Entflammte Nacht
werden?«
»Ich glaube, dass ich, wenn ich das Kind nicht verliere, möglicherweise gezwungen bin, es loszuwerden, damit ich nicht den Verstand verliere. Dass ich, selbst wenn es mir durch ein Wunder gelingen sollte, die Schwangerschaft durchzustehen, niemals in der Lage sein werde, dieselbe Luft wie mein eigenes Baby zu atmen, geschweige denn, es zu berühren. Und ich bin so wütend darüber, dass mein Riesentölpel von Ehemann mich einfach im Stich lässt und ich ganz allein damit fertig werden muss. Hätte er denn nicht – ach, ich weiß nicht – einfach mit mir darüber reden können? Aber nein, er zerstört alles, indem er den Beleidigten spielt und sich besäuft! Während ich …« Alexia unterbrach sich mitten im Satz. »Das ist eine fantastische Idee! Ich sollte etwas genauso Empörendes tun!«
Woraufhin sich Madame Lefoux vorbeugte und sie sehr sanft und zärtlich auf den Mund küsste.
Es war kein völlig unangenehmes Gefühl, doch es war auch nicht gerade etwas, das man in feiner Gesellschaft tat, nicht einmal unter Freunden. Manchmal, so fand Alexia, rückte bei Madame Lefoux der französische Charakter ein wenig zu sehr in den Vordergrund.
»Das war nicht gerade das, was ich im Sinn hatte. Haben Sie Cognac?«
Die Erfinderin lächelte. »Ich glaube, es ist eher an der Zeit, schlafen zu gehen.«
Alexia fühlte sich ein wenig schlapp und ausgelaugt. »Es ist anstrengend, über seine Gefühle zu reden. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir das gefällt.«
»Ja, aber es hat doch geholfen?«
»Ich verabscheue Conall immer noch und will ihm beweisen, dass er sich irrt. Also, nein, ich glaube nicht, dass es geholfen hat.«
»Aber so haben Sie doch schon immer in Bezug auf Ihren Ehemann empfunden, meine Liebe.«
»Wie wahr, wie wahr! Sind Sie sicher, dass Sie keinen Cognac haben?«
Nach einem überraschend ereignisarmen Flug landeten sie am nächsten Morgen in Frankreich. Madame Lefoux’ Miene erhellte sich beträchtlich, und ihr Gang war leicht und beschwingt, als sie die Landungsbrücke hinuntermarschierten, während das farbenfrohe Luftschiff hinter ihnen sanft an seinen Leinen zerrte. Die Franzosen, die zusätzlich zu ihrer ausgeprägten Vorliebe für lächerliche Schnurrbärte auch noch einen Hang zu äußerst fortschrittlichen Maschinen hegten, waren auf riesige Mengen Gepäck vorbereitet. Man lud die Schrankkoffer von La Diva Tarabotti, die Kisten von Mr. Lefoux und Flootes Portmanteau auf eine Art schwebende Plattform, die von vier mit Äther gefüllten Ballons getragen und von einem lustlosen Gepäckträger hinter sich hergezogen wurde.
Madame Lefoux führte mit verschiedenen Mitgliedern des Luftschiffpersonals mehrere ausgedehnte Streitgespräche, die jedoch eher einer Unterhaltung entsprachen, wie sie in diesem Land üblich zu sein schien, als tatsächlich echten Nachdruck zu enthalten. Nach dem, was Alexia davon mitbekam – was angesichts der Geschwindigkeit, mit der sie sprachen, nicht besonders viel war –, gab es offenbar einige Unklarheiten bezüglich der Rechnung, des Trinkgeldes und zu dieser frühen Morgenstunde ein Transportmittel zu mieten.
Madame Lefoux räumte zwar ein, dass die Tageszeit unannehmbar früh war, duldete jedoch keine Verzögerung ihrer Weiterreise. Sie scheuchte einen relativ jungen Kutscher auf, der einen besonders eindrucksvollen Schnurrbart zur Schau trug und sich schläfrig die Augen rieb. Sobald das Gepäck aufgeladen und Alexia, Madame Lefoux und Floote sicher im Innern der Kutsche saßen, fuhren sie etwa zehn Meilen weiter zu einer Bahnstation, wo sie den Postzug auf seiner sechsstündigen Fahrt über Amiens nach Paris erwischten.
Mit gesenkter Stimme versprach Madame Lefoux, dass es im Zug Erfrischungen geben würde. Leider stellte sich die Verköstigung dort als jämmerlich minderwertig heraus. Alexia war alles andere als begeistert; sie hatte so Vielversprechendes über die französische Küche gehört.
Sie erreichten Paris am späten Nachmittag, und Alexia, die noch nie in fremde Gefilde gereist war, musste verstört feststellen, dass die Stadt ebenso schmutzig und überfüllt war wie London, nur dass die Gebäude prächtiger und die Gentlemen schnurrbärtiger waren. Sie fuhren nicht gleich in die Stadt, denn obwohl sie dringend etwas Tee benötigt hätte, stand der Gedanke, dass sie möglicherweise verfolgt wurden, bei allen an oberster Stelle.
Sie fuhren zum Hauptbahnhof der Stadt, wo Floote vorgab, Zugfahrkarten zu kaufen, und machten
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