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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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reden. Mein Dad hat sich vor Onkel Cal gestellt, um Kevin zum Schweigen zu bringen, und so hat er sich die Kugel eingefangen, die für Onkel Cal gedacht war.«
    »Und dann hat Cal Kevin erschossen.«
    »Ja.« Sie starrte nach draußen in die Dunkelheit. Die kleine Jukebox dudelte leise. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das geht. Wie man mit einer solchen Schuld leben kann.«
    »Ich bin sicher, es zerreißt ihn geradezu. Aber die Ausbildung hilft ihm, es zu ertragen.«
    »Wie kann man dazu ausgebildet werden, so etwas zu ertragen?«
    »Für uns ist es anders«, sagte Jake. »Wir werden darauf trainiert, nicht darüber nachzudenken. Sie bilden uns aus, damit wir reagieren und uns auf das Gute konzentrieren, das unsere Mission mit sich bringt, und nicht auf die Nachwirkungen.«
    »Aber ihr seid auch nur Menschen.«
    »Nicht, wenn wir diesen Job machen«, sagte er. »Sieh doch mal, wenn ich mich jede Sekunde während eines Einsatzes um mein Team sorge, kann ich mich nicht auf das konzentrieren, was zu tun ist.«
    Sie hatte inzwischen ihre Pommes frites aufgegessen und begann, von seinem Teller zu naschen. Jake hatte noch nie gern geteilt, doch er sagte kein Wort.
    »Es ist tatsächlich nicht viel anders als der neutrale Blick, mit dem ich meine Patienten betrachten soll«, meinte sie. »Vor allem muss ich ruhig bleiben und darf keine Gefühle zeigen.«
    »Du hast gesagt, das wird dein vierter Einsatz in Afrika. Wie war es, als du das erste Mal dort warst?«, wollte er wissen.
    Sie legte ihr Kinn in die Handfläche. Mit den Fingern tippte sie gegen ihre Wange. »Mein erster Einsatz hat sechs Monate gedauert. Ich war im Kongo. Beim ersten Mal schicken sie dich immer länger hin. Sie denken, du bist noch so grün hinter den Ohren, dass du einen so langen Einsatz mitmachst, glaube ich. Beim nächsten Mal weißt du es besser. Du weißt, was du erträgst und was nicht.«
    Sie atmete tief durch, ehe sie fortfuhr. »Wenn du das erste Mal dort bist, ist es vor allem eins: intensiv. Du hast keine Ahnung, was dich dort erwartet, auch wenn man es dir vorher ständig erzählt. Und dann bist du dort und tauchst in diese Welt ein, und wenn du dann endlich wieder nach Hause kommst, stehst du völlig neben dir. Niemand versteht dich. Daran sind weder die anderen schuld noch du selbst. Alles fühlt sich nur für eine ganze Weile so überwältigend fremd an.
    Er nickte, weil er genau verstand, was sie meinte. Es war nicht so anders als das, was er selbst erlebte, wenn er von einem Kampfeinsatz zurückkam. Es war immer scheiße, wieder im Alltag anzukommen.
    »Ich habe mich eine Zeitlang gefragt, wann es sich wieder normal anfühlen wird. Und dann ist mir klar geworden, das wird es nie wieder tun.« Sie zuckte mit den Schultern, als kümmere es sie nicht. Aber er wusste es besser. »Beim zweiten Mal ist es nicht mehr so schlimm. Weil du dann weißt, dass es dich nicht weiterbringt, darüber zu reden. Es ändert nichts. Nicht für dich und nicht für die anderen.«
    »Klingt nicht gerade nach einem einfachen Leben.«
    »Na ja. Ich glaube, wir entscheiden uns bewusst dafür«, sagte sie.
    »Du wärst erstaunt, wenn du wüsstest, für wie viele Männer und Frauen diese Wahl getroffen wird. Wenn für dich die Entscheidung zwischen Militär oder Gefängnis überhaupt eine Wahl ist.«
    »Für dich hieß es also Gefängnis oder Militär?«
    »Nein, nicht für mich. Nick und Chris sind in Schwierigkeiten geraten und wurden erwischt. Sie haben es zu weit getrieben, und deshalb mussten sie diese Entscheidung treffen.«
    »Und du hast es nicht so weit kommen lassen?«
    »Richtig.« Er streckte sich vorsichtig, denn er war sich seiner Verwundung ständig bewusst. »Ich hätte es nie so weit kommen lassen.«
    »Du meinst, im Knast hättest du es nicht geschafft.«
    »Nein. Ich wäre nie bis in den Knast gekommen.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Du willst es nur nicht verstehen«, erwiderte er. »Ich war völlig aus der Spur, Isabelle. Mir war alles scheißegal, wenn man mal von Nick oder Chris absah. Und das reichte nicht, um mich von den Problemen fernzuhalten. In meiner Welt schuldete ich niemandem irgendwas. Nicht einmal den Menschen, die gut zu mir waren. Oder die zu mir standen.«
    Sie sagte kein Wort.
    »Ich wäre inzwischen tot, wenn ich nicht zur Army gegangen wäre. In den ersten fünf Jahren dort war mir immer noch alles scheißegal, und das ist kaum eine gesunde Lebensphilosophie.«
    »Und jetzt ist es anders?«
    »Ja.«
    »Durch die

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