Entfuehrt
Kaffeebecher um. Die Flüssigkeit rann über den Schreibtisch.
Jake schloss kurz die Augen. »Er hätte ihn fast erwischt.«
Cal drehte sich um. Er starrte aus dem kleinen Fenster am anderen Ende seines Büros.
»Wer waren diese Männer, Admiral?«
»Ehemalige CIA-Mitarbeiter. Ich habe sie angeheuert, damit sie Rafe jagen. Sie konnten an Orte gelangen, die anderen Männern verschlossen blieben«, sagte Cal.
»Wer hat sie beschattet, als Isabelle in Washington wieder angefangen hat zu arbeiten?«, wollte Jake wissen.
»Damals bestand keine Notwendigkeit, sie zu beschatten.«
»Warum nicht? Sie wussten doch, dass Rafe frei herumlief.«
Cal schloss für eine Sekunde die Augen. »Weil Isabelles Mutter ihn dafür bezahlt hat, dass er sich von ihr fernhielt. Weil er das verlangt hat. Die letzte Zahlung hat er aber nicht angenommen. Er hat gesagt, er hätte stattdessen lieber Isabelle.«
»Verdammt, Admiral. Sie haben ihr Leben in Ihre eigenen Hände genommen und mir gleichzeitig die Hände gebunden«, sagte Jake. Seine Stimme wurde lauter. Er zügelte sich noch, aber er wollte so laut wie möglich schreien, um den Mann vor sich niederzumachen.
»Sie vergessen, mit wem Sie reden«, sagte Cal.
Jake atmete tief durch. Er zwang sich zur Ruhe, wandte sich von Cal ab und schaute auf die Wand. Er stellte sich vor, wie gut es sich anfühlen würde, seine Faust durch die Wand zu rammen. Aber er tat es nicht. Stattdessen zählte er innerlich fluchend bis zehn. Es brachte verdammt noch mal nichts. »Es war keine gute Idee, ihm überhaupt Geld zu zahlen.«
»Er hat gedroht, sich an die Presse zu wenden … Das konnte ich nicht zulassen. Es durfte weder der Senatorin noch Isabelle zugemutet werden.«
»Was hat das FBI darüber gedacht?« Jake zögerte einen Moment. In Cals sonst ausdruckslosem Gesicht zeichnete sich eine merkwürdige Regung ab. »Sie haben das FBI nie an der Sache beteiligt, richtig?«
»Je länger das FBI eingeweiht war, umso größer war die Wahrscheinlichkeit, dass etwas an die Presse durchsickert. Die Senatorin und ich haben daher entschieden, es sei das Beste, es von dem Fall abzuziehen, nachdem es seine ersten Ermittlungen abgeschlossen hatte.«
»Für wen sollte es das Beste sein? Isabelles Leben steht auf dem Spiel! Ich hätte geglaubt, Sie würden jeden verfügbaren Mann auf Rafe ansetzen, um ihn zu beseitigen. Kennen Sie den Ruf dieses Mannes? Wussten Sie, dass man ihn den Schatten nennt? Dass man sagt, es sei unmöglich, ihn zu verfolgen und gefangen zu nehmen? Dass er ins verdammte Pentagon eingebrochen ist, nur weil es ihm verdammt noch mal Spaß gemacht hat?«
Rafe, der zugleich überall und nirgends stecken konnte.
Er wartete, dass Cal ihm sagte, er solle schleunigst aus seinem Büro und aus Isabelles Leben verschwinden. Aber es kam nichts. Cal starrte ihn nur an, und zum ersten Mal bemerkte Jake, wie müde der Admiral wirkte. Fast erschöpft. Scheiße.
»Ich bin dabei, Admiral. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Informationen über diesen Kerl zu bekommen. Ich werde alles tun, um Isabelle zu beschützen.«
Kein Lufthauch wehte. Sarah war nicht sicher, ob Minuten oder Stunden vergangen waren, seit sie zusammengebrochen und auf die Knie gesunken war, als wollte sie stumm beten. Sie rührte sich nicht, bis starke Arme sie umschlossen und auf die Füße zogen. Erst dann öffnete sie die Augen und blickte zu Clutch auf.
Sie hatte alles verloren. Ihre Kameras, die Filme und auch ihre Verpflegung und das Essen … Es gab nichts, das sie ihrer Familie schicken konnte. Aber irgendwie war Gott ihr gnädig gewesen, denn sie hatte es geschafft, diesen Mann nicht zu verlieren.
Nun ja, sie hatte nicht alles verloren. Ihren Verstand hatte sie ebenfalls, auch wenn sie schon oft genug versucht hatte, ihn zu verlieren.
»Ich habe ein Auto«, sagte er bloß. »Kommst du mit?«
Ja, sie würde mit ihm gehen. »Clutch, ich …«
»Ich habe deine Sachen aus der Klinik mit«, sagte er ruhig. Seine Arme schlossen sich fester um ihre Taille. »Deine Kameras. Deine Sachen. Du bist nicht zurück in dein Zimmer gegangen, als die Rebellen den Beschuss begannen, darum habe ich sie für dich geholt.«
Er hätte sie nicht bei den Rebellen zurückgelassen. Wenn sie zurückdachte, war sie nicht sicher, ob sie dasselbe von sich behaupten konnte, wenn ihre Rollen vertauscht gewesen wären. »Du passt noch immer auf mich auf.«
»Ich konnte einfach nicht damit aufhören. Ich hab’s versucht … Du
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