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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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hörte man ihm nicht an. Es war, als hätte er sein ganzes Leben damit zugebracht, über Channing verärgert zu sein, doch wenn er bedachte, wie der Tag bisher verlaufen war, war eigentlich nichts anderes zu erwarten gewesen. »Ich hatte ihm eine ausdrückliche Order erteilt. Das sollte durch nichts aufgehoben werden. Ich bin immer noch Beta dieses Rudels, und Major Channing steht unter meinem Befehl.«
    »Ssuallererst unner meinem«, widersprach Lord Maccon sanft. Dann trällerte er laut: »Wir lassen wohlbehalten und sicher euch zurück.«
    Halb ziehend, halb schiebend versuchte Professor Lyall, seinen Alpha aus der Wanne zu bugsieren. Doch er verlor den Halt, und Lord Maccon rutschte mit einem gewaltigen Platschen wieder hinein. Die riesige Wanne mit dem kleinen dampfbetriebenen Heizelement war außerordentlich gut gearbeitet und unter großen Unkosten aus Amerika importiert worden, denn dort kannte man sich aus mit Stahl. Dennoch ließ Lord Maccons Gewicht sie gefährlich auf ihren vier Klauenfüßen erzittern.
    »Falls eine Kugel find’t ihr Ziel, ist euch der Tod gewiss«, sang der patschnasse Werwolf, ein paar Zeilen auslassend.
    »Haben Sie Channing einen direkten Befehl erteilt? In diesem Zustand?« Professor Lyall versuchte erneut, den Earl aus der Wanne zu ziehen. »Und er hat Ihnen gehorcht?«
    Einen kurzen Moment lang wurden Lord Maccons Blick klar, und er wirkte regelrecht nüchtern. »Das will ich ihm raten! Ich bin immer noch der Alpha.«
    Schließlich gelang es Professor Lyall, seinen Alpha aus dem Wasser und halbwegs in den Bademantel zu bekommen. Der dünne Stoff klebte an manchen Stellen unschicklich eng am Körper, doch das kümmerte den Earl, der noch nie besonders unter Schamhaftigkeit gelitten hatte, nicht die Bohne.
    Professor Lyall war daran gewöhnt.
    Nun fing Lord Maccon an, im Takt zu seinem Gesang hin- und herzuschunkeln. »Hebt das Glas und füllt es, lacht und trinkt zusamm’!«
    »Wo haben Sie ihn hingeschickt?« Professor Lyall, der den größten Teil von Lord Maccons Gewicht schleppte, war dankbar für seine übernatürliche Stärke, die das Herummanövrieren des wuchtigen Körpers seines Alphas nur zu einem unangenehmen und keinem hoffnungslosen Unterfangen machte. Der Werwolf war so massig gebaut wie ein Ochse, dabei allerdings doppelt so stur, und oftmals machte er ebenso viel Mist.
    »Ach, daswüssenSie wohl gern, was?«
    Professor Lyall war nicht gerade erfreut über die ausweichende Antwort. »Haben Sie ihn auf Lord Akeldamas Fährte gesetzt?«
    Erneut wurde Lord Maccon ein wenig nüchterner. »Dieser weibische Geck! Verschwunden, was? Gut! Er erinnert mich an weiche Cremefüllung, nur Sahne, ohne Biss. Hab nie verstanden, was Alexia an diesem spitzzähnigen Trottel fand. Meine Frau! Vergnügt sich mit einem Vampir ohne Biss. Wenigstens weiß ich, dass der nich’ der Vater ist.« Die gelben Augen des Alphas zogen sich zu Schlitzen zusammen, als versuche er, sich davon abzuhalten, darüber weiter nachzudenken.
    Unvermittelt sackte er mit dem ganzen Gewicht nach unten, entglitt Professor Lyalls Griff und landete als Haufen verknoteter Gliedmaßen auf dem Fußboden. Seine Augen wurden vollkommen gelb, und er sah allgemein ein bisschen zu haarig aus für Professor Lyalls Geschmack. Bis zum Vollmond waren es noch ein paar Nächte, und Lord Maccon hätte eigentlich durch seine Stärke als Alpha in der Lage sein sollen, der Verwandlung mit Leichtigkeit zu widerstehen. Offensichtlich machte er sich nicht einmal die Mühe, es überhaupt zu versuchen.
    Der Earl sang weiter, sogar noch, als sein betrunkenes Nuscheln in ein Nuscheln überging, das von brechenden Kieferknochen herrührte, die sich in eine Wolfsschnauze verwandelten. »Trinkt und singt ein Liedchen; Vergangenheit, leb wohl! Wär jammerschad’, wenn dieses Glas für uns das letzte wär!«
    Es hatte viele Gründe, warum Professor Lyall Beta des Woolsey-Rudels war, und einer davon war, dass er genau wusste, wann es nötig war, Unterstützung anzufordern. Ein schneller Satz zur Tür und ein lauter Schrei sorgten dafür, dass vier der kräftigsten Woolsey-Claviger herbeieilten, um ihm dabei zu helfen, seine Lordschaft, die nun ein sehr betrunkener Wolf war, nach unten in seine Kerkerzelle zu befördern.
    Auch vier Beine brachten keine Verbesserung, was das Schwanken des Earls anbelangte, und statt zu singen stieß er nur noch das eine oder andere traurige Heulen aus. Es sah so aus, als würde dem anstrengenden Tag auch noch

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