Entflammte Nacht
und kompetenten Betas. »Sie meinen die ehemalige Miss Ivy Hisselpenny? Diese Mrs. Tunstell? Und was für ein Hutladen?«
Aber sein Beta war gerade in Fahrt und nicht gewillt, sich unterbrechen zu lassen. »Und nachdem Sie ständig betrunken waren und auch Channing verschwunden ist, bin ich mit meinem Latein am Ende. Das bin ich wahrhaftig. Sie, Mylord, können nicht einfach nach Italien abhauen. Sie haben hier Verpflichtungen!«
Lord Maccon runzelte die Stirn. »Ach ja, Channing. Den hatte ich ganz vergessen.«
»Ach ja? Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich ist. Manche Leute haben aber auch ein Glück!«
Lord Maccon gab nach. Tatsächlich beunruhigte es ihn ziemlich, seinen unerschütterlichen Randolph so … nun ja, erschüttert zu sehen. »Also gut, ich werde Ihnen drei Nächte lang helfen, diesen Schlamassel, den Sie uns eingebrockt haben, in Ordnung zu bringen, aber dann bin ich weg!«
Der leidgeprüften Professor Lyall stieß einen tiefen Seufzer aus, wusste aber, dass das wahrscheinlich alles war, was einem Sieg über Lord Maccon am nächsten kommen konnte, und entschied deshalb, dankbar für das zu sein, was er erreicht hatte. Dann drängte er seinen Alpha sanft, aber bestimmt zur Arbeit.
»Rumpet«, wandte er sich an den verwirrten und wie erstarrt dastehenden Butler, »lassen Sie die Kutsche vorfahren. Wir fahren heute Nacht in die Stadt.«
Als sie durch den Flur gingen, um ihre Mäntel zu holen, fragte Lord Maccon: »Noch irgendwelche anderen Neuigkeiten, von denen ich wissen sollte, Randolph?«
Professor Lyall runzelte die Stirn. »Nur, dass sich Miss Wibbley verlobt hat.«
»Sollte dieser Information irgendeine Bedeutung zukommen?«
»Ich glaube, Sie waren einmal angetan von Miss Wibbley, Mylord.«
»War ich das? Wie erstaunlich von mir. Ach ja, so ein dürres kleines Ding? Da haben Sie falsche Schlüsse gezogen – ich benutzte sie nur dazu, Alexia ein wenig anzustacheln. Verlobt, sagen Sie? Wer ist denn der Unglückliche?«
»Captain Featherstonehaugh.«
»Ah, also der Name kommt mir bekannt vor. Hatten wir nicht bei unserem letzten Einsatz in Indien einen Captain Featherstonehaugh in unserem Regiment?«
»Oh, ich glaube, das war der Großvater von diesem hier.«
»Wirklich? Wie die Zeit vergeht! Der arme Mann. An dem Mädchen ist nicht allzu viel dran. Das mag ich an meinem Mädel – sie hat anständig Fleisch auf den Rippen.«
Darauf fiel Professor Lyall nichts anderes ein als: »Ja, Mylord.« Allerdings schüttelte er innerlich den Kopf über die Uneinsichtigkeit seines Alphas, der bereits entschieden hatte, dass in seiner Ehe bald alles wieder eitel Sonnenschein sein würde, und der Alexia schon wieder als die Seine ansah. Wenn Lyall sich nicht täuschte – und die Umstände hatten bereits bewiesen, wie unwahrscheinlich das war –, stand zu bezweifeln, dass Lady Maccon die Situation im selben Licht sehen würde wie ihr Gatte.
Sie stiegen in den prächtigen Vierspänner mit dem Woolsey-Wappen, der den Wölfen als Haupttransportmittel diente, wenn sie nicht in Wolfsgestalt unterwegs waren.
»Also, was hat es jetzt mit Mrs. Tunstell und einem Hutladen auf sich?«, wollte Lord Maccon wissen, und bevor Professor Lyall antworten konnte, fügte er noch hinzu: »Tut mir übrigens leid, dass ich Ihre ganze Sammlung von Präparaten ausgetrunken habe, Randolph. Ich war nicht ganz ich selbst.«
Lyall brummte leise. »Das nächste Mal werde ich sie besser verstecken.«
»Tun Sie das.«
10
Alexia mischt sich bei stummen Italienern ein
L ady Alexia Maccon wurde natürlich erst bewusst, dass diese Männer Templer waren, als sie wieder zu sich gekommen war, und selbst da erst nach einer längeren Orientierungsphase. Es dauerte einige Minuten, bis sie herausfand, dass sie nicht direkt eine Gefangene war, sondern in einem der Gästeräume eines prächtigen Domizils untergebracht war, das sich, schenkte man der Aussicht aus dem Fenster Glauben, in einer ebenso prächtigen italienischen Stadt befand. Das Zimmer hatte eine reizende nach Süden gerichtete Lage, sodass fröhliche Sonnenstrahlen auf üppige Plüschmöbel und mit Fresken bemalte Wände fielen.
Als Alexia taumelnd aus dem Bett stieg, musste sie feststellen, dass man sie ausgezogen und in ein so rüschenüberladenes Nachthemd gesteckt hatte, dass ihr Ehemann unter anderen Umständen davon vermutlich einen hysterischen Anfall bekommen hätte. Ihr behagten weder die Vorstellung, dass Fremde sie splitternackt gesehen
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