Entflammte Nacht
Schwärmer ist. Ich denke, er dürfte mühelos in der Lage sein, sich über die Stadtgrenzen Londons hinauszubewegen, vielleicht sogar bis nach Oxford, ohne nennenswerte körperliche oder psychische Auswirkungen zu verspüren. Vermutlich ist er nicht mobil genug für eine Luftschiffreise im Äther oder um England übers Meer zu verlassen, aber er ist sehr wohl in der Lage, dafür zu sorgen, dass er schwer zu finden ist.«
»Schwer zu finden? Reden wir hier beide über denselben Lord Akeldama?« Der fragliche Vampir hatte viele herausragende Qualitäten – einen bemerkenswerten Geschmack, was Westen anging, und beißenden Witz, um nur einige zu nennen –, aber Unauffälligkeit gehörte nicht dazu.
Professor Lyall grinste. »Sie können ganz beruhigt sein, Lady Maccon. Lord Akeldama kann auf sich selbst aufpassen.«
»Irgendwie finde ich die Versicherungen eines Werwolfs in Bezug auf einen Vampir alles andere als ermutigend.«
»Sollten Sie sich nicht eigentlich wegen Ihrer eigenen Probleme Sorgen machen?«
»Was für ein Vergnügen macht das denn schon? Die Probleme anderer sind immer viel unterhaltsamer.«
Mit diesen Worten marschierte Lady Maccon den anderen voran zurück in den Gang, fuhr mit ihnen in der Aufzugskabine nach oben und ging durch den Hutladen und hinaus auf die Straße. Dort überwachte sie das Abladen ihres Gepäcks und schickte den wartenden Kutscher fort. Er war eindeutig erfreut darüber, wieder in die verhältnismäßige geistige Gesundheit des Loontwill-Haushalts zurückzukehren, wo er nicht von leicht erregbaren Mitgliedern der Aristokratie mit mechanischen Käfern beworfen wurde.
Professor Lyall rief sich eine Droschke herbei und wies sie an, ihn zum BUR -Hauptquartier zu bringen. Es würde ein höchst anstrengender Tag werden. Floote benutzte die Woolsey-Kutsche, um zum Herrensitz zurückzukehren und seine eigenen bescheidenen Habseligkeiten zu holen. Er vereinbarte mit den Damen, sie in weniger als vier Stunden wieder im Chapeau de Poupe zu treffen. Sie waren sich einig, dass sie so schnell wie möglich abreisen sollten, um im verhältnismäßigen Schutz des Tageslichts unterwegs zu sein. Madame Lefoux hatte natürlich bereits gepackt.
Lady Maccon begann mit Tunstells Hilfe sofort damit, ihre vielen Koffer auszuleeren, gleich an Ort und Stelle und inmitten eines Waldes aus Hüten. Der launische Swilkins hatte die Taschen ziemlich hastig und zu ihrem Ärger schlampig gepackt, sodass Alexia einfach nichts fand, was für eine Reise nach Italien angemessen gewesen wäre. Mit Lord Akeldamas Nachricht im Hinterkopf sortierte sie alle gestickten Kleidungsstücke aus.
Madame Lefoux begnügte sich damit, an ihren Hüten herumzuwerkeln und sie für ihre baldige Abwesenheit in Ordnung zu bringen. So waren sie allesamt eifrig beschäftigt, als sie von einem hastigen Klopf-klopf-klopf an der Tür unterbrochen wurden. Alexia blickte auf und sah Ivy Tunstell, die wie verrückt auf der anderen Seite der Glasscheibe winkte, sodass ihre schwarzen Ringellöckchen aufgeregt wippten.
Madame Lefoux ging zur Tür, um sie einzulassen.
Ivy hatte sowohl das Eheleben als auch ihren beträchtlichen gesellschaftlichen Abstieg mit unerwarteter Begeisterung aufgenommen. Sie schien ihre neue Rolle als Ehefrau eines Schauspielers von mittelmäßigem Ruf und Bewohnerin eines – huch! – gemieteten Appartements in Soho aufrichtig zu genießen.
Stolz erzählte sie davon, dass sie regelmäßig Dichter zu Besuch hatte. Ausgerechnet Dichter! Gelegentlich machte sie sogar Andeutungen, eventuell selbst die Bühne zu betreten. Möglicherweise war das gar keine schlechte Idee, denn Ivy hatte genau das richtige sympathische, lebhafte Gesicht und übermäßig melodramatische Temperament für das Leben als Theatermime.
Jedenfalls brauchte sie keine Hilfe, was ihre Garderobe anbelangte. Nachdem sie schon in unverheirateten Zeiten eine ausgeprägte Schwäche für haarsträubende Hüte gehabt hatte, erstreckte sich ihr auffälliger Geschmack nun, da er von den fesselnden Schürzenbändern ihrer Mutter befreit war, auch auf den Rest ihrer Kleidung. Das Ensemble an diesem Tag bestand aus einem leuchtend apfelgrün, rosa und weiß gestreiften Besuchskleid mit passendem Hütchen, geschmückt mit Federn von solch epischen Ausmaßen, dass Ivy sich tatsächlich leicht ducken musste, als sie den Laden betrat.
»Da bist du ja, du elender Kerl!«, begrüßte sie ihren Gatten liebevoll.
»Hallo, Schnattergans«, war seine
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