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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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schnappte.
    Herr Lange-Wilsdorf machte nur eine Geste mit dem Füller in seiner Hand, ohne von seinem Büchlein aufzublicken.
    Alexia fand ihre Sprache wieder. »Könnte ich ihn denn nicht wenigstens ein einziges Mal schlagen? Nur einen winzigen Hieb auf den Schädel? Er würde es kaum merken.«
    Floote zog eine Augenbraue hoch und fasste Alexia dann am Ellbogen, um Madame Lefoux zu helfen, sie aus dem Raum zu schaffen. »Schlafenszeit, Madam.«
    »Oh, also gut!«, fügte Alexia sich ungnädig. »Wenn Sie darauf bestehen.« Wütend funkelte sie Madame Lefoux an. »Aber Sie liegen besser richtig mit Ihrer Einschätzung über den Charakter dieses üblen Charakters!«
    »Oh«, die Grübchen kehrten zurück, »ich glaube, er könnte Sie überraschen.«
    »Vielleicht indem er uns beispielsweise schleimige Kröten auf Toast serviert?«
    »Er könnte beweisen, dass Sie recht haben. Dass Lord Maccon der Vater Ihres Kindes ist.«
    »Das ist auch die einzige Möglichkeit, die das hier wert sein könnte. Weibliches Exemplar … Also wirklich! Klingt, als habe er vor, mich mit einem Jätmesser zu sezieren.«
    Als Alexia am nächsten Morgen zum Frühstück nach unten kam, war es schon nicht mehr Morgen, sondern früher Nachmittag. Madame Lefoux und Floote saßen bereits an dem kleinen Esstisch, ebenso wie der kleine deutsche Wissenschaftler, der, während er aß, völlig vertieft in seine Forschungen war – ein unzumutbares Verhalten! Er zitterte regelrecht vor Aufregung, beinahe so schlimm wie sein Staubwedel von Hund.
    Da es mitten am Tag war, waren sowohl der Wissenschaftler als auch sein Hund etwas förmlicher gekleidet. Alexia war ein wenig überrascht. Halb hatte sie erwartet, dass Herr Lange-Wilsdorf immer noch sein gestreiftes Nachthemd tragen würde. Stattdessen war er gekleidet in ein Tweedjackett und eine braune Hose, in denen er vollkommen respektabel aussah. Zu Flootes offenkundigem Missfallen trug er keine Halsbinde.
    Alexia war möglicherweise weniger schockiert über die fehlende Halsbinde, als sie sein sollte. Exzentrische Kleidung war von Ausländern schließlich zu erwarten, zumal sie Halsbinden und hohe Krägen mit Argwohn betrachteten, weil sie das Erkennen von Drohnen erschwerten.
    Poche trug ebenfalls Tweed: Ein Streifen davon war in einem Wasserfallknoten um den Hals des Hundes gebunden. Aha, dachte Alexia, die fehlende Halsbinde! Das Tier begrüßte Alexias Ankunft mit der zu erwartenden Salve wilden Gebells.
    Alexia setzte sich an den Tisch, ohne von ihrem Gastgeber dazu aufgefordert zu werden, und da es ihn ohnehin nicht zu interessieren schien, bediente sie sich selbst von den Speisen. An diesem Tag hatte das ungeborene Ungemach nichts gegen Essen einzuwenden. Das verflixte Ding konnte sich einfach nicht entscheiden!
    Madame Lefoux begrüßte sie mit einem liebevollen Lächeln und Floote mit einem kleinen Nicken.
    »Sir«, sagte Alexia grüßend zu ihrem Gastgeber.
    »Guten Tag, weibliches Exemplar.« Herr Lange-Wilsdorf sah nicht von dem aufgeschlagenen Buch und seinem Notizbuch auf, in das er einige komplizierte Formeln kritzelte.
    Alexia machte ein finsteres Gesicht.
    Was immer man sonst auch über Herrn Lange-Wilsdorf sagen mochte – und nachdem er den Ausdruck »Abscheulichkeit« verwendet hatte, fiel Alexia selbstverständlich eine ganze Menge ein, was sie über ihn hätte sagen können –, er bot ihnen ein anständiges Frühstück. Die bereitgestellten Speisen waren leicht, aber schmackhaft: gebratenes Wintergemüse, kaltes Geflügel, Brot, das es irgendwie schaffte, sowohl knusprig als auch weich zu sein, und eine Auswahl an lockerem Blätterteiggebäck.
    Alexia hatte aus den Tiefen ihrer Aktentasche etwas von dem kostbaren Tee, den Ivy ihr geschenkt hatte, zutage gefördert. Er hatte die Reise viel besser überstanden als alles andere. Außerdem hatte sie nach kurzer Überlegung einen kleinen Notvorrat in eine der Taschen ihres Sonnenschirms umgefüllt, nur für den Fall.
    Glücklicherweise war Milch eine kulturübergreifende Gemeinsamkeit, und der Tee schmeckte genauso köstlich wie zu Hause in England. Das hatte einen schmerzhaften Anfall von Heimweh zur Folge, der so heftig war, dass Alexia nach dem ersten Schluck einige Minuten lang kein Wort sagte.
    Madame Lefoux bemerkte ihr untypisches Schweigen. »Fühlen Sie sich wohl, meine Liebe?« Sanft legte die Erfinderin Alexia die Hand auf die Schulter.
    Alexia erschrak leicht und spürte, wie ihr auf unakzeptable Weise Tränen in die

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