Entfuehrt
verbringen. Zumindest nicht in den letzten Monaten. Oder Jahren«, fügte Nick hinzu. Er kam in die Küche und schenkte sich ein Glas Milch ein, das er zusammen mit seinen Medikamenten gegen das Magengeschwür trank. Jake und Chris starrten ihn an. »Was ist?«
»Du trinkst Milch statt Kaffee«, stellte Chris fest.
»Und du nimmst sogar deine Medikamente«, bemerkte Jake.
»Tja, deine Freundin ist echt rechthaberisch«, murmelte Nick.
»Sie ist nicht … ach, vergiss es.« Jake wusste, wie dumm es war, mit seinen Brüdern zu streiten. Damit lieferte er ihnen nur zusätzliche Munition. Daran musste er sich nicht nur im Leben, sondern auch im Kampf gewöhnen – sie waren immer da.
»Der Admiral hat uns beiden gestern eine Ansprache darüber gehalten, dass wir nett zu Isabelle sein sollen«, sagte Nick. »Ich nehme an, die hast du auch schon gehört.«
Jake nickte.
»Ich glaube nicht, dass er damit meinte, du sollst sie hier einziehen lassen«, fuhr Nick fort.
Jake spielte mit der leeren Orangensaftflasche.
»Reden wir darüber?«, fragte Nick.
»Nein«, erwiderte Jake. Und damit war das Thema gewöhnlich beendet. Ein Vielleicht hieß so viel wie: Ich lasse mir die Geschichte aus der Nase ziehen , aber ein Nein bedeutete, dass Nick die Klappe halten sollte, bis Jake beschloss, ihm alles zu erzählen. Wenn er sich denn dazu entschloss.
Aber ja, was zum Teufel trieb er dort überhaupt? Dieser Bodyguard-Helden-Scheiß ging ihm so dermaßen auf die Nerven. Klar, ziemlich viele Leute betrachteten ihn als Helden. Aber er wollte nicht, dass Isabelle ihn auch so sah.
Am vergangenen Abend hatte er Cal gegenüber seiner Besorgnis Ausdruck verliehen, dass seine Brüder schnell Verdacht schöpfen würden. Darum hatte der Admiral Chris und Nick gegenüber beiläufig erwähnt, dass sie ihm einen großen Gefallen tun würden, wenn sie ein Auge auf Isabelle hätten.
Jake hatte sich seine anfänglichen Sorgen immer wieder ins Gedächtnis gerufen. Seit er Isabelle ermutigt hatte, sich auszuziehen.
Die Sache war außer Kontrolle geraten.
Höchste Zeit, sich aus der Schusslinie zu begeben. »Bist du heute auf dem Stützpunkt?«, fragte er Nick, der am ehesten geneigt war, das Thema fallen zu lassen.
»Ja. Ich hab heute den Kurs im Sprachlabor«, antwortete er. Nick wies auf Jakes Flanke. »Haben sie dir schon gesagt, wann du wieder einsatzfähig bist?«
»Könnte noch ein paar Wochen dauern.«
»Ich hab mich gefragt, ob Isabelle in Zukunft auch für unser Team als Ärztin eingesetzt wird«, überlegte Chris. »Ich werde sie danach fragen, wenn sie zurückkommt.«
»Wo ist sie denn?«
»Sie kam vorhin in Laufklamotten die Treppe runter und ist nach draußen gegangen. Darum nehme ich mal an, sie ist … joggen?«
»Und du hast sie gehen lassen?«, wollte Jake wissen, ehe er es sich verkneifen konnte.
Chris hob in gespieltem Erstaunen die Augenbrauen. »Ich wusste ja nicht, dass sie Hausarrest hat.«
»Hat sie nicht«, sagte Jake. Verdammt, es war ein heilloses Durcheinander, das immer noch schlimmer wurde.
Isabelle war gar nicht laufen gegangen, und er war auf Chris’ Trick hereingefallen. Viel zu leicht hereingefallen, das kam erschwerend hinzu.
Nick verschwendete keine Zeit. »In was zum Teufel bist du da reingeraten?«
»Du meinst, in was zum Teufel hat er uns mit reingezogen?«, fragte Chris.
» Sie musste erst mal irgendwohin «, wiederholte Nick Jakes Worte. »Wir wussten ja sofort, dass du Scheiße laberst, aber wenn du dir keine bessere Lüge zurechtlegen kannst, solltest du uns einfach die Wahrheit sagen.«
»Cal hat mich gebeten, auf sie aufzupassen. Euch hat er doch auch darum gebeten«, stieß Jake durch zusammengepresste Zähne hervor. »Das hab ich euch erzählt. Was wollt ihr also?«
»Du hast mich nicht mehr so angestarrt, seit wir kleine Jungs gewesen sind, und es hat schon damals nicht funktioniert. Und jetzt klappt es auch nicht, verdammt noch mal.«
»Sie ist in Schwierigkeiten«, gab Jake schließlich zu. Er war ohnehin überrascht, weil er die genauen Umstände so lange vor seinen Brüdern hatte verheimlichen können. »Cal hat mich gebeten, sie zu beschützen. Dieser Typ … dieser Rafe … er ist … Cal sucht nach ihm. Er macht sich Sorgen, Rafe könnte wegen Isabelle hier auftauchen.«
Chris erhob sich und öffnete die Küchentür, damit sie sofort bemerkten, falls Isabelle die Treppe herunterkam.
»Als ich mich das letzte Mal danach erkundigt habe, warst du jedenfalls kein
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