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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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behandeln.«
    »Wenigstens ist er nicht explodiert.«
    Alexia hielt in ihrem Schleichen inne. »Oh, dann glauben Sie, er hätte das tun können?«
    Madame Lefoux antwortete nur mit einem französischen Schulterzucken.
    »Nun, ich denke, unser Ornithopter hat sich einen neuen Namen verdient.«
    »Ach ja?«, fragte die Erfinderin resigniert.
    »Ja. Die Schmutzige Ente.«
    »Le Canard Boueux? Sehr witzig.«
    Floote gab ein kleines Schnauben der Belustigung von sich. Wütend funkelte Alexia ihn an. Wie hatte er es nur geschafft, dem schlammigen Wasser so vollständig zu entgehen?
    Madame Lefoux führte sie zu einer kleinen Tür, die früher einmal blau gewesen sein mochte, dann gelb und dann grün, eine Geschichte, die sich stolz in den abblätternden Farbschichten präsentierte. Die Französin klopfte zuerst leise und dann immer lauter, bis sie schließlich ziemlich heftig gegen die arme Tür hämmerte.
    Die einzige Reaktion, die dieser Lärm hervorrief, war das unvermittelt einsetzende hysterische Kläffen eines Exemplars irgendeiner winzigen Hunderasse, welches die andere Seite der Tür als sein Revier betrachtete.
    Floote wies mit einem Kopfnicken auf den Türknauf, und Alexia besah ihn sich im flackernden Feuerschein der Laternen ein wenig näher; offensichtlich war Nizza für Gaslaternen nicht fortschrittlich genug. Der Knauf war aus Messing und größtenteils unauffällig, mit Ausnahme eines sehr schwach erkennbaren eingravierten Symbols, das Hunderte von Händen schon beinahe ausgelöscht hatten – ein rundlicher, kleiner Oktopus.
    Nach reichlichem Gehämmer und Gekläffe wurde die Tür vorsichtig einen Spalt weit geöffnet und gab den Blick auf einen lebhaften kleinen Mann in rot-weiß gestreiftem Nachthemd und mit Schlafmütze und einem halb verängstigten, halb verschlafenen Gesichtsausdruck frei. Ein schmutziger Staubwedel auf vier Beinen hüpfte aufgeregt um seine nackten Knöchel herum. Sehr zu Alexias Überraschung in Anbetracht ihrer bisherigen Erfahrungen mit Franzosen trug der Mann keinen Schnurrbart. Der Staubwedel allerdings schon. Vielleicht waren Schnurrbärte in Nizza bei Hunden üblicher.
    Ihre Überraschung verebbte allerdings, als der kleine Mann nicht auf Französisch, sondern auf Deutsch zu sprechen begann.
    Als das aber nur drei verständnislose Gesichter zur Folge hatte, musterte er ihre Kleidung und ihr Auftreten abschätzend und wechselte zu einem Englisch mit starkem Akzent.
    »Ja, bitte?«
    Der Staubwedel schoss durch den Türspalt und attackierte grimmig den Saum von Madame Lefoux’ Hosenbein. Was Madame Lefoux’ vortreffliche Wollhose diesem Geschöpf angetan haben mochte, konnte sich Alexia nicht einmal ansatzweise vorstellen.
    »Monsieur Lange-Wilsdorf?«, fragte Madame Lefoux, während sie versuchte, das Tier taktvoll mit dem Fuß abzuschütteln.
    »Wer wünscht das zu wissen?«
    »Ich bin Lefoux. Wir korrespondierten in den vergangenen Monaten miteinander. Mr. Algonquin Shrimpdittle empfahl, dass wir uns einander vorstellen.«
    »Ich dachte, Sie wären … äh, weiblichen Geschlechts.« Argwöhnisch musterte der Gentleman Madame Lefoux aus schmalen Augen.
    Madame Lefoux zwinkerte ihm zu und lüpfte ihren Zylinder. »Das bin ich auch.«
    »Lass das, Poche!«, bellte der Deutsche den winzigen Hund an.
    »Monsieur Lange-Wilsdorf ist ein ziemlich bekannter Bioanalytiker«, sagte Madame Lefoux erklärend zu Alexia und Floote. »Er verfügt über ein spezielles Fachwissen, das Sie recht interessant finden werden, Alexia.«
    Der Deutsche öffnete die Tür weiter und streckte den Kopf hinaus, um an Madame Lefoux vorbeisehen zu können, dorthin, wo Alexia bibbernd in der Kälte stand.
    »Alexia?« Eindringlich musterte er ihr Gesicht im fahlen Licht der Straßenlaterne. »Doch nicht etwa die Alexia Tarabotti, das weibliche Exemplar?«
    »Wäre das denn gut oder schlecht, wenn ich es wäre?« Die fragliche Dame war ein wenig verstört darüber, zwischen Tür und Angel in der kalten Nachtluft eine ausgedehnte Unterhaltung mit einem Mann in einem rot-weiß gestreiften Flanellnachthemd führen zu müssen.
    »Ja, genau die Alexia Tarabotti«, sagte Madame Lefoux mit einer überschwänglichen Geste.
    »Ich kann es nicht glauben! Das weibliche Exemplar – vor meiner Tür! Wirklich?« Der kleine Mann stieß besagte Tür weit auf und flitzte um Madame Lefoux herum, um herzlich Alexias Hand zu ergreifen und sie in einer Begrüßung nach amerikanischem Stil begeistert auf- und abzuschütteln.

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