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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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leicht an Alexia, als sie beide, die Ellbogen auf die Reling gestützt, hinunter in die dunklen Fluten des Ärmelkanals weit unter ihnen blickten.
    Floote beobachtete sie aufmerksam. Alexia fragte sich, ob der treue Kammerdiener ihres Vaters Madame Lefoux deshalb misstraute, weil sie Französin oder Wissenschaftlerin war oder weil sie sich ständig so unangemessen kleidete. Bei Floote dürfte jede der drei Eigenschaften ausreichen, um Argwohn zu wecken.
    Alexia selbst hatte keine solchen Vorbehalte. Genevieve Lefoux hatte sich während des letzten Monats als äußerst treue Freundin erwiesen, vielleicht ein wenig reserviert in Gefühlsangelegenheiten, doch sie war liebenswürdig in ihren Reden und intelligent in ihrem Handeln.
    »Vermissen Sie ihn?« Die Französin braucht nicht zu präzisieren, wen sie meinte.
    Alexia streckte eine behandschuhte Hand aus und ließ sie von der vorbeirauschenden Ätherströmung tragen. »Ich will ihn nicht vermissen. Ich bin so verdammt wütend auf ihn, dass ich wie betäubt bin. Dadurch komme ich mir träge und dumm vor.« Von der Seite her musterte sie die Erfinderin. Genevieve hatte ebenfalls einen Verlust erfahren. »Wird es irgendwann leichter?«
    Für einen langen Moment schloss Madame Lefoux die Augen. Vermutlich dachte sie an Angelique. »Es wird anders.«
    Alexia blickte empor zum Mond, der beinahe voll war und noch nicht hoch genug am Himmel stand, um hinter dem riesigen, ballonförmigen Tragekörper des Luftschiffs zu verschwinden. »Das ist es bereits. Heute Abend …«, sie zuckte leicht mit den Schultern, »… schmerzt es anders. Jetzt denke ich an den Vollmond. In solchen Nächten war ich immer ganz nahe bei ihm, berührte ihn die ganze Nacht lang. Die andere Zeit über versuchte ich, nicht zuviel Körperkontakt mit ihm zu haben. Ihm hätte das nichts ausgemacht, aber ich wollte nicht riskieren, ihn länger als nötig der Sterblichkeit auszusetzen.«
    »Hatten Sie Angst, das würde ihn altern lassen?«
    »Ich hatte Angst, dass ihn irgendein tollwütiger Einzelgänger in Stücke reißt, bevor ich ihn loslassen kann.«
    Eine kurze Weile schwiegen sie.
    Alexia zog die Hand zurück und stützte das Kinn in die Handfläche. Sie fühlte sich taub an. Ein bekanntes Gefühl. »Ja. Ich vermisse ihn.«
    »Sogar nach dem, was er getan hat?«
    Unbewusst fuhr sich Alexia mit der anderen Hand über den Bauch. »Er war schon immer ein ziemlicher Esel. Wenn er klug wäre, hätte er mich überhaupt nicht geheiratet.«
    »Nun ja …« Madame Lefoux versuchte, durch einen Themenwechsel die Stimmung aufzulockern. »Wenigstens wird Italien interessant werden.«
    Alexia bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick. »Sind Sie sich auch wirklich sicher, dass Sie verstehen, was dieses Wort bedeutet? Ich weiß ja, dass Englisch nicht Ihre Muttersprache ist.«
    Der falsche Schnurrbart der Erfinderin wackelte gefährlich in der Brise. Elegant hob sie einen Finger ans Gesicht, um ihn an Ort und Stelle zu halten. »Es ist eine Möglichkeit herauszufinden, wie Sie schwanger werden konnten. Ist das denn nicht interessant?«
    Alexias dunkle Augen weiteten sich. »Ich bin mir sehr wohl bewusst, wie es passiert ist. Es geht vielmehr darum, Conall dazu zu zwingen, seine Anschuldigungen zu widerrufen. Was eher nützlich als interessant ist.«
    »Sie wissen, was ich meine.«
    Alexia blickte hoch in den Nachthimmel. »Nach der Hochzeit mit Conall nahm ich an, dass wir keine Kinder haben könnten. Jetzt kommt es mir so vor, als wäre ich von einer fremdartigen Krankheit befallen. Ich kann mich nicht dazu überwinden, mich darüber zu freuen. Ich wüsste gerne, wie eine solche Schwangerschaft möglich ist, wissenschaftlich gesehen. Aber zu viel über das Kind nachzudenken macht mir Angst.«
    »Vielleicht wollen Sie einfach keine Zuneigung zu ihm aufbauen.«
    Nachdenklich runzelte Alexia die Stirn. Zu versuchen, die eigenen Gefühle zu verstehen, war eine aufreibende Angelegenheit. Genevieve Lefoux hatte das Kind einer anderen Frau als ihr eigenes aufgezogen. Sie musste in der ständigen Angst gelebt haben, Angelique könnte zurückkommen und ihr Quesnel einfach wegnehmen.
    »Möglicherweise tue ich das unbeabsichtigt. Angeblich stoßen sich Außernatürliche gegenseitig ab, und Außernatürlichkeit vererbt sich angeblich weiter. Eigentlich müsste ich gegen mein eigenes Kind allergisch sein und mich nicht einmal im selben Raum mit ihm aufhalten können.«
    »Dann glauben Sie, dass Sie eine Fehlgeburt haben

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