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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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betraten sie einen weitläufigen Flur, der die Größe eines großzügigen Studioapartments hatte. »Mehr als toll.«
    »Eigentlich gehört das Haus meinem Vater«, sagte er.
    »Du lebst noch bei deinem Vater?« Jetzt war sie es, die grinste. »Wie alt warst du noch mal?«
    »Er lebt nicht mehr hier. Seinen Hauptwohnsitz hat er inzwischen in L.A. Es war sein Sommerhaus, meine Brüder und ich haben es übernommen. Und ich bin alt genug«, fügte er hinzu. »Komm, wir machen das oben in meinem Zimmer – ich hab keine Lust, dass alle nach Hause kommen und viel Aufhebens um mich machen.«
    Er ging die Treppe nach oben und nahm unterwegs einen Verbandskasten mit. Er erklärte ihr, es handele sich um Chris’ Verbandskasten. Sie folgte ihm.
    Seine Räumlichkeiten nahmen fast das gesamte erste Stockwerk des großen Hauses ein.
    Die Treppe öffnete sich zum Hauptraum, in dem zwei Sofas standen. Das eine war mit Leder bezogen, das andere mit Stoff. Sie waren um eine Ecke gruppiert, in der jede erdenkliche Unterhaltungselektronik aufgebaut war. Zeitschriften und Bücher lagen überall herum. Eine Jeans auf dem Fußboden. Und ein Paar Handschellen.
    »Ist es einfacher, wenn ich auf der Couch oder auf dem Bett liege?«, fragte er.
    Sie riss ihren Blick von den Handschellen los und schaute durch die offene Tür ins Schlafzimmer. Das große Bett war zerwühlt. »Das Bett ist höher.«
    »Dann komm.« Er betrat das Schlafzimmer, und sie folgte ihm. Er stellte für sie einen Stuhl neben das Bett. »Geht das so?«, fragte er.
    »Da blutest du auch«, sagte sie statt einer Antwort. Sie berührte einen Schnitt über seiner Augenbraue. »Das hab ich vorhin gar nicht bemerkt. Muss passiert sein, als der Spiegel zu Bruch gegangen ist. Hast du sonst noch irgendwelche Schnittwunden?«
    »Mir geht’s gut. Mach dir keine Sorgen. Ich werde einfach ein Pflaster draufkleben.«
    »Ach! Jetzt willst du mir also sagen, wie ich meinen Job machen soll?«, fragte sie. Er seufzte und murmelte etwas Unverständliches, während sie Chris’ Notfalltasche durchforstete. Sie stellte fest, wie gut die Tasche bestückt war. Vermutlich war Chris meistens für die Versorgung von Jakes Wunden verantwortlich. »Setz dich aufs Bett.«
    Er ließ sich auf der Bettkante nieder und zog sein T-Shirt aus. Durch den Verband erhaschte sie einen Blick auf seine wohlgeformten Muskeln und auf eine Brust, die so muskulös war, dass es ihr schwerfiel, ihren Blick wieder abzuwenden.
    Er lächelte, legte sein Handy und den Pieper auf den Nachttisch und ließ sich auf die graue Tagesdecke sinken.
    »Ich werde zuerst den kleinen Schnitt versorgen«, erklärte sie und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. Sie strich ihm das Haar aus der Stirn. Es war eine automatische Geste, die sie ständig bei ihren Patienten machte, aber ihre Hand ruhte etwas zu lange auf seinem Haar.
    Sie hatten eine Intimität geteilt, die den meisten Menschen ihr Leben lang verwehrt blieb. Es war eine lebensbedrohliche Situation gewesen, die sie fast in den Abgrund geführt hätte. Und doch gab es eigentlich nicht viel, das sie über ihn wusste.
    In ihrem Bauch flatterten schon wieder diese albernen Schmetterlinge. Vor allem, weil er sie aufmerksam beobachtete.
    Er mag keine Ärzte. Und auch keine Fragen.
    »Wie lange bist du schon bei der Navy?«, fragte sie, während sie den Schnitt mit Betaisodona reinigte.
    »Willst du mich alles fragen, was eigentlich in meiner Akte stehen sollte?«, antwortete er mit einer Gegenfrage.
    »Willst du wirklich wieder dorthin gehen? Ich meine, gerade jetzt?«, fragte sie. Sie hielt eine Spritze mit einem lokalen Betäubungsmittel hoch. Auch wenn er es verdiente hätte, wollte sie ihm keine weiteren Schmerzen zufügen. Zumindest keine körperlichen Schmerzen. Sie war sicher, die Frage bereitete ihm ziemlich große Schmerzen. Aber so einfach kam er ihr nicht davon.
    »Ich bin schon lange genug dabei.«
    »Genau das antwortet Onkel Cal auch immer, wenn ihn jemand fragt.«
    »Tja, der Admiral ist jedenfalls schon länger dabei, als ich es für mich plane«, gab er zu.
    »Du willst keine Karriere beim Militär machen?« Sie beugte sich über ihn und begann, die Schnittwunde direkt über seiner dunkelblonden Augenbraue zu nähen. Er hatte die Augen geschlossen, aber sie machte sich nichts vor. Er war nicht einen Augenblick lang so entspannt, wie er wirkte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, länger zu bleiben, wenn ich nicht mitten im Geschehen bin.«
    »Kein Interesse,

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