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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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reichlich töricht und zugleich wild aus. Obwohl er nur schlecht Englisch sprechen konnte, ließ Alan, wie es seine liebenswerte Gewohnheit war, nicht zu, daß in meiner Gegenwart Gälisch verhandelt wurde. Vielleicht wirkte der Mann infolge der ihm ungewohnten Sprechweise noch schwerfälliger auf mich, als er in Wirklichkeit war. Auch schien es mir, als hätte er wenig Lust, gefällig zu sein, und willigte wohl nur aus Furcht ein.
    Alan bat ihn, eine mündliche Botschaft an James zu überbringen, doch John Breck wollte nichts davon wissen. Mit seiner schrillen Stimme antwortete er: »Sie würde das vergessen ...« (Mit »sie« meinte er sich selber.)
    Er verlangte etwas Schriftliches, sonst mache er nicht mit.
    Ich glaubte, Alan würde darüber in Verlegenheit geraten, denn in dieser Einöde gab es nichts, womit er schreiben konnte. Aber Alan war erfindungsreicher, als ich ahnte. Er suchte im Walde herum, bis er eine Taubenfeder fand, schnitzte sie sich zurecht und rührte mit etwas Pulver aus seinem Pulverhorn und Wasser aus dem Bach eine Art Tinte an. Von seinem französischen Militärpatent, das er immer wie einen Talisman bei sich trug – es sollte ihn vor dem Galgen bewahren –, riß er eine Ecke ab, hockte sich nieder und schrieb:
    »Lieber Verwandter, bitte sende mir durch den Überbringer Geld an einen Ort, den er kennt. Dein dich liebender Vetter A. S.«
    Damit betraute er John Breck, der versprach, sich tunlichst zu beeilen, und dann bergab jagte.
    Er blieb beinahe drei volle Tage aus; doch am Nachmittag des dritten Tages gegen fünf Uhr hörten wir im Walde jemand pfeifen. Alan antwortete, und John Breck tauchte am Wasser auf. Er schien weniger mißmutig als beim erstenmal und war offensichtlich froh, den gefährlichen Auftrag hinter sich zu haben.
    Aufgeregt berichtete er uns, was indessen im Lande vorgegangen sei, daß es überall von Rotröcken wimmele, daß sie Waffen gefunden hätten und das arme Volk tagtäglich drangsaliert werde. James und einige seiner Diener säßen bereits im Kerker von Fort William. James of the Glens stehe in starkem Verdacht, ein Komplice des Mörders zu sein. Überall heiße es, Alan Breck habe den tödlichen Schuß abgefeuert. Ein Steckbrief gegen ihn und gegen mich seinen erlassen und eine Belohnung von hundert Pfund ausgesetzt worden für den Fall, daß es gelänge, uns dingfest zu machen.
    Das alles war so, wie es schlimmer nicht sein konnte. Die Antwort, die James Stuarts Frau dem Boten mitgegeben hatte, klang schrecklich traurig. Sie bat darin Alan dringend, sich ja nicht fangen zu lassen, und sie versicherte ihm, wenn er sich von den Soldaten schnappen ließe, so wären beide, er und James, verloren. Das Geld, das sie John Breck mitgegeben hatte, sei alles, was sie hätte zusammenbetteln oder borgen können, und sie flehe zum Himmel, daß es ausreichen möge. Als letztes schrieb sie, daß sie je ein Exemplar der gegen uns erlassenen Steckbriefe beifüge.
    Wir betrachteten diese Steckbriefe sehr neugierig und nicht ohne ein gewisses Grauen, etwa wie ein Mensch sein eigenes Spiegelbild prüft oder so, als wolle er feststellen, ob der Flintenlauf eines Gegners tatsächlich auf ihn gerichtet ist.
    Alan wurde in dem Steckbrief als ein kleiner, lebhafter, pockennarbiger Mensch von etwa fünfunddreißig Jahren geschildert, der einen Federhut und einen französischen Rock mit silbernen Knöpfen und recht abgenützten Spitzen, eine rote Weste und Kniehosen aus schwarzem Plüsch trage. Ich wurde als großer, kräftiger, ungefähr achtzehnjähriger Bursche beschrieben, der einen blauen, sehr zerlumpten Rock anhabe, dazu eine alte Hochländerkappe, eine lange Weste aus daheimgewebtem Tuch und blaue Kniehosen. Dann hieß es noch: »An den bloßen Füßen trägt er derbes, ländliches Schuhwerk, aus dem die Zehen herausschauen. Seine Mundart ist die der Unterländer, und er hat noch keinen Bart.«
    Alan war sichtlich befriedigt, daß so eingehend auf seine eleganten Kleider hingewiesen wurde; nur als er das Wort »abgenützt« las, sah er etwas beschämt auf die Spitzen an seinem Rock. Ich fand, daß ich in der Beschreibung meiner Person sehr schlecht abschnitt, andererseits war ich froh darüber; denn da ich meine Lumpen abgelegt hatte, bedeutete diese Schilderung eher eine gewisse Sicherheit für mich und hatte jedenfalls aufgehört, eine direkte Gefahr zu sein.
    Alan gab ich den Rat, seine Kleider zu wechseln.
    »Auf keinen Fall! Meiner Treu, ich habe keine anderen, und

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