund?« Der Vampir verbarg immer noch etwas, das sagten Lyall seine gut geschärften BUR -Sinne.
»Müssen Sie ihm so auf den Pelz rücken, Professor Lyall?« Besorgt blickte Biffy zwischen seinem ehemaligen Herrn und seinem neuen Beta hin und her.
»Diese Herangehensweise erachte wiederum ich als das Beste. Das liegt nämlich in meiner Natur.«
»Touché.« Der Vampir setzte sich erneut neben Biffy auf das Sofa und legte dem jungen Mann wie aus Gewohnheit lässig eine Hand auf den Oberschenkel.
Lyall stand auf und sah über den Rand seiner Brille auf die beiden herab. Für diesen Abend hatte er genug von Rätseln. »Nun?«
»Dieser Seelenstehler, von dem uns die Bewahrer des Edikts warnen, der Grund für diesen ganzen Kokolores … Ihr Name war Al-Zabba, und sie war eine Art Verwandte.« Lord Akeldama wiegte den Kopf.
Professor Lyall erschrak. Von allen hatte er das am wenigsten erwartet. »Eine Verwandte von Ihnen?«
»Möglicherweise ist sie Ihnen besser bekannt als Zenobia.«
Professor Lyall wusste genauso viel wie jeder gebildete Mann über das römische Kaiserreich, doch er hatte noch nie etwas darüber gelesen, dass die Königin von Palmyra mehr oder weniger als das erforderliche Maß an Seele besessen hätte. Was zu einer weiteren Frage führte.
»Diese Seelenstehler-Eigenschaft … Wie genau äußert sie sich?«
»Das weiß ich nicht.«
»Und das macht selbst Sie nervös, nicht wahr, Lord Akeldama?«
Zärtlich berührte Biffy die Hand seines ehemaligen Meisters, die auf seinem von der Decke verhüllten Oberschenkel ruhte, und drückte sie, als wolle er ihn trösten.
Das wird definitiv ein Problem werden.
»Die Tageslichtler damals, diejenigen, die sie fürchteten, nannten sie einen Haut-Dieb.«
Im Gegensatz zu dem Seelenstehler sagte Professor Lyall diese Bezeichnung etwas. Er kitzelte Erinnerungen in seinem Hinterkopf wach, Legenden über ein Geschöpf, das nicht nur einem Werwolf die Kräfte stehlen konnte, sondern auch für den Zeitraum einer Nacht selbst zum Werwolf werden konnte. »Wollen Sie damit etwa sagen, wir werden es mit einem Häuter zu tun haben?«
»Genau. Dann verstehen Sie also, wie schwierig es sein wird, alle davon abzuhalten, Alexia umzubringen?«
»Was dieses Problem betrifft«, Professor Lyall grinste plötzlich, »könnte ich die Lösung wissen. Lord und Lady Maccon wird sie nicht gefallen, aber ich denke, dass Sie, Lord Akeldama und der junge Biffy, sie möglicherweise akzeptabel finden.«
Lord Akeldama erwiderte das Lächeln und ließ dabei seine Fangzähne aufblitzen. Sie waren gerade lang genug, um bedrohlich zu wirken, ohne allzu auffällig zu sein, so wie ein eleganter Kurzdegen. Es waren ziemlich dezente Fangzähne für einen Mann von Lord Akeldamas Ruf.
»Aber Dolly, Darling, sprechen Sie doch bitte weiter, das interessiert mich brennend!«
Die beiden Templer schienen sogar noch weniger darauf
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