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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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noch stand davon kaum mehr als ein Flaschenzugsystem mit ein paar maschinell betriebenen Winden.
    »Denken Sie, das reicht, damit wir wieder nach unten gelangen?«
    Madame Lefoux besah sich die Konstruktion. »Wollen wir’s hoffen.«
    Alexia nickte und versuchte, eine Möglichkeit zu finden, ihre Aktentasche und den Sonnenschirm irgendwie an ihrem Körper zu befestigen, denn sie würde beide Hände für den Abstieg brauchen.
    Rumpelnd kam die Kabelbahn zum Stillstand, und Alexia, Floote und Madame Lefoux kletterten aus dem zerbrochenen Fenster. Madame Lefouy machte den Anfang, schnappte sich eines der Flaschenzugseile und ließ sich daran ohne Zögern über den Rand der Plattform nach unten gleiten. Eindeutig waghalsig.
    Der Flaschenzug gab ein lautes knarrendes Geräusch von sich, beförderte sie aber mit nur mäßiger Geschwindigkeit hinab. Die Erfinderin landete mit einer anmutigen Rolle vorwärts und sprang mit einem Ausruf des Triumphes auf.
    Mit einem tiefen Seufzer der Resignation folgte Alexia ihrem Beispiel, umklammerte die dicke Lederschlaufe mit beiden Händen und ließ sich langsam vom Rand der Plattform gleiten. Sie sauste erheblich schneller als die schlanke Französin dem Boden entgegen, landete mit einem fürchterlichen Ruck und brach zu einem ungelenken Haufen zusammen, wobei sie von ihrer Aktentasche hart an der Schulter getroffen wurde. Schwerfällig rollte sie sich zur Seite und sah an sich hinab: Der Sonnenschirm schien es besser überstanden zu haben als sie.
    Madame Lefoux half ihr auf und aus dem Gefahrenbereich, da Floote gerade seine Schlaufe losließ und elegant landete, wobei er den eigenen Schwung bremste, indem er ein Knie beugte, sodass seine Landung wie eine Verbeugung aussah. Angeber.
    Hinter sich hörten sie die Rufe der sich nähernden Drohnen. Allmählich wurde es dunkel, doch noch immer war der Pfad auszumachen, der weiter den Berg hinauf auf etwas zuführte, von dem sie nur hoffen konnten, dass es ein Zollhaus und die italienische Grenze war.
    Wieder rannten sie los.
    Alexia kam es so vor, als würde sie an diesem einzigen Tag so viel körperliche Ertüchtigung erhalten, dass es für ein ganzes Leben reichte. Sie schwitzte regelrecht – wie fürchterlich unschicklich!
    Etwas pfiff an ihrer Schulter vorbei. Die Drohnen feuerten erneut ihre Pistolen ab. Natürlich wirkte es sich nachteilig auf ihre Zielsicherheit aus, dass sie rannten und das Gelände so unwegsam war, aber sie holten weiter auf.
    Vor sich konnte Alexia zwischen den dunklen Bäumen auf einer Seite des Weges ein rechteckiges Gebäude ausmachen, das eher einer Hütte glich, doch auf der anderen Seite des Weges befand sich ein großes Schild, auf dem anscheinend etwas Drohendes auf Italienisch geschrieben stand. Es gab kein Tor oder eine Schranke, nichts auf dem Weg, das andeutete, dass sie gleich ein Land verlassen und ein anderes betreten würden, nur einen kleinen aufgehäuften Erdhügel.
    So überquerten sie also die Grenze zur Italien.
    Die Drohnen folgten ihnen immer noch.
    »Na, wunderbar! Und was machen wir jetzt?«, keuchte Alexia. Irgendwie hatte sie geglaubt, dass sich alles ändern würde, sobald sie Italien erreicht hatten.
    »Weiterlaufen!«, antwortete Madame Lefoux wenig geistreich.
    Der einsame Pfad, der auf der anderen Seite des Berges hinunterführte, war urplötzlich gar nicht mehr so verlassen.
    Aus den Schatten der Bäume zu beiden Seiten des Weges trat eine ganze Gruppe Männer. Alexia blieb nur kurz Zeit, ihre völlig absurde Kleidung zu registrieren, dann waren sie, Madame Lefoux und Floote auch schon von ihnen umringt. Ein einziger schneller, beinahe lyrisch klingender Ausruf verriet ihnen, dass es tatsächlich Italiener waren.
    Wie es schien, trug jeder der Männer die für die Landbevölkerung übliche Kleidung – Bowlerhut, Jacke und lockere Kniebundhosen –, doch darüber hatte jeder von ihnen etwas übergeworfen, das aussah wie ein Damennachthemd, auf das ein riesiges rotes Kreuz gestickt war. Es hatte große Ähnlichkeit mit einem teuren Seidennachthemd, das Conall ihr kurz nach der Hochzeit gekauft hatte. Die lächerliche Wirkung dieser Aufmachung wurde allerdings dadurch gemildert, dass jeder der Männer ein großes, mittelalterlich wirkendes Schwert umgürtet hatte und zudem einen klobigen Revolver in der Hand hielt. Alexia hatte diese Art von Waffe schon einmal gesehen – ein Galand Tue Tue, vermutlich das Sundowner-Model.
    Das ist schon eine seltsame Welt, dachte sie, in

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