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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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dem Highway Tempo aufgenommen hatten – richtig viel Tempo –, fragte sie: »Darf ich das Sonnendach öffnen?«
    Er sagte nichts, er zuckte nicht mal mit der Wimper, sondern öffnete nur eigenhändig das Dach und blickte zu ihr hinüber.
    Sie öffnete ihren Sicherheitsgurt und stellte sich auf den Sitz, sodass ihr Oberkörper vollständig aus dem Wagen ragte.
    Es war zunächst gar nicht so leicht. Sie hing an dem Skiträger, der am Dach montiert war, während sie versuchte, auf dem Sitz und dem Armaturenbrett festen Halt zu finden. Der Wind peitschte ihren Körper so hart, dass sie ihre Augen nicht öffnen konnte. Der Wind biss ihr Gesicht. Und sie war frei. Es gab keine Fesseln mehr.
    Sie ließ das Autodach los und streckte die Hände über ihren Kopf. Der Wagen raste einen Berg hinunter. Niemand war vor ihnen, deshalb beschleunigte Jake den Blazer, als wisse er, wie gut ihr das tat. Freier Fall mit Netz und doppeltem Boden.
    Das Blut rauschte in ihren Ohren, und ihre Lungen schmerzten bei jedem Atemzug. Während der Wagen über den Highway raste, öffnete sie den Mund und schrie, so laut sie konnte, in die eiskalte Nacht. Sie schrie gegen den wachsenden Druck in ihren Lungen an, schrie immer lauter, bis die Anspannung aus ihrem Körper wich. Bis ihr Hals schmerzte.
    Bis sie sich besser fühlte.
    Dann kletterte sie wieder ins Wageninnere und ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen. Mit beiden Händen rieb sie über ihre Arme, um die Kälte zu vertreiben, die ihren Körper gepackt hatte. Erst jetzt merkte sie, dass Jake eine andere Route nach Hause genommen hatte. Sie musste wohl länger als gedacht da oben gestanden haben.
    Er fuhr das Dach wieder zu und drehte die Heizung auf. »Heftiger Abend?«
    »Das kannst du wohl sagen. Nachdem ich ihnen erzählt habe, dass ich bereits meinen neuen Vertrag bei Ärzte ohne Grenzen unterzeichnet habe, ging es richtig rund. Zuerst habe ich gedacht, wir könnten uns irgendwie einigen. Aber je mehr wir redeten, desto schlimmer wurde es. Meine Mutter hat mir erklärt, ich wäre logischen Argumenten nicht zugänglich. Und Onkel Cal hat mich gefragt, wie ich es geschafft habe, ich zitiere: › in so kurzer Zeit eine von Jakes besseren Eigenschaften anzunehmen ‹?« Sie atmete immer noch schwer von der eisigen Luft. Ihre Seite schmerzte von der Anstrengung.
    Jake schnaubte. »Ich glaube nicht, dass das für einen von uns beiden ein Kompliment ist.«
    »Findest du?« Sie massierte ihre Schläfen. »Bist du denn je irgendwo hängengeblieben, ohne es überhaupt zu bemerken? Und dann hast du dich plötzlich umgedreht und fühlst dich eingesperrt, und du hast absolut keine Ahnung, wie es so weit hat kommen können?«, fragte sie und wartete gar nicht auf seine Antwort. »Durch meine Einsätze bei Ärzte ohne Grenzen habe ich wieder zu mir gefunden. Ich habe für mich herausgefunden, was ich wirklich will. In Afrika war ich mal nicht die Tochter der Senatorin, die einfach so das Angebot bekommen hat, in einer prestigeträchtigen Praxis zu arbeiten. Ich war auch nicht die Verlobte von jemandem. Ich war nur Isabelle. Ich mochte mich, so wie ich war. Aber das wollen sie nicht hören. Sie versuchen, mich zurückzuhalten. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht.«
    Sie würde das nicht zulassen. Und sie hatte ihm noch so viel mehr zu sagen. Die Worte purzelten förmlich aus ihrem Mund. »Es ist nur … ich fühle mich bei dir einfach besser. Sicherer. Ich fühle mich wohl. Ist das denn so falsch?
    Aber die Frauen der Familie Cresswell zeigen keine Schwächen, das ist zumindest das Lebensmotto meiner Mutter.«
    »Ich finde, du solltest dir ein eigenes Motto zulegen.« Er zögerte. »Du hast deiner Mutter ja auch erzählt, dass du ausziehst.«
    »Natürlich habe ich ihr das erzählt. Ich bin keine Gefangene. Aber meine Mutter findet, ich sollte wieder bei ihr einziehen, weil ich in der Klinik nicht mehr glücklich bin. Ich nenne ihr Haus gern den Zwinger.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Sie wollte zwei Bodyguards für mich engagieren, nachdem das alles passiert ist. Ich meine, wie soll ich je wieder solchen Männern vertrauen …« Sie biss sich auf die Lippe. »Nein, das stimmt so nicht. Ich muss wieder lernen zu vertrauen.«
    »Du musst gar nichts.«
    »Das ist doch mal ein tolles Motto. Und wie funktioniert es bei dir?« Sie sah, wie ein Lächeln seine Mundwinkel umspielte.
    »Funktioniert prima, wenn man es richtig macht.«
    »Und du zeigst mir, wie man es richtig macht?«
    »Einige Leute würden

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