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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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nicht einfach nur deshalb, Sie umzubringen, weil Sie bald ein außernatürliches Kind verlieren werden. Ganz besonders nicht die englischen Vampire.«
    Alexia seufzte. »In solchen Zeiten wünschte ich mir, ich könnte mit meiner Mutter sprechen.«
    »Grundgütiger, was sollte das denn nützen, Madam?«, entfuhr es Floote bei der Ungeheuerlichkeit von Alexias Aussage.
    »Nun, ich würde einfach genau das Gegenteil von dem tun, was sie mir rät.«
    Herr Lange-Wilsdorf ließ sich von solchen Familienangelegenheiten nicht ablenken. »Sie haben noch keine Übelkeit oder ein Gefühl des Abgestoßenseins gegenüber dem Exemplar in Ihnen?«
    Alexia schüttelte den Kopf, woraufhin der Wissenschaftler vor sich hinzumurmeln begann: »Irgendetwas muss mit meinen Berechnungen nicht stimmen … Vielleicht ist der Ätheraustausch zwischen Mutter und Kind dadurch eingeschränkt, dass das Kind einen Teil Seele zurückbehalten hat … Aber warum würde ein Kind dann nicht auch einen Teil der Seele eines Tageslichtvaters behalten? Eine andere Art von Seele vielleicht …« In einer schwungvollen Geste strich er mit dem Füllfederhalter seine zuvor niedergeschriebenen Notizen durch, schlug eine neue Seite auf und kritzeln erneut eifrig drauflos.
    Stumm sahen ihm alle – Alexia hatte ohnehin den Appetit verloren – beim Schreiben zu, bis er plötzlich mitten in der Bewegung innehielt und aufblickte.
    Die Augen traten ihm beinahe aus den Höhlen, als der zweite Teil von Madame Lefoux’ Satz endlich den Weg in sein Gehirn gefunden hatte. »Die Vampire versuchen, Sie umzubringen, sagen Sie? Sie wollen es töten, dieses Ding, das hier an meinem Tisch sitzt, in meinem Haus?«
    Die Französin zuckte mit den Schultern. »Nun ja, wen sollten sie denn sonst umbringen wollen?«
    »Aber das bedeutet, dass sie herkommen werden. Sie werden ihr folgen! Hierher! Vampire! Ich hasse Vampire!« Geräuschvoll spuckte er auf den Boden. »Abscheuliche, blutsaugende Werkzeuge des Teufels! Sie müssen gehen! Sie müssen von hier verschwinden – sofort! Es tut mir schrecklich leid, aber Sie können unter diesen Umständen nicht hierbleiben! Nicht einmal um der wissenschaftlichen Forschung willen.«
    »Aber Mr. Lange-Wilsdorf, was ist das für eine Art, eine Kollegin des Ordens des Messing-Oktopus zu behandeln! Seien Sie doch vernünftig. Es ist mitten am Tag!«
    »Nicht einmal für den Orden!« Der kleine Mann stand auf und machte ganz den Eindruck, als würde er gleich genauso hysterisch werden wie sein Hund. »Sie müssen gehen! Ich versorge Sie mit Proviant, Geld, Kontakten in Italien – aber Sie müssen mein Haus sofort verlassen! Gehen Sie zu den Templern. Sie werden sich um Sie kümmern, schon allein, weil Ihnen die Vampire nach dem Leben trachten. Ich bin dafür nicht gerüstet. Ich bin nicht in der Lage, das zu bewältigen.«
    Alexia erhob sich und stellte fest, dass Floote, ganz typisch für ihn, an irgendeinem Punkt der Unterhaltung bereits drohendes Unheil geahnt und sich zu ihren Schlafquartieren begeben hatte. Dort hatte er offensichtlich ihre Aktentasche gepackt, Sonnenschirm und Oberbekleidung geholt und wartete nun geduldig im Türrahmen.
    Wenigstens ihm schien es überhaupt nicht zu widerstreben, dieses Haus zu verlassen.

9

    Wie man einen Alpenpass nicht überqueren sollte
    W enn Alexia näher darüber nachdachte, war es ohnehin sicherer, ihre Reise nach Italien bei Tageslicht fortzusetzen. Ihr war auf schmerzhafte Weise klar geworden, dass sie bezüglich ihres Zustands und ihrer Situation keine Antworten bekommen würde, es sei denn, sie entlockte diesen entweder den Templern oder den Vampiren. Und von den beiden Gruppen würde wahrscheinlich nur eine nicht versuchen, sie umzubringen.
    Noch eine weitere Sache war ebenfalls offensichtlich geworden: So sehr sie auch den Drang verspüren mochte, Conall zu beweisen, dass er einen Fehler gemacht hatte, nun stand das Schicksal des ungeborenen Ungemachs auf dem Spiel. Alexia mochte sich zwar über den kleinen Schmarotzer ärgern, doch nach einiger Überlegung entschied sie, dass sie eigentlich nicht wollte, dass er starb. Sie hatten schon eine Menge zusammen durchgestanden. Lass mich einfach wieder regelmäßig etwas essen, sagte sie stumm zu ihm, dann werde ich auch versuchen, dir gegenüber Muttergefühle zu entwickeln. Das wird nicht einfach werden, denn ich hatte nie erwartet, dich zu bekommen. Aber ich werde es versuchen.
    Auf der Flucht vor mörderischen Verfolgern und von einem

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