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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Akeldama zum Beispiel ist mir immer ein Rätsel geblieben. Ich meine, er ist einfach zu ungeheuerlich. Aber sie hat ein gutes Urteilsvermögen. Wenn sie noch in der Stadt wäre, hätte ich ihr selbst erzählt, was ich gehört habe. Aber wie die Dinge liegen, schätze ich, dass Sie einen angemessenen Stellvertreter abgeben. Mein Gatte hält sehr große Stücke auf Sie. Abgesehen davon finde ich es einfach nicht richtig: Weise Gentlemen sollten nicht einfach hergehen und Lord Akeldama irgendwelche Dinge stehlen.«
    Professor Lyall wusste ganz genau, wer Ivys »weiser Gentleman« war. Dieses Rätsel wurde immer mysteriöser und … ja, vampirischer. Der Wesir war der führende Schwärmer Englands, Königin Victorias oberster Stratege und höchst geschätzter übernatürlicher Berater. Er bildete zusammen mit dem Diwan, der ein Werwolf-Einzelgänger und oberster Befehlshaber der Royal Lupine Guard war, das Schattenkonzil. Bis vor Kurzem war Alexia das dritte Mitglied gewesen.
    Der Wesir war einer der ältesten Vampire auf der Insel. Und er hatte etwas gestohlen, das Lord Akeldama gehörte. Professor Lyall hätte gutes Geld darauf verwettet, dass die Suche nach ebendieser Sache der Grund war, warum Lord Akeldama und alle seine Drohnen London verlassen hatten.
    Das entwickelt sich alles allmählich zu einem echten Vampirschlamassel.
    Völlig ahnungslos, in welchen brodelnden Dampfkessel sie ihren Gast gerade gestürzt hatte, bot Ivy ihm mit wippenden Löckchen eine weitere Tasse Tee an, doch Lyall entschied, dass es die bestmögliche Vorgehensweise wäre, nach Woolsey Castle zurückzukehren und sich schlafen zu legen. Oftmals waren Vampire besser zu verstehen, wenn man ordentlich ausgeruht war.
    Folglich lehnte er den Tee ab.

8

    Schnupftabak, Pomeranzen und Exorzismus
    A lexias Beine waren steif vor Kälte, aber wenigstens wurden sie wieder anständig von ihren Röcken verhüllt, auch wenn diese Röcke nun nicht nur säurezerfressen, sondern auch noch schlammverkrustet waren. Sie seufzte. Mit ihrer verdreckten Aktentasche und dem wild zerzausten Haar musste sie wie eine regelrechte Zigeunerin aussehen. Madame Lefoux sah mit den Schlammspritzern und der Fliegerbrille, die ihr um den Hals baumelte, ebenfalls ziemlich mitgenommen aus. Ihr Zylinder thronte immer noch sicher auf dem Kopf, gehalten von dem langen Schal, aber der Schnurrbart saß ausgesprochen schief. Nur Floote schaffte es irgendwie, völlig gelassen und unzerzaust zu wirken, während sie in den frühen Morgenstunden verstohlen durch die Seitengassen Nizzas schlichen – anders konnte man es wirklich nicht bezeichnen.
    Nizza erwies sich als kleiner als Paris, mit dem typischen lässigen Charakters eines Küstenorts. Allerdings hatte Madame Lefoux düster darauf hingewiesen, dass die »italienischen Schwierigkeiten« von vor zehn Jahren immer noch andauerten, verborgen zwar, jedoch unvermindert, und dass diese schlimme Situation Nizza eine rastlose Grundstimmung verlieh, die von Fremden nicht immer wahrgenommen wurde.
    »Man stelle sich das nur vor! Zu kämpfen, weil Nizza eigentlich italienisch wäre – pah!« Madame Lefoux machte eine wegwerfende Geste und funkelte Alexia an, als wollte die in dieser Angelegenheit für die Italiener Partei ergreifen.
    Alexia suchte nach einer beschwichtigenden Antwort. »Ich bin sicher, es gibt hier in der ganzen Stadt so gut wie keine Pasta.« Das war das Beste, was ihr auf die Schnelle einfallen wollte.
    Madame Lefoux beschleunigte daraufhin ihr Herumgeschleiche und führte sie um einen Haufen weggeworfener Lumpen in eine heruntergekommene kleine Seitengasse.
    »Ich hoffe inständig, dass der Ornithopter dort, wo wir ihn zurückgelassen haben, sicher ist«, versuchte Alexia das Thema zu wechseln, während sie ihrer Freundin folgte. Sorgsam raffte sie die Röcke, während sie den Lumpen auswich. Unter den gegebenen Umständen hatte das relativ wenig Sinn, doch der Instinkt gebot nun einmal, dass man seine Röcke raffte.
    »Das sollte er sein. Er hat keine Schießpulverladungen mehr, und abgesehen von Gustave und mir wissen nur wenige, wie man ihn fliegt. Ich werde ihm eine Nachricht senden, wo er zu finden ist. Und bitte entschuldigen Sie die etwas unglückliche Landung.«
    »Sie meinen wohl die etwas unglückliche Bruchlandung.«
    »Zumindest habe ich einen weichen Landeplatz gewählt.«
    »Ja, einen Ententeich. Ist Ihnen bewusst, dass der Ornithopter nur nach Vögeln benannt ist? Sie müssen ihn nicht wie einen

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