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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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strudelnde Bett. Von diesem eiskalten Bade herrlich erfrischt und jetzt am ganzen Körper vor Hitze glühend, kehrte ich in die Küche zurück, brachte das Feuer im Kamin wieder in Gang und fing an, ernstlich über meine Lage nachzudenken.
    An der Feindseligkeit meines Oheims war nicht mehr zu zweifeln, ebensowenig daran, daß mein Leben hier ständig gefährdet sein und daß er nichts unversucht lassen würde, mich aus dem Wege zu schaffen. Aber war ich nicht jung und lebensfroh? Außerdem hielt ich, wie die meisten in ländlichen Verhältnissen aufgewachsenen jungen Menschen, sehr viel von meiner eigenen Schläue. Ich hatte fast wie ein Bettler, gewiß aber wie ein ahnungsloses Kind an seine Tür gepocht, und er hatte mein Vertrauen mit Verrat und mit roher Gewalt beantwortet. Wie herrlich wäre es, die Oberhand zu gewinnen und ihn nach Belieben vor mir herzutreiben wie der Hirte seine Schafherde.
    Nachdenklich rieb ich mir die Knie und lächelte selbstgefällig vor mich hin. Ich stellte mir vor, wie ich ihm seine Geheimnisse, eines nach dem anderen, entlocken und wie ich ihn schließlich völlig beherrschen würde.
    In Essendean erzählte man sich, ein Zauberer hätte einmal einen Spiegel gemacht, in dem man seine Zukunft erblicken konnte. Der mußte aber ehrlicher gewesen sein als das Kaminfeuer, in das ich starrte; denn unter all den Bildern, die seine Flammen mir vorgaukelten, habe ich weder ein Schiff noch einen Seemann mit einer Filzkappe gesehen und auch keinen derben Knüppel, um mir den törichten Kopf zurechtzurücken – nein, nicht einen Schimmer sah ich von all dem Ungemach, das mich befallen sollte.
    Stolzgebläht ging ich daher und ließ meinen Gefangenen heraus. Er wünschte mir höflich einen guten Morgen. Etwas von oben herab und selbstzufrieden lächelnd erwiderte ich seinen Gruß. Gleich darauf saßen wir, nicht anders als tags zuvor, am Frühstückstisch.
    »Nun, Sir«, fragte ich in herausforderndem Ton, »habt Ihr mir nichts mehr zu sagen?«
    Und da er nur etwas Unverständliches brummelte, fuhr ich fort: »Es wäre an der Zeit, meine ich, daß wir uns recht verstehen. Ihr habt mich für einen grünen Jungen vom Lande gehalten, mit nicht mehr Verstand oder Mutterwitz als beispielsweise Euer Hornlöffel. Ich glaubte, Ihr wäret ein guter Mensch oder zum mindesten nicht schlechter als alle anderen. Anscheinend haben wir uns beide geirrt. Was für einen Grund habt Ihr, mich zu fürchten, mich zu hintergehen, mir nach dem Leben zu trachten?«
    Er stammelte irgend etwas von einem Scherz. Er liebe es, derbe Späße zu machen. Aber als er mein spöttisches Lächeln bemerkte, änderte er seinen Ton und versicherte mir, er werde, sobald wir fertig gefrühstückt hätten, über alles Aufschluß geben.
    Ich las ihm vom Gesicht ab, daß er sich nur noch keine Lüge für mich zurechtgelegt hatte und gerade bemüht war, sich etwas auszudenken. Das wollte ich ihm eben sagen, als wir durch ein Pochen an die Haustür unterbrochen wurden.
    Ich wies meinen Oheim an, sich nicht vom Fleck zu rühren, und ging, um zu öffnen. Auf der Schwelle stand ein halbwüchsiger Bengel in Seemannstracht. Kaum hatte er mich erblickt, als er anfing, mir den Hornpfeifertanz vorzuführen, den ich nie gesehen und von dem ich auch noch nie etwas gehört hatte. Er schnippte dazu mit den Fingern und machte ein paar ganz geschickte Tanzschritte. Dabei sah der Bursche blaugefroren aus, und in seinem Gesicht zuckte es seltsam zwischen Weinen und Lachen, was rührend wirkte und nicht recht zu seinem sonstigen forschfröhlichen Auftreten passen wollte.
    Mit brüchiger Stimme sagte er dann zu mir: »Nur immer lustig, Kamerad.«
    Ich fragte ihn gelassen, was sein Begehr sei.
    »Oh, mein Begehr«, rief er, und begann zu singen:
    Das macht mir Freud
    In heller Nacht,
    Zu dieser schönen Jahreszeit ...«
    »Höre mal«, sagte ich, »wenn du weiter nichts willst, werde ich dir die Tür vor der Nase zuschlagen.«
    »Halt, Brüderchen«, rief er, »kannst du keinen Spaß verstehen? Willst du, daß ich Prügel bekomme? Ich bringe einen Brief vom alten Hissi-Hossi an den Mr. Belflower.«
    Und er zeigte mir, noch während er sprach, den Umschlag.
    »Kamerad«, fügte er hinzu, »ich habe einen Mordshunger.«
    »Gut«, sagte ich, »komm ins Haus, kannst einen Happen bekommen, und wenn ich dabei leer ausgehen sollte.«
    Ich zog ihn herein und führte ihn zu meinem Platz. Gierig machte er sich über den Rest meiner Hafersuppe her. Dabei zwinkerte er

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