Entfuehrt von einem Prinzen
zu sein schien. Die beiden Tangotänzer sahen einander so tief in die Augen, als könnten sie darin lesen. Ram schien zu ahnen, was in ihr vorging. Aus dem Augenwinkel fing Mia lüsterne Frauenblicke auf. Offensichtlich wünschten sich viele Frauen, an ihrer Stelle zu sein. Die Stimmung im Raum war wie elektrisiert.
Aber es war auch ein Riesenspaß. Mia liebte das humorvolle Glitzern in Rams Augen. Für die Umstehenden mochte es eine erotische Tanzeinlage sein, für Mia war es ein ganz privater, freudiger Moment. Es war erstaunlich, wie perfekt Ram und sie harmonierten. Von der knisternden Atmosphäre, die sie kreierten, ganz zu schweigen.
Applaus brandete auf, als die Musik verklang und Mia und Ram zu ihrem Tisch zurückkehrten. „Wow“, stieß Mia begeistert hervor. „Wo hast du so tanzen gelernt?“
„Das wollte ich dich auch gerade fragen.“
„Meine Antwort würde dich langweilen.“
„Verrätst du es mir trotzdem, Mia?“
Sie verzog das Gesicht. „Im Internat. Und du?“
„In der Schule fürs Leben“, gab er zu und lächelte anzüglich.
„Du Unhold.“
„Xanthippe.“
„Schurke.“
„Blaustrumpf.“
Mia wollte sich ausschütten vor Lachen. So gut hatte sie sich schon lange nicht mehr amüsiert.
„Hör doch mal! Das ist dein Lieblingslied.“
„Ich wusste, dass du deine Finger im Spiel hast“, rief sie vorwurfsvoll, als ‚My Girl‘ erklang.
Ram lächelte nur frech.
Was hat das alles zu bedeuten? überlegte Mia. Wollte Ram sie weichkochen, weil Tom ihn gebeten hatte, Mia zur Rückkehr nach England zu bewegen?
Darüber wollte sie jetzt lieber nicht nachdenken. Sie wollte Spaß haben.
Und da zog Ram sie auch schon hoch, um erneut mit ihr zu tanzen.
Als sie den Club schließlich verließen, fiel Mia wieder Rams Jacht ein. Den Mädchen gegenüber hatte sie es zwar kategorisch abgelehnt, sich auch nur in der Nähe des Schiffs blicken zu lassen, andererseits brannten sie darauf, alles über die luxuriöse Hochseejacht zu erfahren, und praktischerweise hatte Ram gerade den Rückweg eingeschlagen, der am Hafen vorbeiführte. Also packte sie die Gelegenheit beim Schopf.
„Eigentlich könnte ich mir deine Jacht ja mal ansehen“, sagte sie gönnerhaft. „Sie soll ja die größte, auffälligste und geschmackloseste im ganzen Hafen sein.“
„So viele Komplimente.“ Gespielt geschmeichelt verbeugte Ram sich. „Ich bin überwältigt“, fügte er frech lächelnd hinzu.
„Komm schon, zeig sie mir!“ Mia hakte sich bei ihm ein und drängte ihn zum Weitergehen.
„Woher hast denn diese Informationen?“
„Von dir natürlich“, antwortete sie betont erstaunt.
„Von mir?“
Natürlich stammten die Informationen von den Mädchen, die ja nichts anderes mehr im Kopf hatten, als Rams fabelhafte Jacht. Ohne Insiderinformationen bräuchte Mia sich gar nicht wieder blicken zu lassen, hatten sie gedroht.
Die Mädchen hatten nicht übertrieben. Das Schiff mit dem bescheidenen Namen The Star of Ramprakesh erweckte tatsächlich eher den Eindruck einer schwimmenden Stadt und wirkte nicht wie das Spielzeug eines Milliardärs. Auch ein Hubschrauber und mehrere Schnellboote fanden Platz auf einem der vielen Decks. Mia hatte schon einige strahlend weiße Superjachten im Hafen von Monte Carlo bewundert, doch Rams schwimmender Palast übertraf sie alle. Die Jacht hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Kreuzfahrtschiff. Kaum vorstellbar, dass sie sich in Privatbesitz befand.
Mia fühlte sich klein wie eine Ameise, als sie die Pracht vom Kai aus neugierig betrachtete. „Können wir an Bord gehen?“
Ram schaute sie gespielt schockiert an. „Die minimalistische Mia sehnt sich nach Luxus? Dass ich das noch erleben darf.“
„Den Sarkasmus kannst du dir sparen. Bring mich lieber aufs Schiff.“
Die unerwartete Harmonie zwischen ihnen im Club hatte sie so aufgekratzt, dass sie nun glaubte, nichts wäre mehr unerreichbar für sie – nicht einmal Ram.
Dabei hätte sie es doch besser wissen müssen! Tatsächlich spürte sie ein leichtes Unbehagen, als Ram sie mit den Worten „Willkommen in Ramprakesh“ an Bord geleitete.
Doch sie hatte ja noch nie das Risiko gescheut, oder? „Führst du mich herum?“, fragte sie daher munter und staunte, wie viele Besatzungsmitglieder Ram salutierten. Das Dienstpersonal verneigte sich tief. „Auf diesem schwimmenden Wohnwagen gibt es außer einer Tanzfläche unterm Sternenhimmel, einem Ballsaal und einem Swimmingpool doch sicher noch andere Attraktionen.“
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