Entfuehrt
kam.
Er war auf dem Weg nach Hause, als sein Handy klingelte. Es war Chris, der sich im Supermarkt ein paar Straßen von ihrem Haus entfernt in einer schwierigen Lage befand.
Und die Situation war genau so, wie Nick sie sich vorgestellt hatte.
Als er in den kleinen Laden stürmte, sah er den Angestellten, der sich neben der Kasse in einer Ecke herumdrückte. Er war neu, vermutlich ging er noch zur Highschool.
»Wo sind sie?«, fragte Nick ihn.
»Im mittleren Gang. Der Typ sagt, es wäre der wärmste Platz im Laden. Und dann hat er mir gesagt, ich solle ihm verdammt noch mal aus dem Weg gehen.«
»Das kommt hin«, murmelte Nick. Die Schreie einer Frau gellten durch den Laden.
Im mittleren Gang fand er die Frau auf einer aufblasbaren Matratze. Sie saß mit dem Rücken zu ihm. Zwischen ihren Beinen hockte Chris. So hatte sich Nick den Ausgang seines Abends nicht unbedingt vorgestellt.
»Hast du irgendwelche magnetischen Kräfte, mit denen du diese Frauen anziehst?«, erkundigte sich Nick. Er wurde von einem weiteren markerschütternden Schrei übertönt.
»Süße, du machst das großartig«, erklärte Chris der Frau, und dann wandte er sich an Nick. »Ich wollte nur gerade was fürs Frühstück kaufen.« Er rückte das Badelaken über dem Unterleib der Frau zurecht. »Das ist Kristin.«
Kristin verdrehte den Kopf und versuchte, einen Blick auf Nick zu erhaschen. »Er sagt, er hat das hier schon mal gemacht.«
»Hat er.«
»Er hat gesagt, alle Frauen in der Familie seiner Mutter seien Hebammen.«
»Ja, waren sie.« Nick konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, weil sie Maggie erwähnte. Die Geburtshilfe hatte sie aufgegeben, als sie mit Kenny Louisiana verlassen hatte. Aber wie Chris war sie immer wieder in Situationen geraten, bei denen sie Frauen an den ungewöhnlichsten Orten half, ein Baby zur Welt zu bringen.
»Ihr habt ja keine Ahnung, wie weh das tut!«, schrie Kristin auf.
»Sie hätte mal das BUD/S mitmachen sollen«, murmelte Nick.
Chris starrte ihn an. »Atme, Kristin. Atme einfach, wie ich es dir erklärt habe. Aber du darfst noch nicht pressen.«
»Ich möchte aber.«
»Noch nicht«, sagte Chris.
»Warum bringen wir sie nicht ins Krankenhaus? Die Straßen sind noch nicht gesperrt.« Nick kniete sich neben Kristins Kopf.
Chris schaute unter das Handtuch und schüttelte den Kopf. »Keine Zeit.«
»Ich kann mein Baby doch nicht hier bekommen!«, beschwor sie Nick, als wäre er der einzige vernunftbegabte Mensch in diesem Raum. »Ich hatte eine genaue Vorstellung von der Geburt. Mein Mann sollte bei mir sein. Ich hatte doch bloß Hunger auf Pfefferminzeis mit Schokostückchen, und jetzt soll ich mein Baby hier auf dem Fußboden bekommen? So hatte ich das nicht geplant!«
»Hast du versucht, deinen Mann anzurufen?«, fragte Nick. Mit einem Handtuch von dem Stapel neben ihm wischte er ihr den Schweiß von der Stirn. Chris hatte schon alles für das Baby vorbereitet. Die üblichen Hilfsmittel aus seinem Verbandskasten, den er immer bei sich hatte, lagen greifbar neben ihm.
»Gary ist bis nächste Woche im Pazifik. Mein Termin war frühestens in zwei Wochen«, erklärte Kristin.
»Er ist ein Marine?«
»Nein, Pilot. Er wird auf einer F-14 ausgebildet.«
»Du musst sehr stolz auf ihn sein«, sagte Nick. Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Sie nickte. Ein langgezogenes Stöhnen folgte, und Nick nutzte die Gelegenheit, um zu fragen: »Du willst sie hier draußen lassen?« Er schnappte sich ein Paar sterile Handschuhe. Routiniert überprüfte er die Kolbenspritze, die sterile Saugglocke und die Sauerstoffflasche. Nur für den Fall, dass sie die Sachen brauchten.
Nachdem er schon seit so vielen Jahren Kindern auf die Welt half, war Chris alles andere als unvorbereitet. Sein Auto war inzwischen zu einem mobilen Feldlazarett geworden.
»Wenn du das Hinterzimmer gesehen hättest, würdest du mich verstehen«, sagte Chris. Es sah tatsächlich so aus, als würde Kristin ihr Baby direkt neben dem Tamponregal zur Welt bringen. Was auch eine gewisse Ironie besaß.
»Hast du gesehen, wie Jake gegangen ist?«, fragte Chris ihn. Er wandte sich an Kristin. »Noch nicht pressen.«
»Er ist mit der Ärztin verschwunden«, meinte Nick.
»Und mit wem bist du weg?«
Nick wollte gerade antworten, aber er bemerkte, wie Kristin zu ihm aufblickte. »Kannst du dich nicht auf irgendwas anderes konzentrieren?«
»Ist er immer so ein Arschloch?«, fragte Kristin an Chris gewandt.
»Meistens ist er noch
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