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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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war, bis die jungen Männer ihre wertvolle Nordenfelt zurücklassen und die Verfolgung aufnehmen würden. Wobei sie mit ihren schweren Röcken eindeutig im Nachteil war.
    Als sie sich der Kabelbahn näherten, kam einer der beladen talwärts fahrenden Wagen geradewegs auf sie zu. Natürlich fuhr das verflixte Ding in die falsche Richtung, wieder zurück nach Frankreich, aber dennoch bot es ihnen eine Fluchtmöglichkeit.
    Endlich erreichten die drei den Stützpfeiler. Er war mit nicht sehr stabil aussehenden Metallsprossen versehen, über die man bei Reparaturarbeiten oder Notausstiegen am Pfeiler hoch- oder runterklettern konnte.
    Floote schätzte ihre Situation kühl und nüchtern ab wie ein römischer Feldherr. »Madame Lefoux’ Pfeilschussapparat ist die Waffe mit der größeren Schusskapazität, Madam.«
    »Gutes Argument, Floote. Genevieve, bitte geben Sie uns am Fuße des Pfeilers Deckung, während Floote und ich hinaufklettern.«
    Die Französin nickte grimmig.
    Alexia widerstrebte es zutiefst, sie allein zu lassen, aber es gab keine andere Möglichkeit. Entschlossen raffte sie ihre schlammbesudelten Röcke über einen Arm. Paris hatte ihre Unterhosen bereits gesehen, da konnte Alexia sie auch noch dem Rest von Frankreich zeigen.
    Sie und Floote kletterten den Pfeiler empor. Auf der kleinen Plattform oben hielt Floote kurz inne, legte die Aktentasche ab und ging in die Hocke, um abwechselnd die Derringer abzufeuern und nachzuladen, bis er keine Munition mehr hatte, während nun Madame Lefoux hinaufstieg. In der Zwischenzeit zielte Alexia mit ihrem Sonnenschirm auf den sich nähernden Kabelbahnwagen. Hinter der Scheibe war das verblüffte Gesicht eines Fahrers auszumachen. Sie konnte seine Verblüffung vollauf verstehen. Gewiss gab sie ein ziemlich verrücktes Bild ab – eine stattliche Italienerin in einem mehr als nur ein wenig verschmutzten Kleid nach englischer Mode und mit wild zerzaustem Haar und schief sitzendem Hut, die mit einem hässlichen Sonnenschirm drohend auf sein großes mechanisches Gefährt zeigte.
    In dem Augenblick, als die Frontseite des Wagens die Plattform erreichte, zog Alexia an einem hervorstehenden Lotosblütenblatt am Griff ihres Parasols. Der Magnetfeldstörsender sandte sein stummes, aber wirkungsvolles Signal aus, und der Waggon kam jäh zum Stillstand.
    Alexia konnte sehen, wie der Zugführer im Innern der Kabine sie verwirrt anbrüllte. Auf der Plattform hinter ihr schrie Madame Lefoux Obszönitäten auf Französisch, und die Drohnen, die nun am Stützpfeiler emporkletterten, riefen ebenfalls Flüche und Beleidigungen.
    Alexia wandte sich um, um nachzusehen, ob sie ihren Gefährten irgendwie helfen konnte. Das ungeborene Ungemach protestierte strampelnd gegen all die jüngste körperliche Zumutung, doch Alexia kümmerte sich nicht darum. Spar dir das, du ungeborenes Ärgernis! Dafür ist später Zeit.
    Eine der Drohnen bekam Madame Lefoux am Stiefel zu fassen. Heftig trat sie nach ihm, während sie gleichzeitig versuchte, sich das letzte Stück auf die Plattform hochzuziehen. Floote, dem die Munition ausgegangen war, zerrte in dem Versuch, der Französin zu helfen, an deren Schultern.
    Einer schnellen Überlegung folgend spannte Alexia den Sonnenschirm auf, drehte ihn um, hielt ihn weit über den Rand der Plattform hinaus und ließ eine Mischung aus lapis lunearis und Wasser auf die heraufkletternden jungen Männer herabregnen.
    Das lapis lunearis, gelöstes Silbernitrat, war eigentlich für Werwölfe und nicht für Menschen gedacht und rief bei Tageslichtlern normalerweise keine schwerwiegendere Reaktion als eine Rötung der Haut hervor. Doch da die fraglichen Gentlemen gerade nach oben sahen, bekamen sie es in die Augen, was sie dazu veranlasste, erschrocken loszulassen. Die Schreie, die darauf folgten, rührten entweder daher, dass sie abstürzten oder dass ihnen die Chemikalie in den Augen brannte. Da sich die Drohnen daraufhin tief unten im Schnee wälzten, betrachtete Alexia das Ergebnis ihres Manövers als Erfolg.
    Unter den sich Krümmenden war auch der Mann, der Madame Lefoux am Stiefel gepackt hatte. Den Stiefel hielt er immer noch in der Hand, doch Madame Lefoux war es gelungen, sich auf die Plattform zu retten, mit einem Ausdruck tiefster Erleichterung auf dem hübschen Gesicht.
    Hastig eilten die drei auf den Kabelwagen zu. Floote setzte sich über die Einwände des Fahrers bezüglich ihrer Anwesenheit hinweg, indem er mit Alexias Aktentasche die Frontscheibe

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