Entfuehrt
Bodyguard. Du warst ein verdammter Vollblut-SEAL«, knurrte Nick. »Was zum Teufel verschweigst du uns noch?«
Chris starrte Jake unentwegt an. Dann sagte er: »Sie weiß es nicht.«
»Was weiß sie nicht?«, fragte Nick.
»Sie weiß nichts davon. Sie glaubt, Rafe sei damals gefangen genommen worden«, gab Jake zu.
»Wie kann Isabelle nicht wissen, dass sie beschützt wird? Weißt du, wie abgefuckt das ist?«, fragte Nick.
Jake schob sich an Nick vorbei und zog einen Stuhl zurück. Er setzte sich, stützte die Ellbogen auf den Tisch und vergrub den Kopf in den Händen. »Ich weiß.«
Augenblicklich veränderte sich die Stimmung im Raum. Er hörte das Kratzen der Stühle, als die anderen sich ebenfalls setzten. Einige Minuten ließen Nick und Chris ihn einfach schweigen.
»Du hast keine Distanz zu ihr«, stellte Chris ruhig fest, als Jake endlich den Kopf hob. »Cal hätte dich niemals bitten dürfen, diesen Job anzunehmen.«
»Ich bin schon zu weit gegangen, um jetzt aufzuhören«, gab Jake zu. »Clutch hat gesagt, er könne den Aufenthaltsort des Mistkerls nicht genau lokalisieren, aber er hätte Gerüchte gehört, er sei auf dem Weg hierher.«
»Du weißt genauso gut wie wir, dass der Kerl innerhalb von vierundzwanzig Stunden auf amerikanischem Boden sein kann. Wir brauchen einen Plan.« Entmutigt fuhr sich Nick mit einer Hand durchs Haar.
»Ich kann sie ja wohl kaum hier einsperren.«
»Das könntest du, wenn du ihr die Wahrheit sagst.«
»Das kann ich Cal nicht antun«, widersprach Jake. »Oder ihr. Himmel, versteht ihr denn nicht? Sie hält sich mit Müh und Not auf den Beinen. Wenn sie davon erfährt …«
Chris legte eine Hand auf seine Schulter. »Wenn sie sich nur mühsam zusammenreißt, weil du ihr etwas vormachst, was glaubst du wohl, wird sie tun, wenn sie die Wahrheit erfährt?«
»Was bringt es denn, wenn ich ihr die Wahrheit sage?«, erwiderte Jake heftig. »Von meinem Standpunkt aus betrachtet, hat sie keinen Vorteil, wenn sie davon erfährt.«
»Es geht nicht darum, welchen Vorteil sie davon hat. Es geht darum, was du verlierst, wenn du es sagst«, erklärte Chris.
»Hast du darüber eigentlich mal nachgedacht?«, fragte Nick leise.
»Ja, habe ich. Aber ich habe auch nicht besonders viele Optionen, wenn ich ihr nichts erzählen darf«, antwortete er. Ein Muskel zuckte in seiner Wange. »Und selbst wenn ich es ihr erzählen könnte, wäre es besser, wenn sie hierbleibt. Wir haben eine gute Alarmanlage.«
»Was machst du, wenn sie merkt, dass sie keinen Schritt ohne dich machen kann? Willst du sie auch begleiten, wenn sie shoppen geht? Wenn sie in den Supermarkt will?«
»Ja«, sagte Jake einfach. »Ich habe kaum eine andere Wahl. Cal meinte, es wird nicht allzu lange dauern. Und ich habe keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Er will ebenso wenig wie ich, dass sie länger als nötig in Gefahr schwebt.«
»Jedenfalls haben wir keine Zeit, uns deswegen zu streiten. Was passiert ist, ist passiert. Wir helfen dir«, versicherte Chris ihm, und Nick nickte zustimmend. »Aber Rafe hatte einen guten Grund, sie am Leben zu lassen, Jake.«
Ihm wurde speiübel. Vielleicht hatte er ja doch eine Infektion oder Fieber. Oder vielleicht … vielleicht steckte er zu tief in der Sache drin, um noch einen Ausweg zu sehen.
Aber im Moment suchte er auch gar nicht nach einem Ausweg. Er blickte zu Nick. »Clutch hat mir erzählt, du hättest kürzlich für ihn gearbeitet.«
Chris fluchte leise.
»Hier geht es nicht um mich«, sagte Nick.
»Noch nicht«, gab Chris scharf zurück.
»Es war keine große Sache. Ich habe ziemlich eng mit ihm kooperiert, als ich drüben war«, erklärte Nick. »Aber da ich durch die Systeme der Armee identifiziert werden kann, hatte Clutch keine Möglichkeit, mir was Größeres anzuvertrauen.«
»Was für ein Job war das genau?«, fragte Jake.
»Wie ich schon sagte, hier geht es nicht um mich. Es geht darum, ob du etwas übernimmst, das du nicht allein bewältigen kannst.«
Jake holte aus, um seinem Bruder eine zu verpassen, aber Chris ging dazwischen.
»Bist du diesem Rafe schon mal über den Weg gelaufen?«, wollte Jake wissen.
»Nein.«
»Verdammt, lüg mich nicht an – nicht jetzt.«
»Ich habe ihn nie gesehen, aber ich hab eine Menge über ihn gehört.« Nick sprach leise, als wolle er eigentlich nicht wiederholen, was er wusste. »Die Afrikaner nennen ihn kivuli , das bedeutet Schatten. Sie glauben diesen abergläubischen Dreck. Aber wenn du mit Clutch geredet
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