Entflammte Nacht
der Aufgabe gewachsen ist?«
»Sie wäre vorbehaltlos aus dem Häuschen.« Das breite Grinsen des Rotschopfs war wieder da.
»Ich hatte schon befürchtet, dass Sie das sagen würden.« Madame Lefoux rang sich ein klägliches kleines Lächeln ab.
Arme Madame Lefoux, dachte Professor Lyall. Es bestand die sehr wahrscheinliche Möglichkeit, dass sie am Ende ohne Hutladen dastand.
»Vampire? Sagten Sie Vampire?« Mit einem Mal holte Lady Maccons Verstand auch den zweiten Teil der Unterhaltung ein.
Lyall nickte. »Wir glauben, dass nun, da allgemein bekannt ist, dass Sie sich in anderen Umständen befinden, die Vampire versuchen werden – ich will es nicht beschönigen –, Sie zu töten.«
Lady Maccon zog die Augenbrauen hoch. »Durch heimtückische Marienkäfer vielleicht?«
»Wie bitte?«
»Marienkäfer?« Tunstell wurde hellhörig. »Ich mag Marienkäfer. Sie sind so schön halbkugelig.«
»Diese würden Sie nicht mögen.« Lady Maccon berichtete ausführlich von ihrer kürzlichen Begegnung der Marienkäfer-Art und dass sie nur knapp dem Schicksal entkommen war, von deren Fühlern aufgespießt zu werden. »Das war bis jetzt kein besonders angenehmer Tag«, schloss sie, »wenn man alles in allem in Betracht zieht.«
»Konnten Sie einen davon fangen, damit wir ihn uns näher ansehen können?«, fragte Madame Lefoux.
»Was glauben Sie wohl habe ich da in der Hutschachtel?«
Madame Lefoux’ Augen begannen zu funkeln. »Fantastique!« Sie sauste davon und wühlte einen Augenblick lang in ihrer Erfinderwerkstatt herum, dann tauchte sie mit einem Brilloskop auf der Nase und dicken, mit Eisenplättchen versehenen Handschuhen an den Fingern wieder auf.
Professor Lyall, der einzig anwesende Übernatürliche, nahm es auf sich, die Hutschachtel zu öffnen.
Die Französin griff hinein und nahm den großen, tickenden Käfer heraus, der protestierend mit den kleinen Beinchen zappelte. Interessiert besah sie ihn sich durch die Vergrößerungslinse. »Sehr gute Arbeit! Wirklich, sehr gut. Ich frage mich, ob hier irgendwo eine Meistermarke eingestempelt ist.« Sie drehte den mechanischen Käfer um.
Die Kreatur stieß ein sehr schrilles Surren aus.
»Merde!«, rief Madame Lefoux und warf den Marienkäfer jäh hoch in die Luft.
Er explodierte mit einem lauten Knall und ließ kleine Stückchen aus rotem Lack und Uhrwerkteilen auf sie hinabregnen.
Alexia zuckte zusammen, erholte sich jedoch schnell von dem Schreck. Nach so einem Morgen, wie sie ihn hinter sich hatte, was war da schon eine kleine Explosion? Mit einem spöttischen Lächeln musterte sie das entstandene Durcheinander.
Professor Lyall nieste, weil eine Wolke schmieriger Staubteilchen seine empfindliche Werwolfsnase kitzelte. »So viel zu Ihren Vampiren. Was sie nicht bis auf den letzten Tropfen aussaugen können, das sprengen sie in die Luft.«
Floote machte sich daran, die Unordnung zu beseitigen.
»Schade«, meinte Madame Lefoux.
Professor Lyall bedachte die Französin mit einem misstrauischen Blick, und die Erfinderin hob abwehrend die Hände. »Das war nicht meine Handwerkskunst, das versichere ich Ihnen. Ich handle nicht mit …«, ein unvermitteltes Grübchenlächeln überzog ihr Gesicht, »… Coccinellidae.«
»Ich denke, Sie sollten mir besser erklären, warum Sie die Vampire dafür verantwortlich machen, Professor«, brachte Alexia die Angelegenheit wieder zum Wesentlichen zurück.
Lyall erklärte es ihr. Er begann mit seinen Folgerungen bezüglich des Giftanschlags, des verschwundenen Tagebuchs und der versuchten Entführung, und äußerte dann seine Überzeugung, dass es nun, da Lady Maccons Schwangerschaft schwarz auf weiß publik gemacht worden war und sie nicht länger offiziell unter dem Schutz des Woolsey-Rudels stand, nur wahrscheinlich war, dass solche Vorfälle sowohl an Häufigkeit als auch an Heftigkeit zunehmen würden.
Na reizend. Was erwartet mich wohl als Nächstes? Horden höllischer Hummeln aus Messing? »Warum wollen sie meinen Tod? Ich meine, abgesehen von den üblichen Gründen.«
»Wir glauben, dass es etwas mit dem Kind zu tun hat.«
Madame Lefoux nahm Alexia sanft am Ellbogen und versuchte, sie zu einem umgestürzten Fass zu steuern, doch Alexia weigerte sich und sah stattdessen Professor Lyall weiterhin an. Vor angestauten Emotionen schnürte es ihr fast die Kehle zu. »Dann glauben Sie mir also? Sie glauben mir, dass dieses ungeborene Ungemach von Conall ist?«
Er nickte.
»›Ungeborene Ungemach‹?«,
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