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Entflammte Nacht

Entflammte Nacht

Titel: Entflammte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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der man von Italienern in Nachthemden umzingelt wird, die französische Waffen tragen, welche wiederum von den Engländern derart umfunktioniert wurden, dass man damit Übernatürliche töten kann.
    Die ausgefallen gekleidete Gruppe umstellte Alexias kleine Reisegesellschaft auf eine Weise, die sowohl beschützend als auch bedrohlich wirkte. Dann wandten sich die Männer der keuchenden Horde von Drohnen zu, die überrascht unmittelbar vor der Grenze stehen geblieben war.
    Einer der weiß gekleideten Männer rief: »An Ihrer Stelle würde ich keinen Fuß in unser Land setzen! In Italien gelten Drohnen als Vampire aus freiem Willen und werden dementsprechend behandelt!«
    »Und wie wollen Sie beweisen, dass wir Drohnen sind?«, rief einer der jungen Männer zurück.
    »Wer sagt denn, dass wir einen Beweis brauchen?« Sirrend fuhren einige Schwerter aus ihren Scheiden.
    Vorsichtig spähte Alexia an dem Italiener vorbei, der breit vor ihr aufragte. Die Drohnen, bloße Silhouetten im Licht des aufgehenden Mondes, zögerten. Schließlich entschieden sie offenbar, dass Vorsicht besser war als Nachsicht, machten kehrt und trollten sich mit vor Enttäuschung hängenden Schultern die französische Seite des Berges hinab.
    Daraufhin wandte sich der Anführer der Nachthemdträger den drei Flüchtlingen zu. Für Madame Lefoux und Floote hatte er nur einen kurzen, verächtlichen Blick, dann musterte er Alexia sehr intensiv. Mit einem kleinen Stirnrunzeln sah sie zu Floote hinüber, dessen Züge angespannt waren, während er die Lippen fest zusammenpresste. Die gegenwärtige Situation schien ihn mehr zu beunruhigen als ihre Flucht im Kugelhagel.
    »Was ist hier los?«, rief sie ihm zu.
    Doch Floote schüttelte nur kaum merklich den Kopf.
    Mit einem Seufzen richtete Alexia den unschuldigen Blick ihrer großen, ausdruckslosen Augen auf die Italiener. Deren Anführer ergriff in unglaublich perfektem Englisch das Wort. »Alexia Maccon, Tochter von Alessandro Tarabotti – wie schön! Wir haben schon sehr lange darauf gewartet, dass Sie zu uns zurückkehren.« Dabei nickte er leicht, und Alexia spürte einen Stich an ihrem Hals.
    Zurückkehren?
    Sie hörte noch, wie Floote etwas rief, doch es schien von sehr weit weg zu kommen, und dann verschmolzen der Mond und die Schatten der Bäume miteinander, und sie sackte rücklings in die wartenden Arme der allerheiligsten anti-übernatürlichen Elite des Papstes, der Ritter des Templerordens.
    Für gewöhnlich hielt sich Professor Lyall an einen nächtlichen Tagesablauf, doch diesen Nachmittag unmittelbar vor Vollmond verbrachte er hellwach damit, noch ein paar allerletzte Nachforschungen anzustellen. Leider hatte Ivy Tunstells Enthüllung die Angelegenheit nur noch weiter verkompliziert. Allmählich häuften sich die Rästel auf ärgerliche Weise immer mehr an. Obwohl er den ganzen Tag damit zugebracht hatte, seine zahlreichen Quellen anzuzapfen und alle Dokumente bei BUR zu wälzen, die möglicherweise relevant sein konnten, waren Lord Akeldama und seine Drohnen immer noch unauffindbar, Alexias Schwangerschaft immer noch theoretisch unmöglich und Lord Conall Maccon immer noch außer Gefecht gesetzt. Er war zwar höchstwahrscheinlich nicht mehr betrunken, aber in Anbetracht des bevorstehenden Vollmonds hatte Professor Lyall dafür Sorge getragen, dass sich der Alpha wieder sicher hinter Gittern befand, und strikte Anweisung gegeben, dass ihn diesmal niemand herauslassen durfte, sonst würde es empfindliche Konsequenzen zur Folge haben.
    Er selbst war so beschäftigt mit seinen Nachforschungen, dass er sich ziemlich verspätete, was seinen eigenen Mondarrest anbelangte. Lyalls persönliche Claviger – sein Kammerdiener und einer der Lakaien – erwarteten ihn bereits in der Eingangshalle von Woolsey Castle mit einem Ausdruck leichter Panik auf den Gesichtern. Sie waren es gewöhnt, dass der Woolsey-Beta, der zahmste und kultivierteste des ganzen Rudels, mehrere Stunden vor Mondaufgang nach Hause kam.
    »Es tut mir aufrichtig leid, Jungs!«
    »Sehr wohl, Sir. Aber Sie verstehen, dass wir die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen.«
    Professor Lyall, der bereits spüren konnte, wie der Mond an ihm zerrte, obwohl dieser noch nicht einmal über dem Horizont aufgestiegen war, streckte gehorsam die Hände aus, und mit einem verlegenen Gesichtsausdruck legte ihm sein Kammerdiener silberne Handschellen an. Niemals in all seinen Jahren als Claviger war er gezwungen gewesen, Professor

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