Entfuehrt
herunter. Er küsste sie hart, und sie ließ es geschehen, weil er sie küsste, als hinge ihrer beider Leben davon ab. Als wäre er nicht länger wütend auf sie. Als läge auch irgendwie eine Entschuldigung in diesem Kuss. Eine Entschuldigung und noch so viel mehr.
Er schmeckte nach Schokolade, nach Minze und nach Whiskey. Sie stützte sich rechts und links von ihm auf der Matratze ab und hatte sich schon halb von ihrem Stuhl erhoben. Wenn er so weitermachte, würde sie in kürzester Zeit auf ihm liegen. Ihr ganzer Körper schien zu pulsieren, ihre Nippel zogen sich hart zusammen, bis sie sich fast schmerzhaft an der zarten Spitze ihres BHs rieben.
Aber sosehr sie sich auch nach seiner Berührung sehnte, löste sie sich dennoch von seinem Mund.
»Jake«, flüsterte sie, die Lippen ganz nah an seiner Wange, während er mit den Händen über ihre Hüften strich. »Ich bin noch nicht …«
»Noch nicht bereit, ich weiß«, sagte er. Seine Stimme klang rau, und er hielt sie noch eine Weile fest, ehe auch er sich von ihr löste.
Ihre Hände zitterten etwas, während sie ein letztes Mal den Sitz des Verbands prüfte. »Du solltest weiter deine Antibiotika nehmen«, sagte sie und ignorierte, wie sehr sie sich nach ihm sehnte.
»Mach ich.« Er setzte sich auf und zog rasch das T-Shirt über den Kopf. »Du bleibst heute Nacht hier. Ich bring dich morgen früh zurück, bevor der Admiral überhaupt merkt, dass du dich davongeschlichen hast.«
»Ich hab nie behauptet, ich hätte mich weggeschlichen.«
»Das brauchst du auch nicht. Im Schrank liegen T-Shirts und Boxershorts. Bedien dich. Ich werde draußen auf der Couch übernachten.« Er ging zur Tür.
Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Mit den Fingern strich sie sich über die Lippen. Sie fühlten sich voller an, und sie kribbelten. Er hatte sie ohne Furcht geküsst, dass sie zerbrechen könne, und genau daran wäre sie fast zerbrochen.
Aber nur fast. Da war tatsächlich etwas zwischen ihnen. Sie hatte es sich nicht nur eingebildet.
»Isabelle?«
Sie drehte sich um. Er stand in der Tür. »Ja?«
»Schließ hinter mir ab«, sagte er, ehe er die Tür ins Schloss zog.
Sie zögerte nur kurz, ehe sie seinem Angebot nachkam. Aber sie wusste, dass es reine Formsache war. Ein Schloss würde Jake Hansen nicht daran hindern, sich in ihr Bett oder in ihr Leben zu stehlen.
Zumindest nicht allzu lange.
4
Das Schloss würde Jake bestimmt nicht daran hindern, das Schlafzimmer zu betreten. Schon deshalb nicht, weil es seit Jahren kaputt war. Aber das wusste Isabelle nicht, und er ahnte, sie würde sich so einfach sicherer fühlen.
Die Schlägerei hatte sein Blut schon ziemlich in Wallung gebracht, aber dieser Kuss hatte es zum Sieden gebracht.
Und du rühmst dich deiner Selbstbeherrschung.
Sie hatte seine Wunde genäht und ihm damit das Krankenhaus erspart. Er hatte es ihr gedankt, indem er erst wütend geworden war und sie anschließend geküsst hatte. Und das alles innerhalb von nur zwei Minuten.
Sauber! Der perfekte Bodyguard.
Wenigstens hatte er sich zusammengerissen, während sie ihn zusammengeflickt hatte. Gerade so jedenfalls.
Er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, er möge generell keine Ärzte. Es war ihm nicht leichtgefallen stillzusitzen, während Isabelle seine Wunde versorgte. Es hatte geholfen, die Augen zu schließen, aber viel besser abgelenkt war er gewesen, als er sie angesehen hatte. Weil sie so schön war. Mehr noch als schön. Sie sah so unglaublich gut aus in der Jeans und mit dem knappen Oberteil, das ihre Rundungen betonte.
Es half nicht gerade, wenn er jetzt daran dachte.
Sie hatte ein Date gehabt. Mit einem Marine.
Du bist der blöde Hund, der ihr einen Korb gegeben hat.
Ihre Schuhe standen neben der Couch, und sie hatte ihre schwarze Lederjacke auf den Beistelltisch gelegt. Es kostete ihn einige Überwindung, nicht ihre Taschen zu durchsuchen. Das war die Macht der Gewohnheit. Außerdem hatte sie nichts zu verbergen. Trotzdem waren seine Nerven zum Zerreißen gespannt. Er war einsatzbereit. Aber was die Teams anging, würde eine ganze Weile nichts in dieser Hinsicht passieren, und bei Isabelle erst recht auch nicht, wenn er nach ihrem Verhalten ging.
Sie gab vor, bei ihr sei alles in bester Ordnung. Aber davon war sie weit entfernt. Er drehte in ihrer Gegenwart noch durch, und das konnte nicht gut für ihn sein.
Er begehrte sie mit einer Heftigkeit, die er nicht mal annähernd verstand. Er wollte sie beschützen, wollte sie
Weitere Kostenlose Bücher