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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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vorbereitet zu sein, sich gegen tickende Marienkäfer zur Wehr zu setzen, als Alexia es vor noch gar nicht langer Zeit gewesen war, als die Käfer sie in der Kutsche angegriffen hatten. Die unerwarteten Besucher überrumpelten sie geradezu, und sie waren hin- und hergerissen, ob sie die mechanischen Biester zertreten oder sich zunächst um die auf einmal freie Alexia kümmern sollten. Erst als einer der Marienkäfer einem der beiden jungen Templer einen spitzen, spritzenartigen Fühler ins Bein bohrte und dieser zusammenbrach, ging dessen Glaubensbruder gewaltsam gegen sie vor.
    Einmal zum Handeln angestachelt war seine Vergeltung allerdings schnell und effektiv. Er zog sein Schwert und machte Alexias krabbelnden Rettern mit bemerkenswerter Tüchtigkeit den Garaus. Dann wirbelte er zu Alexia herum.
    Sie hob den Hocker über den Kopf.
    Hinter ihnen in der Zelle stöhnte der Präzeptor auf, dann rief er: »Was geschieht hier?«
    Alexia konnte diese Frage nicht genau beantworten. Die Marienkäfer waren entweder von den Vampiren geschickt worden, um sie – Lady Maccon – zu töten, oder von Monsieur Trouve, um ihr zu helfen. »Was soll ich sagen?«, antwortete sie deshalb. »Wie es scheint, werden Sie von Marienkäfern angegriffen, Herr Templer.«
    In diesem Augenblick hörten sie alle das Knurren. Ein Knurren, das Alexia vertraut war – tief und laut und voller Entschlossenheit. Ein Knurren, das deutlicher als alles andere sagte: »Du bist Futter!«
    »Ach ja«, fügte sie hinzu, »und nun auch noch, wie ich vermute, von Werwölfen.«
    Und so war es auch, wie sich herausstellte.
    Natürlich hatte Alexias verräterisches kleines Herz auf einen gewissen gestromten Pelz gehofft, schokoladenbraun mit einem Hauch von Schwarz und Gold. Sie reckte den Hals und spähte an dem Hocker in ihren Händen vorbei, ob die knurrende, geifernde Bestie, die den steinernen Gang entlanghetzte, fahlgelbe Augen hatte, in denen ein vertrauter Ausdruck lag.
    Doch die Kreatur, die mit einem Satz in ihr Blickfeld sprang, war strahlend weiß und stürzte sich auf den jungen Templer, ohne sich um dessen blanke Klinge zu kümmern, die, daran hatte Alexia keinen Zweifel, aus reinem Silber bestand. Er war ein wunderschönes Exemplar des Homo lupis – oder wäre wunderschön gewesen, wenn er nicht so versessen darauf gewesen wäre, zu zerfleischen und zu verstümmeln. Alexia wusste, ohne hinsehen zu müssen, dass die Augen der Kreatur eisblau waren.
    Mann und Wolf prallten im Gang heftig aufeinander. Mit einem lautstarken Kampfschrei stürmte der Präzeptor aus der Zelle und warf sich ebenfalls ins Getümmel.
    Alexia war niemand, der untätig zusah und lange fackelte, deshalb packte sie den Hocker fester, und als der junge Templer rückwärts auf sie zutorkelte, zog sie ihm mit dem Schemel eins über, so hart sie nur konnte. Wirklich, sie wurde allmählich richtig gut darin auf ihre alten Tage; das sah ihr eigentlich gar nicht ähnlich.
    Der Junge brach zusammen.
    Daraufhin hieß es nur noch Werwolf gegen Präzeptor.
    Alexia dachte sich, dass Channing gut auf sich selbst achtgeben konnte und sie besser in die Freiheit türmen sollte, solange der Präzeptor noch beschäftigt war. Also ließ sie den Hocker fallen, raffte ihre Röcke und stürzte sich Hals über Kopf in jenen Gang, der ihrer Ansicht nach am vielversprechendsten aussah.
    Sie rannte mitten in Madame Lefoux, Floote und Monsieur Trouve hinein.
    Ah, richtiger Gang!
    »Na, hallo miteinander! Wie geht es Ihnen?«
    »Keine Zeit für Höflichkeiten, meine liebe Alexia«, entgegnete die Französin. »Das sieht Ihnen wieder einmal ähnlich, bereits geflohen zu sein, bevor wir überhaupt die Gelegenheit hatten, Sie zu retten!« Madame Lefoux ließ ihre Grübchen aufblitzen.
    »Ach, nun ja, ich bin eben recht einfallsreich.«
    Madame Lefoux warf etwas in die Luft, und Alexia fing es mit der Hand auf, die nicht ihre gerafften Röcke hielt. »Mein Sonnenschirm! Wunderbar!«
    Floote hatte ihre Aktentasche in der Hand, und in der anderen hielt er eine seiner winzigen Pistolen.
    Galant bot Monsieur Trouve Alexia einen Arm. »Mylady?«
    »Oh, vielen Dank, Monsieur, sehr liebenswürdig.« Mit nicht allzu großen Schwierigkeiten gelang es Alexia neben ihrem Schirm und den Röcken auch noch den dargebotenen Arm zu nehmen. »Ich bin Ihnen übrigens ziemlich dankbar für die Marienkäfer. Sehr freundlich von Ihnen, sie zu schicken.«
    Hastig schob der Uhrmacher sie den Gang entlang. Erst in diesem

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