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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Fichtenzweig hineingesteckt hatte, betrachtete er sein Werk befriedigt.
    »Nun höre«, sagte er, »nicht weit von hier entfernt liegt ein Weiler, auf englisch würden wir ein kleines Dörfchen sagen. Die Ortschaft heißt Koalisnacoan. Dort leben viele Freunde von mir, denen ich getrost mein Leben anvertrauen könnte, aber auch einige, von denen ich das nicht so genau weiß. Siehst du, David, auf unsere Köpfe wurde ein Preis ausgesetzt. James selber mußte das tun, aus seiner Tasche. Und die Campbells werden es sich etwas kosten lassen, wenn es einem Stuart an den Kragen gehen soll. Wenn die Dinge nicht so lägen, würde ich jetzt gleich nach Koalisnacoan hinuntersteigen und mein Leben in die Hände dieser Menschen legen, so unbedenklich wie ich jedem meinen Handschuh anvertrauen würde.«
    »Aber da die Dinge nun einmal so liegen ...«, sagte ich.
    »Da sie so liegen«, vollendete er, »wäre es besser, sie bekämen mich nicht zu sehen. Böse Menschen und, was schlimmer ist, Feiglinge gibt es überall. Aber sobald es dunkel wird, werde ich mich zu dem Flecken hinunterschleichen und dieses Kreuz hier einem meiner guten Freunde namens John Breck Maccoll, einem Bouman der Appins, vors Fenster setzen.«
    »Schön und gut«, sagte ieh, »und wenn er es entdeckt, was denkt er dann?«
    »Je nun«, meinte Alan, »ich wünschte, er wäre etwas scharfsinniger, denn, meiner Treu, er wird sich wenig genug dabei denken können. Ich stelle mir die Wirkung auf ihn etwa so vor: Dieses Kreuz mit den verkohlten Enden wird ihn an ein Pechkreuz oder ein feuriges Kreuz gemahnen, das Zeichen, mit dem unser Clan sonst zusammengerufen wird. Er weiß aber genau, daß der Clan jetzt nicht aufgerufen werden kann, denn das Kreuz steht zwar in seinem Fenster, aber es ist keine Botschaft dabei. Er wird sich also sagen: »Der Clan wird zwar nicht aufgerufen, aber irgend etwas hat das zu bedeuten; und dann wird er den Knopf sehen, den Knopf, der von Duncan Stuart stammt, und er wird sich sagen: Duncan Stuarts Sohn muß irgendwo in der Heide sein, und offenbar braucht er mich.«
    »Gut«, sagte ich, »soweit ist das in Ordnung; aber selbst wenn er sich das überlegt, von hier bis zur Bucht ist es weit, und überall ist Heide.«
    »Sehr richtig, David«, sagte Alan. »Aber John Breck sieht ja auch den Birkenzweig und dazu den Tannenzweig, und wenn er auch nur über etwas Scharfsinn verfügt, wird er sich sagen: Alan hält sich irgendwo auf, wo Birken und Tannen wachsen; und dann wird er sich weiter überlegen, daß es nicht viele solcher Stellen in dieser Gegend gibt. Und er wird hierherauf nach der Schlucht von Corrynakiegh kommen. Er wird sich dann umsehen. Wenn er das nicht tut, David, soll ihn der Teufel holen; und mir soll’s recht sein; sonst ist er nämlich das Salz für seinen Haferbrei nicht wert.«
    »Guter Mann«, sagte ich und neckte Alan ein wenig. »Ihr seid sehr erfinderisch, aber wäre es nicht besser, wenn Ihr ihm ein paar Zeilen aufschreiben würdet?«
    »Eine ausgezeichnete Anmerkung, Mr. Balfour of Shaws«, sagte Alan und neckte mich nun seinerseits. »Sicher wäre es für mich das einfachste, ihm etwas aufzuschreiben, aber für John Breck wäre es gar nicht so einfach, meine Botschaft zu lesen. Dazu müßte er erst zwei oder drei Jahre in die Schule gehen, und uns möchte indessen die Zeit recht lang werden.«
    So ging Alan noch am gleichen Abend ins Dörfchen hinunter und stellte sein kunstvolles Krenz in John Brecks Fenster. Er war etwas verstört, als er zurückkam, denn die Hunde hatten gebellt, und die Leute waren daraufhin aus den Häusern herausgestürzt. Er glaubte auch, Waffengeklirr gehört und vor einer der Türen einen Rotrock gesehen zu haben.
    Für alle Fälle lauerten wir am nächsten Tage am Waldrand verborgen auf John Breck, um ihn abzufangen, falls er heraufkam, oder uns, wenn sich etwa Rotröcke sehen ließen, rasch aus dem Staube zu machen.
    Gegen Mittag erspähten wir einen Mann, der in der prallen Sonne den Berghang vor uns erklomm und scheu umherspähte.
    Kaum hatten wir ihn gesehen, als Alan einen leisen Pfiff hören ließ; der Mann stockte, blickte sich erneut um und kam langsam etwas näher. Alan pfiff noch einmal. Der Mann kam noch näher. Das Spiel wiederholte sich, und er wurde auf diese Weise dicht zu der Stelle herangelockt, an der wir lagerten.
    Es war ein zerlumpter, bärtiger, grimmig dreinschauender Geselle von etwa vierzig Jahren. Sein Gesicht war durch Pockennarben völlig entstellt. Er sah

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