Entfuehrung mit Folgen
gehört ihr zu irgendeiner Sekte?“ Meine Stimme schwillt an. „Habt ihr mich entführt, damit ihr eure kranken Rituale mit mir machen könnt? Von wegen Vampirismus und so?! Man sieht es euch echt nicht an, aber ihr seid ja richtig krank!“
Empört stehe ich auf, die beiden sind völlig perplex und bewegen sich nicht. Schnurstracks laufe ich auf die Tür zu, doch kurz bevor ich sie erreicht habe, steht Jason vor mir. Wie ging das denn jetzt so schnell?
„Du bleibst hier.“ Seine Stimme klingt dabei nicht gerade wirklich nett. Ich zucke zusammen und bleibe stehen. Meine Chancen, an diesem Riesen vorbeizukommen, sind relativ gering. Zum ersten Mal wird mir bewusst, wie durchtrainiert er eigentlich ist. Das dunkelblaue Shirt mit V-Ausschnitt betont seine Muskeln perfekt.
Schnell schaue ich wieder hoch und werde rot, weil er mich immer noch anschaut und deshalb meinen schmachtenden Blick mitbekommen hat. Gott, wie peinlich. Mein Entführer soll auf keinen Fall denken, dass ich auf ihn stehe. Das wäre ja noch schöner!
Er packt mich bei den Schultern und dirigiert mich wieder aufs Bett.
„Du bleibst hier“, wiederholt er und verlässt dann mit Steve den Raum. Die Tür wird von außen abgeschlossen. Auf dem Flur kann ich sie heftig diskutieren hören, auch wenn ich sie nicht verstehe.
Ich will meine Chance nutzen und gehe zum Fenster. Als ich es jedoch vorsichtig aufmache und hinaus schaue, blicke ich in gähnende Leere. Das sind mindestens fünf Meter freier Fall. Eigentlich möchte ich nicht so sterben.
Aber wahrscheinlich ist das immer noch besser, als von irgendwelchen Psychopathen, die sich für Vampire halten, ausgesaugt zu werden. Oder?
Ich überlege hin und her. Wenn ich springe, besteht wenigstens noch die Chance, dass ich mir nur was breche. Ich könnte überleben. Ich stehe schon fast auf dem Fensterbrett, da dreht sich der Schlüssel im Schloss wieder um. Mist! Mit einem Satz lande ich wieder auf meinen Füßen und schließe das Fenster. Die beiden scheinen nichts gemerkt zu haben und kommen herein. Naja, eigentlich kommt nur Steve rein. Jason steht im Türrahmen und schaut mich böse an. Was hab ich ihm eigentlich getan? Er hat mich doch schließlich entführt?!
„Okay, Eve. Wir müssen uns unterhalten. Es gibt ein Problem“, sagt Steve und stellt sich gegenüber hin. Ich stehe mit dem Rücken immer noch zum Fenster.
Verständnislos schaue ich ihn an und warte.
„Kannst du mir sagen, was du behalten hast von dem, was ich gerade gesagt habe?“
„Du meinst das, was ich vergessen sollte?“
Er nickt und ich fahre fort. „Dass ihr glaubt, dass ihr Vampire seid und er da“, ich deute mit dem Kopf auf Jason, „mich gebissen hat.“
Es tut mir wirklich leid. Über psychisch gestörte Menschen soll man ja eigentlich nicht lachen. Aber ich kann mich einfach nicht zurückhalten und fange an, zu prusten.
Steve sieht sehr genervt aus und von daher beruhige ich mich schnell wieder. Nicht, dass er mir noch was antut!
„Du kannst dich jetzt wieder an den Anfang des Abends erinnern. Was ist mit dem Rest? Wie bist du nach Hause gekommen?“
Ich schüttele den Kopf. „Weiß ich nicht.“
„Die Erinnerung wird bald wieder kommen. Wann genau, kann ich dir noch nicht sagen. Vielleicht in ein paar Tagen, vielleicht in einem Monat. Fest steht, dass du noch weißt, was ich dir gerade gesagt habe. Und das solltest du nicht mehr wissen.“
Ich verstehe nur Bahnhof. Was will der Typ eigentlich von mir?
„Deswegen bist du in großer Gefahr und kannst noch nicht zurück nach Hause.“
Meine Augen werden groß, doch mir ist noch gar nicht ganz klar, was er da sagt, als er schon weiterredet.
„Wir werden dich einweihen.“
„Aha“, sage ich skeptisch. Jetzt kommt’s. Vielleicht erfahre ich endlich, warum ich verschleppt wurde?
„Also, hier auf der Erde gibt es nicht nur Menschen. Jason und ich sind auch keine.“
Ich weiß wirklich nicht, wo ich hier gelandet bin. Warum sind solche Menschen nicht in der Psychiatrie? Die sind doch eine Gefahr für die Menschheit!
„Und was seid ihr sonst? Aliens? Komisch, ihr seid gar nicht grün“, antworte ich. Jason knurrt. Der Gute hat wohl ein kleines Aufmerksamkeitsproblem. Auch Steve scheint seine Geduld zu verlieren.
„Wir sind Vampire.“
„Das sagtest du bereits“, gebe ich trocken zurück. Naja, so genau hat er das eigentlich nicht gesagt. Nur, dass ich vergessen soll, dass es welche gibt.
Ehe ich mich versehen kann, ist Jasons Gesicht nur noch millimeterweit von
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