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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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jungen Heizer. »Schnell!«
    Stumm vor Angst deutete der Junge auf einen von beiden Steuerelementen unabhängigen Hebel an der Seite der Dampfmaschine.
    »Ich glaube, ich habe die Lösung gefunden!« Alexia hechtete auf den Griff zu.
    Gleichzeitig begann Madame Lefoux, einen noch fieberhafteren Tanz vor dem Bedienpult aufzuführen, und nahm eine komplizierte Reihe hebelziehender und rädchendrehender Handgriffe vor, von denen Alexia nur vermuten konnte, dass sie dazu dienten, ihre Kabine über den anderen Wagen, der auf sie zukam, klettern zu lassen.
    Sie waren inzwischen nahe genug, dass sie das panische Gestikulieren des anderen Fahrers durch die Fensterscheibe sehen konnten.
    Mit aller Kraft drückte Alexia den Hebel zum Lösen der Fracht nach unten.
    Die Sicherheitssperren kreischten protestierend.
    Floote eilte hinzu, um ihr zu helfen, und mit vereinten Kräften gelang es ihnen, den Hebel umzulegen.
    Ihr Kabelwagen erzitterte kurz, und Sekunden später hörten sie ein lautes Krachen und dumpfes Poltern, als die Ladung aus Baumstämmen den Berg unter ihnen hinunterstürzte. Nur wenige Augenblicke danach gab es einen weiteren Ruck, als ihre Kabine käferartig über den entgegenkommenden Waggon kletterte, auf höchst beunruhigende Weise hin- und herschwankte und dann mit einer weiteren Erschütterung wieder auf dem Schienenkabel aufsetzte.
    Doch sie hatten nicht viel Zeit, sich über diesen Erfolg zu freuen, denn das Jaulen, mit denen Kugeln von Metall abprallten, verkündete die Rückkehr ihrer Verfolger.
    Floote rannte zu einem Seitenfenster. »Revolver, Madam. Sie verfolgen uns zu Fuß.«
    »Kann dieses Ding denn nicht schneller fahren?«, wandte sich Alexia an Madame Lefoux.
    »Nicht, dass ich es bewerkstelligen könnte.« Die Französin schenkte ihr ein dämonisches Grübchenlächeln. »Wir werden einfach die Kabelbahn nehmen, soweit sie fährt, und dann zur Grenze laufen.«
    »Wie Sie das sagen, klingt es so einfach.«
    Das Grinsen wurde nur noch breiter. Allmählich drängte sich Alexia die Vermutung auf, dass Madame Lefoux eine ziemlich waghalsige junge Frau war.
    »Italien stellt einen seltsamen Zufluchtsort dar, Madam.« Floote klang beinahe philosophisch. Er hatte einen würdevollen Rundgang durch das Innere der Fahrkabine aufgenommen, um nach irgendwelchen losen Gegenständen zu suchen, die sich als Wurfgeschosse eigneten.
    »Sie mögen Italien nicht, stimmt’s, Floote?«
    »Ein schönes Land, Madam.«
    »Ach ja?«
    »Es bereitete Mr. Tarabotti ziemliche Mühe, sich davon zu lösen. Am Ende war er gezwungen, eine Engländerin zu heiraten.«
    »Meine Mutter? Ich kann mir kein schlimmeres Schicksal vorstellen.«
    »Ganz genau, Madam.« Floote schlug mit einem großen Schraubenschlüssel eines der Seitenfenster ein und steckte den Kopf hinaus. Für diese Bemühungen erntete er fast eine Kugel, die ihn nur knapp verfehlte.
    »Wovon genau wollte er sich denn lösen, Floote?«
    »Der Vergangenheit.« Floote hievte irgendeine Art großes Metallwerkzeug hoch und schleuderte es hoffnungsvoll aus dem Fenster. Von unten ertönte ein besorgter Aufschrei, und die jungen Männer zogen sich ein wenig außer Werkzeugreichweite zurück.
    »Schade, dass wir keinen von ihnen mit den Holzstämmen ausschalten konnten, als wir sie abwarfen.«
    »In der Tat, Madam.«
    »Welche Vergangenheit, Floote?«, bohrte Alexia weiter.
    »Keine sehr schöne, Madam.«
    Alexia schnaubte frustriert. »Hat Ihnen eigentlich schon mal jemand gesagt, dass Sie absolut unerträglich sind?« Energisch schaufelte sie mehr Kohle in die Schüröffnung.
    »Des Öfteren, Madam.« Floote wartete, bis die Männer wieder genug Mut gefasst und erneut aufgeholt hatten, und schleuderte dann ein paar weitere Gegenstände aus dem Fenster. Auf diese Art machten er und die Drohnen etwa eine halbe Stunde lang weiter, während die Sonne langsam versank, die Bäume in lange Schatten verwandelte und den Schnee grau färbte. Über den Berggipfeln stieg der Vollmond auf.
    »Endstation voraus!« Madame Lefoux deutete kurz mit einer Hand nach vorn, bevor sie sie wieder an die Bedienelemente legte.
    Alexia ging nach vorn, um sich die Endstation anzusehen.
    Sie war eine breite, u-förmige Plattform auf mehreren Stützpfeilern, von der aus Kabel zum Boden verliefen, vermutlich um die Baumstämme nach oben zu schaffen. Außerdem wurde an einer Vorrichtung gebaut, die Passagieren das Ein- und Aussteigen erlauben sollte, denn man rechnete wohl in Zukunft mit Touristen, doch

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