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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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Frau auf ihrem Spezialgebiet erfolgreicher war als er.
    Als sie aus Afrika zurückgekehrt war, hatte er sich wunderbar verhalten. Am meisten war er auf sich selbst wütend gewesen, weil er nicht darauf bestanden hatte, sie auf ihrem Einsatz für Ärzte ohne Grenzen zu begleiten.
    Sie hatte nie den Mut gefunden, ihm zu erzählen, dass sie sich auch deshalb bei Ärzte ohne Grenzen für einen Auslandseinsatz beworben hatte, weil sie dann ein wenig Abstand zu ihm gewinnen konnte. Sie hatte versucht, sich über ihre Beziehung klar zu werden. Und dann war ihr nur noch übrig geblieben zu überlegen, wie sie ihm sagen sollte, dass es vorbei war.
    Sie war weggelaufen. Nach Afrika. Dann zur Navy. Sie musste aufhören, ständig wegzulaufen. Jake war offensichtlich derjenige, der sie von nun an am Weglaufen hindern würde. »Es wird mir dort gut gehen, Mom.«
    »Ich bin vielleicht nicht immer für dich da, aber ich weiß, was du brauchst.«
    »Ich weiß auch, was ich brauche.«
    Jeannie lächelte, doch ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Isabelle wusste, dieser Kampf war noch längst nicht ausgestanden.

 
    10
    Jake wartete bereits draußen im Auto, als Isabelle ihre beiden Koffer an den Sicherheitsleuten vorbeizerrte. Die Männer boten ihr an zu helfen, doch sie lehnte ab.
    Sie hatte bereits Abschied von ihrer Mutter genommen. Ein unbehaglicher Abschied, denn ihre Mutter telefonierte gerade mit ihrer Assistentin. Die Tür zum Büro ihres Onkels war verschlossen. Das war gut. Sie wollte ihm nicht die Gelegenheit bieten, es sich doch noch anders zu überlegen und zu versuchen, sie irgendwie aufzuhalten. Das Gespräch mit ihrer Mutter hatte später wieder den üblichen Verlauf genommen: Bitte geh nicht nach Afrika, lautete Jeannies Mantra, bis die beiden Frauen sich schließlich anschrien. Isabelle war nur durch das Klingeln des Telefons und Jakes Hupen gerettet worden.
    Innerhalb von Sekunden war er aus dem Auto gesprungen und stand nun neben ihr auf der Veranda. »Was treibst du da?«
    »Sie wollte sich nicht helfen lassen«, erklärte einer der beiden Männer. Jake schüttelte bloß den Kopf, erst in Richtung der Sicherheitsleute, dann in ihre Richtung.
    Er beobachtete sie unverfroren. Seine grauen Augen passten zu dem Navyblau seines Sweatshirts. Sie wirkten dunkel und geheimnisvoll. Abwartend, als habe er Geduld, die für ein ganzes Leben reichen würde.
    Er hatte auch heute sein Haar wieder mit einem Bandana zurückgebunden. So hatte er es schon damals im afrikanischen Dschungel getan. Sie hatte ihn schon immer mal fragen wollen, wieso es ihm gestattet war, das Haar so lang zu tragen. Wie oft er angeschossen worden war … Wie viele Frauen er bisher gerettet hatte. Wie er es schaffte, so mutig zu sein.
    Es gab so vieles, das sie wissen wollte. Und er wartete noch immer auf eine Antwort, was sie da trieb.
    »Ich kann das gut allein«, behauptete sie. Sie war immer noch sauer und versuchte, einen der Koffer aus seiner Hand zu ziehen, während er einfach dastand und auf sie niederblickte. Er ließ den Griff nicht los.
    »Ich glaub es einfach nicht. Gut möglich, dass du wirklich so stur bist wie ich.« Bei diesen Worten gab sie endlich nach. Er nahm ihre beiden Koffer und trug sie mühelos zum Auto, obwohl doch er es war, der sich gerade von einer Schusswunde erholte. Er warf die Koffer hinten in den alten Blazer. »Mehr hast du nicht?«
    »Im Moment nicht. Meine restlichen Sachen habe ich einlagern lassen. Ich habe mir gedacht, ich lasse sie herbringen, sobald ich eine Wohnung habe, wo ich etwas länger bleibe.« Sie zögerte. »Darf ich fahren?«
    »Nein.« Er öffnete die Beifahrertür für sie. Sie stieg ein. Das Radio dröhnte. Old School Heavy Metal. Als er einstieg und die Musik leiser drehen wollte, schüttelte sie den Kopf.
    »Lass!«, rief sie und verlor sich in dem hämmernden Rhythmus. Das war die Art Musik, die sie immer einspielen ließ, wenn sie operierte. Je heikler die Operation, umso wilder waren die Songs, als würde die Macht des Beats ihre Nerven beruhigen, sodass sie mit ruhiger Hand operieren konnte.
    Sie beugte sich vor und drehte die Musik lauter, während er losfuhr. Er durchpflügte eine Schneewehe und schoss auch schon die Straße hinunter.
    Und irgendwie gewöhnte sie sich zunehmend an seinen Fahrstil, obwohl der in den letzten Stunden offenbar noch schlechter geworden war. Sie genoss es sogar, so schnell unterwegs zu sein. Sie spürte, wie sie sich in die Kurven lehnte. Und sobald sie auf

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