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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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»Jeder sollte einmal im Leben zu seinen Wurzeln zurückkehren, denken Sie nicht auch? Ich nehme an, die Kutsche mit meinen Sachen ist inzwischen angekommen.« Sie wandte sich zum Gehen, und die anderen folgten ihr. »Ich werde neu packen müssen. Besser, ich tue es schnell, bevor heute noch einmal etwas schiefgeht.«
    Madame Lefoux berührte sie am Arm, bevor sie davoneilen konnte. »Was ist Ihnen denn heute Morgen noch zugestoßen?«
    »Abgesehen von der Bekanntmachung meines ziemlich peinlichen Zustandes in den öffentlichen Zeitungen und einem Angriff bösartiger Marienkäfer? Nun ja, Königin Victoria hat mich aus dem Schattenkonzil geworfen, meine Familie hat mich des Hauses verwiesen, und Lord Akeldama ist verschwunden und ließ mir nur eine sehr knappe Nachricht über eine Katze zurück. Dabei fällt mir ein …« Lady Maccon nahm das geheimnisvolle Metallhalsband aus ihrem Retikül und wedelte damit vor Madame Lefoux’ Nase herum. »Was halten Sie davon?«
    »Ein magnetisches Schallresonanz-Band.«
    »Ich dachte mir schon, dass es so etwas in der Art sein könnte.«
    Professor Lyall warf einen interessierten Blick auf den Gegenstand. »Besitzen Sie einen Hohlraumresonator?«
    Madame Lefoux nickte. »Natürlich, dort drüben irgendwo.« Sie verschwand hinter einem riesigen Stapel von etwas, das aussah wie die zerlegten Einzelteile eines Luftschiff-Dampfmotors, kombiniert mit einem halben Dutzend riesiger Löffel, und kehrte mit einem Gegenstand zurück, der allem Anschein nach ein sehr hoher, ofenrohrartiger Zylinder ohne Krempe war, auf ein Teestövchen montiert und mit einer Kurbel an der Seite und einer Art Trompete, die aus der Unterseite hervorragte.
    Beim Anblick der bizarren Vorrichtung versagten Lady Maccon die Worte. So reichte sie der Französin das Metallband in verblüfftem Schweigen.
    Die Erfinderin fädelte das Band durch einen Schlitz in der Unterseite des Hutes ein und drehte an der Kurbel, um es durch das Gerät laufen zu lassen. Als sie das tat, erklang ein hohes Klimpern, ähnlich dem Geräusch, das ein Klavier machen würde, wenn es Helium einatmete. Sie kurbelte schneller und schneller. Die klimpernden Laute begannen miteinander zu verschmelzen, und schließlich entstand daraus eine hohe Stimme.
    »Verlass England«, sagte sie in blechernem, mechanischem Tonfall. »Und hüte dich vor Italienern, die sticken.«
    »Wie hilfreich«, war Madame Lefoux’ einziger Kommentar.
    »Wie, um alles in der Welt, konnte er nur wissen, dass ich mich für Italien entscheiden würde?« Manchmal gelang es Lord Akeldama immer noch, Alexia zu überraschen. Nachdenklich spitzte sie die Lippen. »Stickerei?« Lord Akeldama war niemand, der einem unerlässlich wichtigen Faktor – wie zum Beispiel Mord – eine höhere Priorität einräumte als einem anderen unerlässlich wichtigen Faktor – wie zum Beispiel Mode. »Ich mache mir Sorgen um ihn. Ist es denn sicher für ihn, fern von seinem Zuhause? Ich meine, Vampire und ihre Königinnen sind doch ähnlich wie Bienen räumlich an den Ort ihres Stocks gebunden. Ich weiß ja, dass sich Lord Akeldama als Schwärmer von seinem Vampirstock losgelöst hat, aber ich hatte den Eindruck, dass auch Schwärmer an einen Ort gebunden sind und sich nur innerhalb eines gewissen Umkreises bewegen können, ein wenig so wie Gespenster.«
    Nachdenklich zupfte Professor Lyall an seinem Ohrläppchen. »Ich an Ihrer Stelle würde nicht allzu beunruhigt sein, Mylady. Schwärmer haben einen viel größeren Aktionsradius als an ihren Stock gebundene Vampire. Schon allein die Abhängigkeit von einer Königin zu überwinden bedarf beträchtlicher Seelenstärke, und je älter ein Schwärmer wird, umso mobiler wird er. Eben diese Beweglichkeit ist es, weshalb die meisten Schwärmer in der Gunst eines örtlichen Vampirhauses stehen. Sie sind nicht vertrauenswürdig, aber nützlich. Und da der Schwärmer die Königin braucht, damit sie seine Drohnen verwandelt, sind beide an ihrem gegenseitigen Überleben interessiert. Haben Sie Lord Akeldamas BUR -Akte gesehen?«
    Lady Maccon zuckte nur mit den Schultern. Sie war sich zwar nicht zu schade, im Büro ihres Mannes herumzuschnüffeln, aber auch der Ansicht, dass es nicht nötig war, Lyall auf diese unbedeutende Tatsache aufmerksam zu machen.
    »Nun ja, sie ist ziemlich umfangreich«, erklärte Professor Lyall. »Wir haben keine Aufzeichnungen über seinen ursprünglichen Stock, was den Schluss nahelegt, dass er schon seit erheblicher Zeit

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