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Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition)

Titel: Entführt: Die Abenteuer des David Balfour I (Spannend erzählt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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ließen. Alans Melodien begleiteten uns auf dem langen Wege durch die finstere verlassene Bergwelt und ließen die Zeit rascher vergehen.

XXI. Flucht durch die Heide
    Die Höhle von Corrynakieg
    Obgleich im Juni der Tag sehr früh beginnt, war es noch dunkel, als wir unser heutiges Ziel erreichten: einen Spalt im Gipfel eines hohen Berges, durch den ein Wasserlauf führte. An der einen Felsenwand lag eine nicht sehr tiefe Höhle. In einiger Entfernung ging das dürftige Birkengehölz in einen Tannenwald über. Das stille Bergwasser wimmelte von Forellen; der Wald war voller Ringeltauben. Von dem gegenüberliegenden Berghang ertönte Vogelgezwitscher, und es gab auch viele Kuckucksvögel.
    Von dem Höhleneingang bot sich ein Ausblick auf einen Teil Mamores und auf den Meeresarm, der dieses Gebiet von Appin trennt. Dieses Bild, aus so großer Höhe betrachtet, erfüllte mich unablässig mit Staunen und Freude, und ich saß gern dort.
    Der Felsspalt hieß Heugh of Corrynakiegh. Wenn auch die Stelle so hoch und dem Meer so nahe lag und häufig von Wolken bedeckt war, bot sie uns im großen und ganzen einen angenehmen Unterschlupf, und die fünf Tage, die wir dort zubrachten, verliefen sehr glücklich.
    Wir schliefen in der Höhle auf einem Lager aus Heidekraut, das wir uns zu diesem Zweck abgeschnitten hatten, und deckten uns mit Alans dickem Mantel zu. In einem Einschnitt der Bergschlucht gab es eine verborgene Stelle, an der wir es wagen konnten, ein Feuer anzuzünden, so daß wir uns wärmen, heißen Haferbrei zubereiten und die kleinen Forellen braten konnten, die wir mühsam mit den bloßen Händen unter der vorspringenden Uferböschung fingen. Das war unser Hauptspaß und ständiger Zeitvertreib. Nicht nur um unseren Mehlvorrat für schlechte Zeiten zu schonen, nein, in einem sportlichen Wettstreit, der uns viel Vergnügen machte, standen wir nackt bis zum Gürtel die Mehrzahl der Tagesstunden am Wasser, um, wie es hierzulande heißt, diese scheuen Fische »anzupeilen«. Der größte, den wir fingen, wog vielleicht ein Pfund. Auf Holzkohle gebraten, war das Fleisch gut und schmackhaft, es fehlte nur etwas Salz, um eine höchst leckere Speise daraus zu machen.
    Zwischendurch mußte mir Alan Unterricht im Fechten geben, denn meine Ungeschicklichkeit hatte ihn sehr bekümmert. Außerdem glaube ich, weil ich beim Fischen manchmal mehr Glück hatte als er, machte ihm eine Sache, bei der er mir so zweifellos überlegen war, besondere Freude. Er peinigte mich dabei etwas mehr, als nötig gewesen wäre, denn er tadelte mich manchmal so heftig, schimpfte so arg mit mir und brachte mich oft so sehr ins Bedrängnis, daß ich es mit der Angst bekam, er werde mir seinen Degen durch den Leib rennen. Ja, ich hatte manchmal gute Lust davonzulaufen, hielt mich aber wacker und habe eine ganze Menge dabei gelernt, wenn es auch nichts anderes war, als daß ich mit unerschrockener Miene meinen Platz behauptete – womit oft alles getan ist. Obwohl ich meinen Meister niemals auch nur im geringsten zufriedenstellen konnte, war ich mit mir selber nicht ganz unzufrieden.
    Der Leser darf nun nicht etwa annehmen, daß wir unser Hauptziel, heil davonzukommen, aus den Augen verloren hätten.
    »Es wird noch mancher Tag vergehen«, sagte Alan am ersten Morgen zu mir, »ehe die Rotröcke auf den Gedanken kommen werden, Corrynakiegh zu durchsuchen. Wir müssen also hier Mittel und Wege finden, um James Nachricht zu geben, damit er uns Geld beschafft.«
    »Und wie sollen wir ihm Nachricht geben?« fragte ich. »Wir sitzen hier in der Einöde und dürfen nicht wagen, sie zu verlassen. Wenn Ihr nicht die Waldvögel als Boten verwenden wollt, ahne ich nicht, was wir unternehmen könnten.«
    »Ach«, rief Alan, »sehr erfindungsreich bist du nicht, David.«
    Als er das gesagt hatte, verstummte er, starrte in das verglimmende Feuer und dachte angestrengt nach.
    Plötzlich hob er einige Holzstückchen vom Boden auf, legte sie zu einem Kreuz zusammen und schwärzte die vier Enden der Quer- und Längsbalken in der Glut an. Dann warf er mir einen etwas verlegenen Blick zu.
    »Könntest du mir den silbernen Knopf leihen?« bat er. »Es ist zwar ungewöhnlich, ein Geschenk zurückzuverlangen, aber ich möchte nicht gern einen zweiten abschneiden.«
    Ich gab ihm den Knopf, und er befestigte ihn an einem Streifen Stoff, den er von seinem Mantel abgeschnitten hatte, um damit die Kreuzbalken zusammenzubinden. Nachdem er dann noch einen Birken- und einen

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