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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Bande der Seele zum Körper durchtrennte.
    Mit leicht nach unten geklappter Kinnlade sah sich der Deutsche um, und der Hund hörte ausnahmsweise einmal auf zu bellen. »War das alles?«
    Alexia nickte und wischte sich die Fingerspitze mehrmals an ihren Röcken ab, dann erhob sie sich.
    »Aber ich hatte doch noch nicht einmal mein Notizbuch herausgeholt! Was für eine – wie sagt man? – verpasste Gelegenheit!«
    »Es ist vollbracht.«
    »Außergewöhnlich! Ich habe noch nie zuvor gesehen, wie ein Außernatürlicher einen Geist auslöscht. Wirklich außergewöhnlich! Nun, das bestätigt, dass Sie tatsächlich sind, was Sie zu sein behaupten, weibliches Exemplar. Meinen Glückwunsch!«
    Als hätte ich eine Art Preis gewonnen. Alexia zog missbilligend die Augenbrauen hoch, doch der kleine Mann schien es nicht zu bemerken, also marschierte sie entschlossen wieder die Treppe hoch
    Der Deutsche trottete ihr hinterher. »Wirklich, wirklich außergewöhnlich. Ein vollkommener Exorzismus. Nur ein Außernatürlicher kann so etwas mit einer einzigen Berührung zustande bringen. Ich hatte natürlich davon gelesen, aber es selbst zu sehen, hier vor mir, mit eigenen Augen … Finden Sie, dass die Wirkung bei Ihnen schneller eintritt als bei den männlichen Ihrer Spezies?
    »Das kann ich nicht sagen, da ich noch nie einem begegnet bin.«
    »Natürlich, natürlich. Jawoll. Können nicht dieselbe Luft miteinander teilen, die Außernatürlichen.«
    Alexia trat zurück in den Salon, wo Madame Lefoux und Floote ihr eines der Croissants übrig gelassen hatten. Gott sei Dank!
    »Wie war es?«, fragte die Französin höflich, wenn auch ein wenig kühl. Das letzte Gespenst, das Alexia exorziert hatte, war eine sehr teure Freundin von Madame Lefoux gewesen.
    »Matschig.«
    Angeekelt rümpfte Madame Lefoux ihr keckes Näschen. »So stellt man es sich auch vor.«
    Der Wissenschaftler ging hinüber zum Fenster und sah hinaus. Eindeutig wartete er darauf, dass die Sonne vollständig aufging. Sie zeigte sich bereits knapp über den Dächern, und Alexia stellte erfreut fest, dass Nizza möglicherweise ein ganz kleines bisschen weniger schmutzig war als Paris. Der Hund wuselte im Zimmer herum und kläffte abwechselnd jeden Besucher an, als hätte er vergessen, dass sie schon länger hier waren – was angesichts seines offensichtlichen Mangels an Gehirn möglicherweise tatsächlich der Fall war –, bevor er zu einem erschöpften flauschigen Haufen unter dem Sofa zusammenbrach.
    Alexia aß ihr Croissant, wobei sie darauf achtete, nicht die verunreinigte Hand zu benutzen, und wartete dann geduldig mit der unwahrscheinlichen Hoffnung, dass man ihnen bald ihre Quartiere zuweisen würde. Das letzte Mal, dass sie geschlafen hatte, musste schon ewig her sein. Sie fühlte sich beinahe betäubt vor Müdigkeit.
    Madame Lefoux schien es ähnlich zu gehen, denn sie war bereits eingenickt. Das Kinn versank in der Schleife ihrer Halsbinde, und der Zylinder, der immer noch teilweise von Monsieur Trouves Schal gehalten wurde, kippte auf ihrem Kopf nach vorn. Selbst Flootes Schultern sanken unmerklich hinab.
    Die ersten langen Sonnenstrahlen krochen über das Fensterbrett und fielen schräg ins Zimmer. Mit gespanntem Eifer beobachtete Herr Lange-Wilsdorf, wie das Licht Flootes Hosenbein berührte, und als dieser nicht sofort in Flammen aufging oder schreiend aus dem Zimmer lief, entspannte sich der kleine Deutsche, wie Alexia vermutete, zum ersten Mal, seit sie an seine Tür geklopft hatten.
    Da das Angebot eines Schlafgemachs immer noch auf sich warten ließ, holte Alexia tief Luft und sah ihren Gastgeber direkt an. »Mr. Lange-Wilsdorf, warum all diese Mühe und die Prüfungen? Sind Sie ein echter Gläubiger? Das erscheint mir merkwürdig bei einem Mitglied des Ordens des Messing-Oktopus.«
    Bei dieser freimütigen Rede ihrer Freundin öffnete Madame Lefoux die Augen einen Spalt und schob sich mit einem Finger elegant den Zylinder zurück auf den Kopf. Interessiert musterte sie den kleinen Wissenschaftler.
    »Mag sein, mag sein. Meine Forschungen sind heikel, ja, sogar gefährlich. Wenn ich Ihnen vertrauen oder helfen soll, dann ist es wichtig, geradezu unerlässlich, dass niemand von Ihnen – wie sagt man? – untot ist.«
    Alexia zuckte zusammen, und Madame Lefoux richtete sich aus ihrer zusammengesunkenen Haltung auf, mit einem Schlag wieder hellwach. »Untot« war kein Wort, das man in feiner Gesellschaft gebrauchte. Werwölfe, Vampire und sogar

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