Entfuehrt
behaupten, dass ich dir jetzt schon zu viel beigebracht habe.« Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Woran hast du genau gedacht?«
Ja, was hatte sie sich bloß dabei gedacht?
»Vermutlich will ich dir vertrauen? Von dir berührt werden? Auf jede nur erdenkliche Weise will ich berührt werden. So, wie ich es mag.« Sie redete schneller, als sie denken konnte, und trotzdem ließ sie den Blick nicht von Jake. Sie betrachtete seine großen Hände, die das Lenkrad umfasst hielten. Seine Daumen strichen liebevoll über den Lederbezug.
»Wie lauten die Spielregeln?«, fragte er schließlich.
»Was meinst du damit?«
»Wenn ich zu einer Mission ausrücke, frage ich immer, welche Spielregeln gelten. Ich muss wissen, was ich tun darf und was nicht.«
»Und hältst du dich immer an diese Anweisungen?«
Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Jake wirkte ruhig und bestimmt. »Was dein Spiel betrifft … ja.«
Seine Worte raubten ihr den Atem. Einige Sekunden lang konnte sie nichts darauf erwidern. Als sie schließlich antwortete, versuchte sie, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
»Ich kenne die Regeln nicht. Ich erfinde sie mit jedem Schritt, den ich mache, neu«, gab sie zu. »Aber ich möchte, dass du weiter versuchst, mich zu berühren.«
»Du wirst bald genervt sein von mir. Sehr genervt«, erklärte er ihr. Es klang nicht entschuldigend.
»Wahrscheinlich. Und ich bin sicher, ich werde auch in Zukunft sauer sein. Aber ich werde versuchen, nicht mehr in irgendwelche Busse zu klettern, ohne es dir vorher zu sagen.« Sie beobachtete, wie Jake einen langsameren Wagen auf dem linken Fahrstreifen überholte. »Wo fahren wir hin?«
Er lenkte den Wagen auf einen Parkplatz. Sie sah die Neonbeleuchtung eines Diners blinken. »Ich dachte mir, du hast heute Abend bestimmt noch nichts gegessen.«
»Wird das hier ein Date?«, fragte sie, als er aus dem Wagen stieg. Er schlug die Tür hinter sich zu, ohne ihr zu antworten. Bevor sie die Beifahrertür öffnen konnte, hatte er es schon getan.
»Es ist nur ein Abendessen, Isabelle«, war alles, was er sagte.
Jeannie war in Cals Büro gestürmt, ohne anzuklopfen. Zuerst glaubte er, ihre Wut, die natürlich nur zu berechtigt war, rührte daher, dass er Isabelle erlaubt hatte auszuziehen.
Als er dann endlich aufblickte und in ihre dunkelbraunen Augen schaute, zu denen er sich hingezogen fühlte, seit er siebzehn war, wusste er, dass etwas viel Schlimmeres passiert war.
»Er hat mich angerufen! Dieser Mistkerl hat mich angerufen, Cal.« Ihre Stimme zitterte vor Wut und Angst. Sie hielt ihm ihr Handy hin, als könne er die Nummer zurückverfolgen.
Es war bestimmt eine Prepaidkarte. »Erzähl mir, was er gesagt hat.«
»Er hat gesagt, er kommt zurück. Er kommt her. Er will mich, dich … Und vor allem will er Isabelle.«
»Er schafft es nicht, Afrika zu verlassen.«
»Er hat behauptet, er hätte eine Möglichkeit. Er hat gesagt, er …«, sie atmete tief durch, »… hat gesagt, er sei bereit, Izzy wiederzusehen. Wir müssen uns um bessere Sicherheitsvorkehrungen für sie kümmern.«
»Ich habe bereits jemanden für sie abgestellt, der sie beschützt«, erklärte Cal.
» Einen SEAL? Einen einzigen SEAL?« Jeannie lachte rau. Sie starrte ihn an. Er konnte sich gut an Zeiten erinnern, als sie geglaubt hatte, ein SEAL würde reichen. Damals hätte er ihr zugestimmt.
»Ich werde Jeannie fragen, ob sie mich heiratet.«
James sagte das so sachlich, dass Cal beinah die Waffe fallen ließ, die er gerade reinigte.
»Geht ein bisschen schnell, findest du nicht?«, fragte Cal mit gespielter Unbekümmertheit. Er versuchte, nicht daran zu denken, wie Jeannie nach ihrem vierten Date am vergangenen Abend mit James in seinem Bett gelandet war. Er versuchte, nicht daran zu denken, dass seine Zeit mit ihr langsam ablief.
»Es geht nie zu schnell, wenn du die Richtige gefunden hast.«
James hatte gelächelt. Cal erinnerte sich noch sehr gut an dieses Lächeln.
»Warum hast du sie gehen lassen?«
»Du warst zu kurz davor, ihr alles zu sagen, Jeannie.« Wenn Isabelle nicht aus dem Haus gestürzt wäre, bevor Rafe anrief … Er wollte lieber nicht darüber nachdenken.
»Ich gebe dir achtundvierzig Stunden, Cal, und dann werde ich ihr alles sagen.«
»Du willst mir doch nicht drohen?«
»Das ist keine Drohung. Isabelle verdient es, die Wahrheit zu erfahren. Sie hätte die Wahrheit schon vor Jahren erfahren sollen, als ich sie nämlich erfahren habe.«
»Die
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