Entfuehrt
nicht bekommt.«
»Geh beiseite.«
»Ich werde mit dir um sie kämpfen«, sagte Rafe.
»Sie gehört bereits mir, Rafe. Ich bin schon jetzt der Sieger in diesem Spiel. Aber wenn du in dem befriedigenden Gefühl sterben willst, dass ich dich mit bloßen Händen töten kann, bin ich dafür zu haben.«
»Leck mich.«
»Nimm die Waffe runter, und ich muss dir nicht wehtun.«
»Ich werde gar nichts machen. Du und ich, wir spielen dieses große Spiel der Feiglinge so lange, bis einer von uns beiden beschließt zu schießen. Wir sind beide schnell. Egal, was passiert, wir sind beide innerhalb von Sekunden tot. Also machst du besser deinen Frieden.«
Jake wusste, er war schneller. Er konnte und würde Rafe ausschalten. Und als Rafe sich bewegte – es war eine kaum sichtbare Bewegung – schrie Jakes Verstand: Los!
Zwei Schüsse. Rafe taumelte zu Boden.
Zwei Schüsse, und keiner davon war aus Jakes Waffe gekommen.
Nick tauchte aus dem Unterholz auf. Sein Gesicht war mit Tarnfarbe bemalt.
»Ich hätte es selbst gemacht«, sagte Jake. Seine Stimme klang in seinen eigenen Ohren rau und zittrig.
»Ich weiß. Aber du hättest nie so eine Wahl treffen sollen.«
Nur kurz drückte Nick Jakes Arm. Er löste sich von seinem Bruder. Er hielt noch immer seine Waffe auf den Punkt gerichtet, an dem Rafe noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte.
»Ist er …«, fragte Jake, obwohl er schon genug tote Männer gesehen hatte, um zu wissen, dass Rafe in dem Augenblick tot gewesen war, als die erste Kugel in ihn eindrang.
Trotzdem beugte Nick sich über Rafes Leichnam und legte seine Finger an den Hals des Mannes. »Ja. Er ist tot. Es ist vorbei.«
Vorbei? Nein, es war nicht vorbei. Es begann überhaupt erst.
Aber ehe er zu Isabelle gehen und sie befreien konnte, packte Nick seinen Arm. Durch den Knebel hörte er sie schluchzen.
»Das ist der Zünder.« Nick zeigte auf das Funkgerät, das Rafe unter seinem T-Shirt mit Klebeband an der Brust befestigt hatte. Der Mechanismus war blutverschmiert und halb zersplittert. Nicks Schüsse hatten Rafe ins Herz getroffen, und er hatte das Funkgerät nahe am Herz befestigt.
Jake hielt den Atem an. Alles in ihm schrie danach, Isabelle zu befreien. Aber jetzt übernahm der Teil von ihm die Kontrolle, der für Situationen wie diese ausgebildet war. »Isabelle, Liebes, hör mir zu. Alles wird wieder gut, aber du musst noch ein bisschen durchhalten. Wir holen dich ganz bald da raus, aber du darfst dich nur so wenig wie möglich bewegen.«
Isabelle starrte ihn an. Schon vorher hatte sie sich bewegt, weil sie versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Darum glaubte er nicht, dass Rafe den Infrarotzünder so eingestellt hatte, dass er auf ihre Bewegungen reagierte.
Er wollte trotzdem kein Risiko eingehen.
Das hieß aber auch, dass weder er noch Nick zu ihr gelangen konnte, bevor sie nicht sicher waren, dass sie damit nicht einen Mechanismus auslösten.
»Er hat das ganze Gelände verdrahtet«, sagte Nick leise. »Wir haben einige Drähte drüben beim Übungsgelände gefunden. Dahinten herrscht echt Chaos. Mitten im Manöver sind jetzt diese Sprengladungen und die Infrarotsensoren, die er installiert hat. Niemand weiß, welche Sprengladungen scharf sind und welche nicht. Es muss Monate gedauert haben, bis er das alles installiert hatte.«
»Ja, ziemlich genau zwei Monate.« Jake wollte lieber nicht über die Sprengladungen nachdenken, die überall lauerten und in Sandsäcken oder Mülleimern auf dem ganzen Stützpunkt verteilt sein konnten. Selbstgebastelte Sprengladungen aus purem Dynamit oder C4 – oder einer tödlichen Mischung aus beidem. Stattdessen kniete er neben Rafes Leichnam und untersuchte ihn eingehend. Er blickte zu seinem Bruder auf. »Das hier könnte ein nachgeordneter Zünder sein. Wenn das stimmt, hat er irgendwas manipuliert, und mit dem Zünder könnte der ganze Stützpunkt in die Luft gehen.«
»Saint, wir haben hier ein Riesenproblem.« Jake sprach in Nicks Mikro und betete still, dass sein Chief Officer antwortete. Die Explosion, die er wenige Sekunden vor Rafes Tod gehört hatte, kam aus der Richtung, in der die Teams ihre Übung absolvierten.
»Jake, was zum Teufel geht da vor sich? Wir haben hier Verletzte.« Saints Knurren klang abgehackt.
»Der ganze Stützpunkt ist verdrahtet und könnte jederzeit in die Luft gehen. Überall sind Sprengladungen und Stolperdrähte. Wir haben den Kerl erwischt, der das getan hat. Er hat ein Funkgerät benutzt, das ständig die
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